der Fahrt den Salonwagen benützen, da Clark und seine Herren in den „bequemeren" Vieradisern Platz genommen hatten^®. Auch gab es in den Waggons keine elektrische Beleuchtung, so daß die Reisenden bei den Abendfahrten (das kam besonders im Winter zum Tragen) im Dunkeln sitzen mußten. Der Schaffner bediente sich einer Lampe, die mit Karbid gespeist wurde (früher wurde sogar Rüböl dazu verwendet), um die Fahrkarten zu kontrollieren. Am 31. Dezember 1966 ging ein Stück Romantik mit der Stillegung der Flügelbahn Pergern—Sierning zu Ende. Der Straßenverkehr hatte die Bahn in der Bedeutung bei weitem überflügelt und ihr endgültig ein Aschenbrödeldasein be schert. Die letzte Fahrt am Silvestertag gestaltete sich zu einem Volksfest. Die Lokomotive — die alte „Molin", die auch den ersten Zug von Pergern nach Bad Hall gezogen haben soll und die heute als ihr eigenes Denkmal im Garten der Taborschule in Steyr steht — war mit einem traurigen Papiergesicht geschmückt, und eine schier unüber sehbare Menschenmenge erwartete um 14 Uhr in Sierning den letzten fahrplanmäßigen Zug. Der Steyrer Zeitung blieb nur die Feststellung, daß man nie und nimmer an eine Einstellimg gedacht hätte, „wäre die Steyrtalbahn-Nebenstrecke Per gern—Sierning in den letzten Jahren nctr halb so gut besetzt gewesen"^^. Tatsächlich fanden viele „Mitreisewillige" im Zug einfach nicht mehr Platz und stellten sich auf die Trittbretter der Waggons. Bei der (eben falls nicht mehr existierenden) Brauerei in Sierninghofen gab es Freibier, und viele ertränkten bzw. betäubten ihren Abschiedsschmerz. Die Schienen sind schon seit vielen Jahren ab montiert, und die Bahntrasse ist nur mehr an einigen Stellen zu erkennen. In diesem Sinne wurde mit 26. Mai 1968 auch der Personenverkehr zwischen Mölln und Klaus eingestellt. Auch hier gestaltete sich die Fahrt des letzten fahrplanmäßigen Personenzuges zu einer Demonstration. Hunderte Menschen bevölkerten die Bahnhöfe und unbesetzten Haltestellen, Mu sikkapellen spielten auf (unter anderem Trauer märsche), aber „von der Bundesbahndirektion war kein Vertreter erschienen, die Waggons wa ren nicht geschmückt"®®. Seither benützen nur noch Güterzüge und Sonderzüge die Strecke zwi schen Mölln und Klaus. Mit dieser Einstellung sollte nach dem damaligen Willen der Bundesbahn ein „Dreistufenplan zur langsamen Umgewöhnung auf die Einstellung"®® eingeleitet werden. Der oben erwähnten Einstel lung sollte eine Einschränkung des Personenver kehrs Garsten—Grünburg und schließlich die Umstellung des gesamten Verkehrs auf Auto busse folgen. Aber schon damals wurde dem die Fremdenverkehrswirksamkeit der Steyrtalbahn entgegengehalten®®. Trotzdem meldete die Steyrer Zeitung im Zu sammenhang mit der letzten Einstellung: „Die restliche Strecke ... bleibt noch einige Zeit in Betrieb®^." Zu dieser Zeit betrug das jährliche Defizit an die 15 Millionen Schilling, und überhaupt wurde festgestellt, daß seit 1957 die Personenfrequenz um 43 Prozent gesunken sei. Über den Güter verkehr gab es 1960 folgende Diagnose: „Im nördlichen Teil der Steyrtalbahn ... bleibt der Versand unbedeutend (etwa 100 Tonnen je km). Nach dem Eintritt ins Gebirgsland steigt er je doch auf 1300 Tonnen, gebildet von Holz, Holz waren und Pappe. Das stärkste Aufkommen hat die Strecke Pergern—Sierning mit rund 2000 Tonnen, worin der Emteverkehr (Zuckerrüben und Zichorien) eine besondere Rolle spielt®®." Anfang der siebziger Jahre wurde dann begon nen, die Steyrtalbahn als echte Fremdenverkehrs attraktion zu betrachten, sie war ja wirklich die letzte mit Dampf betriebene Schmalspurbahn Österreichs, und Eisenbahnliebhaber aus dem Inund Ausland reisten an, um das Bähnchen zu sehen. Die bis heute beliebten Sonderfahrten (nur mehr mit diesen kann man als Fahrgast die volle Freundliche Mitteilung des Zugbegl. i. R. Franz Mödlagl, Steyr. " Steyrer Zeitung vom 5. 1.1967. Steyrer Zeitung vom 31. 5.1968. Steyrtalbahn-Chronik, Blatt 31. In einer Stellungnahme des LAbg. Bgm. Wolfsegger, Mölln. Steyrer Zeitung vom 31. 5. 1968. Franz Lang, Der Güterverkehr der österreididsthen Eisenbahnen. In: Wr. Geogr. Schriften, Wien 1960, S. 39.
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