OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 3/4

essantes Protokoll über die politische Begehung und die Enteignungsverhandlungen für die Strecke Agonitz—Klaus aufbewahrt. Daraus ist zu ersehen, daß audi schon damals Leute ver suchten, aus allem Möglichen Kapital zu schlagen: Ein Hausbesitzer, dessen Haus knapp außerhalb der Feuersdrutzzone stand, wollte sein Strohdach durch ein anderes ersetzt haben. Unter Hinweis auf die Zonen begrenzung wurde dem Ansinnen aber nicht stattge geben. Der Ramsbauer in Klaus erklärte, dem Projekt nur zu stimmen zu wollen, wenn die Bahnverwalttmg keine Schadenersatzforderungen stellen würde, falls er beim „gesetzmäßigen Holztransport" den Bahnkörper be schädige. Die Firma Schratz versuchte, ihren Steinbruch in Steinwänd (knapp vor dem Hemdlgraben) wegen des Be triebserschwernis ses durch die Bahnlinienführung um 10.000 Kronen loszuwerden, war aber bereit, ihn sofort wieder zu pachten". Das bemerkenswerteste Bauwerk auf dem letz ten Abschnitt ist zweifellos der Viadukt beim Steyrdurchbruch. Am 26. Oktober 1909, also auch nach der fest gesetzten Zweijahresfrist, konnte schließlich die Steyrtalbahn als vollständige Bahnlinie betrach tet werden. An diesem Tage wurde der Betrieb Agonitz—Klaus bzw. Garsten—Klaus in vollem Umfang aufgenommen — und damit war eines der schönsten Flußtäler unserer Heimat durch die Schiene voll erschlossen. Die Frage, ob sich die finanziellen Erwartungen der Aktionäre aus dem Betrieb der Steyrtalbahn erfüllten, ist mit einem klaren Nein zu beantwor ten. Wenn überhaupt, kann man höchstens eine Umwegrentabilität sehen durch die Vereinfa chung von Transportmöglichkeiten im Tal. Wenn wir die Aktienverzinsung betrachten, tritt das klar zutage. In zehn Jahren (1893, 1894, 1898, 1905, 1906, 1907, 1908, 1909, 1913 und 1914) gab es eine einprozentige Dividende, 1891 und 1915 wurden zwei Prozent ausbezahlt. In den Weltkriegsjahren kletterte die Verzinsung auf ganze vier Prozent; in den übrigen Jahren gab es keine Dividende. Nach dem heutigen Wissen, wonach öffentliche Verkehrsmittel kaum aktiv geführt werden kön nen, sind die oben angeführten Zahlen durch aus nicht außergewöhnlich. Die Aktionäre hatten sich allerdings mehr erwartet, hatte doch Josef Ritter von Wenusch noch in seinem Vortragt® von zwölf Prozent, die beispielsweise in England ausbezahlt wurden, gesprochen. Dabei war die Ausnützung der neuen Bahn durchaus nicht schlecht. Im Durchschnitt benütz ten jährlich (bis zum Ersten Weltkrieg) etwa 150.000 Reisende die Bahn, und das Transport aufkommen lag in diesem Zeitraum bei jährlich 55.000 t. Trotz guter Auslastung fielen die Aktien ständig: „1914 notierten die Aktien zu nominell 200 Kro nen laut Kursblatt... an der Wiener Börse mit 55 Kronen®®." Als nun gar die Schillingwährung eingeführt wurde, ergab sich ein noch traurigeres Bild: „Die Aktien zu nominell 30 öS hatten 1928 gar nur einen Kurswert von 3 öS®'!" Dabei war in den Jahren 1913 bis 1929 die Zahl der Reisenden sprunghaft angestiegen und hatte 1921 sogar die Grenze von einer halben Million überschritten. Die Güterbeförderung blieb im großen und ganzen gleich (zwischen etwa 40.000 und 60.000 t), ausgenommen im Ersten Welt krieg, wo die Marke von 100.000 t überschritten wurde. Wie „gesund" die Kriegs jähre für die Steyrtalbahn waren, zeigt ein Vergleich mit den Jahren des Zweiten Weltkrieges, in denen auch wieder Spitzenwerte erreicht wurden. Leider kam mem immer tiefer in die roten Zah len, was sicher auch bedingt war durch die Welt wirtschaftskrise und die permanente österreichi sche Wirtschaftskrise seit dem Ende der öster reichisch-ungarischen Monarchie. Schließlich war das Defizit so groß, daß an eine Einstellung der privaten Bahn gedacht werden mußte. Doch da sprang der Bund als „rettender Engel" ein und übernahm den Betriebsabgang, wobei die Bahn wie bisher weitergeführt werden konnte. Zur Wahrung der Bundesinteressen saß allerdings ein technischer Beamter der österreichischen Bun desbahnen in der Direktion der Steyrtalbahn auf dem Steyrer Stadtplatz®®. Im August 1933 wurde schließlich wegen allzu Vgl. Steyrtalbahn-Chronik, Bl. 7. " Vgl. Wenusch, S. 7 ff. Tausche, a. a. O., S. 16. Siehe Anm. 20. ^ Freundliche Mitteilung von Herrn BB-Insp. 1. R. Mayrhofer, Steyr.

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