umgeladen werden. Heute wird nur mehr in Klaus umgeladen. Dies erfordert zusätzliche Zeit und Mehrkosten. Und je stärker der Güterver kehr auf der Straße wurde, desto mehr fiel dieser Umstand ins Gewicht. Während des Ersten Weltkrieges wurde zwi schen Garsten und Letten ein Rollschemelbetrieb eingeführt. Normalspurwaggons konnten gewis sermaßen „huckepack" auf einem Schmalspur untersatz befördert werden. Die Rollschemel wurden von der Staatsbahndirektion Prag von den Linien Neuhaus—Neubistritz und Neuhaus— Wobratain abgezogen und nach Garsten über stellt. Daß die gesamte Bahnanlage für das zusätzliche Gewicht von Normalspurwaggons nur bedingt geeignet war, spielte wenig Rolle, es war Krieg, und in Steyr gab es schließlich eine Waffenindu strie. Fast 1000 Normalspurwaggons wurden auf diese Art zwischen Garsten imd Steyrdorf (Steyr Lokalbahnhof) bzw. Steyrdorf und Letten beför dert. Nachdem aber das Umladen auch heute noch das größte Problem beim Güterverkehr darstellt (1978 wurden 15.600 t rungeladen), liegt der Ge danke nahe, doch wieder einen Rollschemel betrieb einzurichten. Pläne wurden zwar immer wieder gewälzt, aber geschehen ist bisher nichts. Die Streckenbeschreibung beginnt mit Garsten, dem Anfangspunkt der Steyrtalbahn. Hier ist die Verbindung zur Ennstalbahn, der einstigen Kronprinz-Rudolf-Bahn, gegeben. Hinter dem Bahnhof Garsten befinden sich die Zugförder stelle, das rußgeschwärzte Heizhaus (eine Loko motive muß Stunden vor dem Einsatz befeuert werden) und die Werkstätten. Sie sind unter an derem ein Mekka der Eisenbahnfreunde. Von Garsten verläuft die Bahntrasse in einem weiten Bogen hinauf nach Sarning, dem ehemali gen „Halbgarsten". Die Steigung beträgt 25 Pro mille, und man merkt es den kleinen Lokomoti ven förmlich an, wie sie sich hinaufplagen. Das unternehmungslustige Stampfen der Kolben wird mit jedem Meter beschwerlicher, und eine riesige Rauch- und Dampfwolke zeugt von der Anstren gung. Am reizvollen Wasserfall des Teufelsbaches, der winters malerisch gefriert, und der bezeichnen derweise in der Nähe des Schlosses Engelsegg liegt, vorbei, erreichen wir den einstigen „Haupt bahnhof" unserer Bahn, Steyrdorf (Steyr-Lokalbahnhof), heute — tempora mutantur — nur mehr eine unbesetzte Haltestelle. Von dort geht es abwärts in das Augebiet des in einige Arme gespaltenen klaren Steyrflusses. Unterhimmel hat früher die nächste Haltestelle geheißen, heute ist ihr der wesentlich zugkräfti gere Name Christkindl beigefügt. Auch hier, bei dieser kleinen einstigen Industrieansiedlung und dem „Christkindl in der Höh'" zeigt sich der schon bei Engelsegg/Teufelsbach bemerkte reiz volle Gegensatz. Die meisten Christkindl-Besucher reisen heute per Auto den Weihnachtsort von der Straßenseite her an, nicht wissend, wie romantisch die Fahrt nach Unterhimmel und der Spaziergang hinauf zur Wallfahrtskirche sind. Übrigens benützen die Garstner, die zur Be suchszeit in das Krankeirhaus Steyr fahren, noch immer die Steyrtalbahn bis Unterhimmel-Christkindl als die dafür beste Verbindung. Eineinhalb Kilometer weiter halten wir bei Schloß Rosenegg, das hinter hohen Bäumen in Kaisergelb von besseren Zeiten träumt. Einst dem Stifte Garsten zugehörig, ging es 1909 in Werndlschen Besitz über". Pergern war bis 1966 Schmalspurbahnknotenpimkt. Von hier zweigte die Flügelbahn nach Bad Hall bzw. Sieming ab. Auf einer sehr schma len Trasse zwischen fast senkrechten Konglome ratwänden tmd der Steyr fahren wir weiter nach Neuzeug. Heute ist es in der früheren Messer industriesiedlung, die sich an die Felsen des Prall hanges schmiegt, still geworden. Verlassene Fa briksgebäude zeugen noch vom einstigen Ge werbefleiß. Eßbestecke gingen vor Jahren von hier aus in alle Welt. Nur einen Steinwurf weiter (fast könnte man so sagen) befindet sich Letten mit einem Zweig betrieb der Steyr-Werke, bereits unter Josef Werndl ein mächtiger Industriebetrieb. Es ist vielleicht bezeichnend, daß das Anschlußgleis zur Fabrik nicht mehr besteht; man verläßt sich beim Transport der Güter mehr auf die Straße denn auf die Bahn. " Norbert Grabherr, Burgen und Schlösser in Oberöster reich, Linz 1970, S. 297 f.
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