OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 3/4

Propstes, wie sie Kink vertrat, gibt es jedodi nicht die geringsten Anzeichen®^. Wie sehr sich die Geschichtsschreibung — dies gilt übrigens auch für unsere Tage — davor hü ten muß, Denkmuster aus ihrer Gegenwart kri tiklos in die beschriebene Vergangenheit zu über tragen, zeigt auch die im vorigen Jahrhundert vertretene Ansicht, die Schaunberger hätten sich im 14. Jahrhundert im Donautal als Raubritter hervorgetan^-. Anlaß für diese Beurteilung dürf ten verschiedene Erhöhungen der Aschacher Mautsätze und eine auf den Schutz des eigenen Territoriums ausgerichtete Wirtschaftspolitik der Schaunberger gewesen sein®®. Wenn nun die Grafen als Inhaber der Donaumaut in Aschach mitunter Schwierigkeiten bei der Einhebung hat ten und sie manchmal deswegen mit Zahlungs unwilligen in Streit gerieten (z. B. mit Regens burger Kaufleuten)®^, wird man sie deshalb noch nicht als Raubritter bezeichnen dürfen. Hier wirkte wohl noch immer die Vorstellung nach, von der sich auch habsburgisch gesinnte Historiographen des vorigen Jahrhunderts noch nicht freimachen konnten®®, daß nämlich die Grafen unverbesserliche Störenfriede der landesfürstlichösterreichischen „Ordnung" gewesen seien. Deutlich ist diese Tendenz z. B. der „Topogra phie des Erzherzogthums Oesterreich" (Dekanat Peyerbach) von 1839 zu entnehmen, wo etwa da von die Rede ist, „der trotzige Uebermuth eini ger Grafen (habe) sie unter die Oberlehensherr lichkeit der Herzoge von Oesterreich" gebracht; und weiters von Rebellen und vom Mißbrauch des Zollrechtes in Aschach „zur Plünderung der Kaufleute von Regensburg, Kölln, Augsburg etc. und zum Nachtheile des ganzen Landes ...®®." Schließlich müssen wir uns noch mit einer wei teren, von Christian Gold aufgestellten Behaup tung befassen, wonach Graf Ulrich von Schaunberg (t 1373) der Erzieher des Herzogs Ru dolf IV. von Österreich (1358—1365) gewesen sei®^. Da sich daraus ein besonderes Nahverhält nis zwischen dem Hause Habsburg und dem Ge schlecht der Schaunberger ergeben haben würde, wollen wir die Kritik dieser Aussage dazu benüt zen, die Beziehungen zwischen Habsburgern und Schaunbergern in aller Kürze zu skizzieren. Den Nachweis, daß Graf Ulrich von Schaunberg allein schon wegen des geringen Altersunterschiedes nicht einer der Erzieher des jungen Herzogssoh nes Rudolf gewesen sein kann, verdanken wir Jodok Stülz®®. Derselbe Forscher machte auch wahrscheinlich, daß unter jenem Schaimberger, der nach Aussage des Kärntner Abtes Johann von Viktring einer der Erzieher der Söhne Her zog Albrechts II. gewesen sein soll, Graf Kon rad von Orth (an der Donau), der Begründer einer eigenen, nicht lange existierenden niederösterreichischen Linie des Hauses Schaunberg, zu verstehen sei. Die Tatsache, daß ein Graf von Schaunberg an der Erziehung der Söhne des österreichischen Herzogs beteiligt war, bleibt demnach bestehen, und sie wirft ein bezeichnen des Licht nicht nur auf Bildung und Persönlich keit des Grafen, sondern auch auf dessen Wert schätzung durch die Habsburger. Soweit wir sehen, standen die Herren von Schaunberg in der Gunst der Habsburger, seit diese nach dem Interregnum im 13. Jahrhundert die Landesfürsten Österreichs geworden wa ren®®. Die Schaunberger hatten sich König Ru dolf von Habsburg in seinem Kampf gegen den böhmischen König Premysl Ottokar II. ange schlossen und empfingen auch bald ehrende Auf gaben als Diplomaten und Schiedsrichter. An der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert allerdings kam es zu einer ersten Auseinandersetzimg. Wahrscheinlich ging es damals um die Herrschaft Waxenberg im Mühlviertel, die Herzog Al brecht 1. 1291 den Schaunbergern, die Waxen berg ihrerseits von den Griesbach-Waxenbergern geerbt hatten, abnahm. Man versöhnte sich aber " Vgl. Stüh, Ueber den Grafen Ulridi 325 f. und Hubert Strzewitzek, Die Sippenbeziehungen der Freisinger Bischöfe im Mittelalter (Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte 16,1938) 117,150, 219 ff. Topographie d. Erzherzogthums a. a. O. 266 f.; Stüh, Geschichte Regest Nr. 637. .13 Vgl. dazu Stüh, Geschichte Regest Nr. 637. " Stüh, Geschichte 28. »5 Vgl. Haider a. a. O. 26. »» A. a. O. 266 f. 3' Annales Matseenses ad annum 1365, S. 833: „Rudolfus IV., archidux Austrie sepedictus, persecutor cleri, obiit in Mediolano ... relinquens suum pedagogum seu tirannum Ulricum comitem de Schawenberch in dyocesi Pataviensi". "8 Stüh, Ueber den Grafen Ulrich 329 ff.; ders., Ge schichte 43 f. 8» Zum Folgenden siehe Stüh, Geschichte 18 ff. und neuerdings Haider a, a. 0.15 ff.

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