wieder; in der Folge, besonders als 1314 der Streit um die römisch-deutsche Königswürde zwi schen Friedrich von Habsburg und Ludwig dem Bayer ausbrach, scheinen jedoch die Schaunberger die politischen Schwächen der österreiäiischen Landesfürsten zu ihrem eigenen Vorteil genützt zu haben: um 1300 begannen sie, sich in ihren Urkunden Grafen zu nennen, seit 1317 be gegnet der Begriff einer schaunbergischen „Graf schaft". Damit drängte die schaunbergische Ter ritorialpolitik, die bereits im 13. Jahrhundert kon sequent eingesetzt hatte, auf eine grundsätzliche Entscheidung der Frage, welche Stellung das schaunbergische Territorium im bzw. zum Lande Österreich einnehmen sollte: entweder als reichsurunittelbares, das heißt nur dem König direkt unterstehendes, eigenständiges Land — die Gra fen dürften bereits um die Mitte des 13. Jahr hunderts Reichsunmittelbarkeit erlangt haben — oder als Teil des Herzogtums Österreich, dessen Herzog seinerseits danach strebte, jede Einmi schung des Königtums in seinem Herrschafts bereich auszuschließen. Diese Problematik be herrschte in der Folge die Politik der habsburgischen Landesfürsten und der schaunbergischen Grafen. Wir können hier nicht alle Einzelheiten nachzeichnen. Nur so viel sei gesagt: zweimal versuchten die Grafen von Schaunberg, ihr Ter ritorium landrechtlich von Österreich abzutren nen — dabei ist es sogar wahrscheinlich, daß sie daran dachten, sich mit ihrem Land im Jahre 1382 dem Lande Bayern anzuschließen —, zweimal scheiterten sie mit ihrer Politik. Entscheidenden Anteil an der Niederlage hatte die militärische Auseinandersetzung zwisäien Herzog Albrecht III. und Graf Heinrich von Schaunberg, die sogenannte Schaunberger Fehde von 1380/81 bzw. 1385/86. Sie wurde vermut lich durch wirtschaftspolitische Maßnahmen des Grafen ausgelöst und endete bekanntlich zu Ungunsten der Schaunberger*®. Die Kampfhand lungen führten zur Besetzung Eferdings und des Schaunberger Landes durch die herzoglichen Truppen, die Burg Schaunberg wurde belagert, wobei der Herzog persönlich anwesend war. Drei Schanzen, die man angelegt hatte, brachten den Belagerern aber nicht den gewünschten Erfolg; als der Winter anbrach, mußten sie unverriditeter Dinge abziehen. Die Belagerung fand auch einen Niederschlag in der Historiographie. Allerdings so, daß wir heute xioch deutlich den Charakter der mündlichen Überlieferung größtenteils unrealistischen Er zählgutes ausmachen können**. So berichten Annalen des niederösterreichischen Zisterzienser klosters Zwettl aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die Belagerer hätten sich, um die Verteidiger zur Aufgabe zu zwingen, beson derer Wurfgeschoße bedient*®. Sie sollen kleine, mit menschlichem Kot gefüllte Gefäße in die Burg geschleudert haben, eine Behauptung, die sich auch im 15. Jahrhundert noch in der österreichi schen Chronik des Wiener Universitätsprofes sors Thomas Ebendorfer findet*®. Während aber die Zwettler Quelle berichtet, diese Stinkbomben hätten nichts genützt und der Herzog sei erfolg los abgezogen, weiß Ebendorfer, der hier ver mutlich den Wiener Hofklatsch wiedergibt**, daß Graf Heinrich das Bombardement von der Burg aus zwar erwidert habe — das herzogliche Zelt soll sogar von einem solchen Geschoß ge troffen worden sein —, daß er aber letztlich die Burg wegen des sich ausbreitenden Gestanks ver lassen und sich dem Herzog ergeben habe. Daran ist natürlich ebensowenig ein wahres Wort wie an der Behauptung des Zwettler Annalisten, der Graf Heinrich habe sich nur deshalb in der Burg halten können, weil er aus der Umgebung des Herzogs die Herren Heidenreich von Maissau und Johann von Liechtenstein mit Geld bestochen habe. Herzog Albrecht soll übrigens die beiden später aus Rache ertränkt haben. Hier wurden spätere politische Zwistigkeiten in falschen zeit lichen und inhaltlichen Zusammenhang ge bracht*®, von der sagenhaften Ausschmückung ganz zu schweigen. " Dazu Stüh, Geschichte 45 £f. u. Regest Nr. 637 sowie Katalog „Die Schaunberger in Oberösterreich", Nr. 87—90. " So schon Stüh, Geschichte 45: „Was sie (= die Chro niken dieser Zeit) erzählen, ist verworren, sagenhaft oder auch ganz irrig, blosse Gerüchte, wie sie allen falls im Volke umher gingen . . . ". Kalendarium Zwetlense ad annum 1375 (ed. Wilhelm Wattenbach, MGH, SS 9,1851) S. 694 f. Cronica Austrie lib. III (ed. Alphons Lhotshy, MGH, SS rer. Germ., NS 13,1967) S. 297. " Vgl. die Bemerkungen Lhotskys a. a. O. 297, Anm. 6, u. 298, Anm. 4.
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