In Asdiadi an der Steyr kreuzten einander oft die Züge, wobei Pfiffe zur Signalisierung hinund hergesandt wurden. In der nächsten Station, der Sommerhubermühle, dem ehemaligen Miteregg, haben wir den ersten Betriebsanschluß. Über eine mächtige Brücke, einer gewaltigen Eisenkon struktion von 80 m Länge, überqueren wir die Steyr (zum ersten und einzigen Mal) imd errei chen Waldneukirchen. Der Ort seilbst ist kilo meterweit von der Station entfernt, bei der sich ein Sägewerk (mit Gleisanschluß) befindet. Crünhurg ist vom Wirtschaftlichen her gesehen (sicher beim Personenverkehr) der wichtigste Bahnhof der Linie. Hier ist für einige Personen züge bereits Endstation, die weitere Strecke wird per Autobus zurückgelegt. Die Bedeutung wird allein aus dem Umstand ersichtlich, daß im Mo natsdurchschnitt an die 600 Fahrkarten verkauft wurden. Auf der gegenüberliegenden Seite se hen wir Steinbach an der Steyr. Es war sehr wohl nötig, die Häuser nahe an den Fluß zu bauen, war er doch für die zahlreichen Betriebe Lebensader. So betrieb einst in Steinbach ein einziges Was serrad die Gewerke. Und von Steinbach aus zo gen in der Gegenreformation die evangelischen Messerer nach Solingen. Früher gab es in Grünburg oft längere Aufent halte, die Lokomotiven mußten Wasser fassen. Weiter geht es nach Unterhaus und zur Haunoldmühle (mit Gleisanschluß zur dortigen Pappe fabrik), ehe wir nach Leonstein kommen. Im ehemaligen Schloß Felchta ist heute ein Landes jugendheim untergebracht, über dessen Tor wir das oberösterreichische Landeswappen bewun dern, das ein ehemaliger Bediensteter der Steyrtalbahn, der Zugbegleiter i. R. Franz Mödlagl, der im Tal als „Herrgottsschnitzer" bekannt war rmd ist, geschnitzt hat. Von der früheren Burg Leonstein ist nur mehr der Burgberg übriggeblie ben. Vorbei an der längst aufgelassenen Haltestelle Leonstein (die dem Ort näherlag), nachdem wir auf einer vierzig Meter langen Brücke den Rinnerbergbach überquert haben, erreichen wir xmseren gewaltsamen Endpunkt, den Bahnhof Molin. Der Ort ist zwar erst in einem längeren Fußmarsch zu erreichen, aber ein Besuch lohnt sich bestimmt, werden doch dort — quasi in einem Weltmonopol — die Maultrommeln er zeugt. In früheren Jahren, zur Mollner Narzis senzeit, glichen die Sonntagszüge von Mölln nach Steyr wahren Blumenschlangen. Heute ist diese Romantik vorbei, die weißen Blumen wandern nur mehr in die Kofferräume der Autos. Nur noch Güterzüge und Sonderzüge fahren auf der restlichen Strecke. Nach Mölln erreichen wir die Station Agonitz, jahrelang Endpunkt der Steyr talbahn. Uber tiefe Gräben, die durch kühn-bescheidene Via dukte überbrückt werden (Finstergraben, Plan graben) geht es ziun engen Steyrdürchbruch, dem „Grand Canyon" Oberösterreichs. Die Sonder züge sind hier zu einem längeren Fotoaufent halt gezwungen, denn die romantische Schlucht und der 76 m lange Viadukt wollen auf die Filme gebannt werden. Frauenstein war die letzte Station vor Klaus. Jen seits des Flusses, auf einem Kegel, steht die kleine Wallfahrtskirche zu Unserer Lieben Frau am Stein, die als Kostbarkeit die berühmte Schutzmantelmadonna des Gregor Erhart von 1515 birgt... Einige hundert Meter nach Frauenstein überque ren wir den Herndlgraben, durch den einst die Kremstalbahn geführt wurde. Herndl resp. Hörndl sollte nach dem Willen der Gründer Endstation der Steyrtalbahn — und Anschluß an die Kremstalbahn sein. Es kam aber anders — und so benützt noch immer die Steyrtalbahn auf ihrem Weg nach Klaus auf einigen hundert Me tern die alte Trasse ihrer großen Schwester. Klaus mit seinem Schloß, der alten Bergkirche und dem neuen Badesee war also die Anschluß stelle an die Pyhrnbahn, wobei man abschließend festzustellen hat, daß unsere Bahn und deren Benützer mit günstigen Anschlüssen niemals ver wöhnt war. Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen die Steyr talbahn (und ihre Liebhaber) zu kämpfen haben, ist ihr noch ein langes Leben zu wünschen. Wir können dies mit einem Spruch tun, den ein Steyrtalbahn-Freund dem Landwirt Friller, dem Zinganell in der Mollner Breitenau, versehen mit einer Zeichnung ins Gästebuch geschrieben hat: „Mit Volldampf fahr' — noch viele Jahr'!"
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