OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 3/4

Die Strecke von Garsten nach Grünburg hatte sicherlich keine sonderlichen Probleme hinsicht lich Geländebeschaffenheit und Brückenbauten (ausgenommen die 80 m lange Eisenbrücke über die Steyr bei Waldneukirchen, deren Errichtung den Bau etwas bremste) gebracht. Aber diese Strecke war nur die erste Bauetappe gewesen, der schwierigere Streckenabschnitt stand noch bevor: etliche Brücken waren über Gräben und Nebengerinne des Steyrflusses zu schlagen, außer dem waren die Geländeschwierigkeiten nicht leicht zu überwinden. Aber auch dieser Abschnitt wurde sehr schnell fertig: am 18. November 1890 kormte die Er öffnung der Teilstrecke Grünburg—Mölln—Agonitz (über 12,5 km) begangen werden. Diesmal waren es zwei Sonderzüge mit je sechs Waggons, die nach Grünburg unterwegs waren. Illustre Ehrengäste waren unter anderem Offi ziere von Gewehrübernahmskommissionen aus Deutschland, Ungarn, Bulgarien und Chile. Bei den Toasts in Wecht's Gasthaus bei Mölln wurde der Hoffnung Ausdruck verliehen, die restliche Strecke „hoffentlich schon im Mai Ig92"i6 befahren zu können. Diese Hoffnung erwies sich aber als trügerisch (siehe unten), ob wohl die Ehrengäste bereits einen Teil der künf tigen Trasse besichtigen konnten. Innerhalb der in der Konzessionsurkunde befri steten zweijährigen Bauzeit war also nur der Streckenabschnitt Garsten—Grünburg dem Ver kehr übergeben worden, die Teilstrecke Grün burg—Agonitz hatte diese Frist bereits über schritten. Dem Wunsch nach einer Verbindung von Steyr über Sierning nach Bad Hall entsprechend, wurde am 21. September 1890, also noch während des Baues des zweiten Streckenabschnittes der Hauptlinie, die Konzession zum Bau und Betrieb einer Flügelbahn von Pergern (Anschluß an die Steyrtalbahn) nach Bad Hall erteilt. Am 1. Dezember 1891 konnte auch diese Linie feierlich eröffnet werden. Bei dieser festlichen Eröffnung waren wieder zwei Züge unterwegs, einer aus Steyrdorf, der zweite aus Agonitz. Die Attraktion war die fünf zig Meter lange eiserne Brücke über die Steyr unmittelbar nach Pergern, dem Anfangspunkt der neuen Flügelbahn. In Sierninghofen gab es ein „Würstelfrühstück" (gespendet von der Be sitzerin des Landerlgutes) fiir die Ehrengäste. Es sollte sich herausstellen, daß diese die Stär kung auch notwendig hatten, denn bei Kilometer 8,6, kurz vor dem Scheitelpunkt der Strecke in Steinersdorf, entgleisten infolge der kleinen Sen kung einer Schiene die Vordergestelle des Ge päckwagens und zweier anderer Waggons. Der zweite Festzug wurde rechtzeitig angehalten, und mit Hilfe kräftiger Bauernburschen gelang es in einstündiger Arbeit, den Zug wieder flottzu machen. Unbeschadet dessen nahmen die Festlichkeiten ihren Verlauf, und die Steyrer Zeitung koimte abschließend vermelden: „Ohne jeden Unfall trafen beide Festzüge in ihren Endpunkten Ago nitz und Steyr-Garsten ein^^." Damit war aber etwas erreicht worden, was ur sprünglich an dieser Stelle gar nicht vorgesehen war: die Verbindung mit dem Kremst<d über die Stichbahn von Rohr nach Bad Hall, die ja heute noch besteht. Diese war ursprünglich für den „Herndlgraben" (alte Trasse der Kremstalbahn vor Klaus) vorgesehen und konnte erst Jahre später (siehe unten) erreicht werden. Den Bau der beiden letztgenannten Abschnitte hatte der Bauunternehmer Ritter von Pischof durchgeführt. Aber vorerst zurück zur Hauptstrecke! Der End ausbau der Strecke von Agonitz bis Klaus berei tete Schwierigkeiten, die vor allem im finanziel len Bereich lagen. Eine Änderung der Lage er gab sich durch ein Gesetz vom 18. 7.1905 „be treffend die Beteiligung des Staates an der Kapi talbeschaffung für mehrere Lokalbahnen". 780.000 Kronen waren hiefür vorgesehen. In die sem Jahr wurde auch die Kremstalbahn aus gebaut, die Schleife im Herndlgraben konnte durch den Tunnelbau vor dem Bahnhof Klaus aufgelassen werden; selbstverständlich waren auch die Umbaupläne dieser Bahnlinie Grund für die fast zwanzigjährige Wartezeit der Steyrtal bahn auf ihre Fertigstellung gewesen. Mit RBGl. 1905, LXXXIV. Stück vom 28.12.1905 wurde die Konzession auf zwei Jahre erteilt. In der Steyrtalbahn-Chrorük ist ein sehr interSteyrer Zeitung vom 23,11.1890. " Steyrer Zeitung vom 6.12.1891.

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