OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 3/4

naditsfest, das Hochfest des Friedens und der Freude, würdig vorbereiten, damit wir die Erlösungsfrüchte deines Sohnes, imseres Herrn Jesus Christus, zu ge nießen verdienen, der mit dem Vater und dem Heiligen Geiste als gleicher Gott lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen." Am Abend des Herbergstages, bevor das Bild von der Rotte zum Aveläuten in das nächste Haus getragen wird, versammelt sich die Familie noch einmal um das Herbergsbüd und singt: „Segne du, Maria ..oder ein Adventlied, und die Herbergsmutter betet das Abschiedsgebet: „Allerreinste Jungfrau und Gottesmutter Maria! Laß dir noch einmal innig danken für deine gütige Einkehr bei uns. Wir danken dir für alle deine Gnaden imd Wohltaten, die du uns in dieser Zeit geschenkt hast. Liebste Mutter Maria! Verzeih, wenn wir gegen dich und dein göttliches Kind nicht immer so waren, wie wir hätten sein sollen und du von uns erwarten durftest. Aber du bist ja die gütigste und mildreichste Mutter, und darum blicken wir trotz unserer Fehler und Schwach heiten voll Vertrauen zu dir auf, Allerseligste, unbe fleckte Jungfrau und Gottesmutter Maria! Du kehrst nun bei einer anderen Familie ein, um einen Tag dort zu verweilen., Bringe allen recht viel Gnade und Segen mit! Geh nicht von hier fort, ohne uns voll mütter licher Liebe und Huld zu segnen. Segne uns und alle unsere Lieben und nimm uns unter deinen Schutz. An deiner lieben Mutterhand führe uns auch ferner durchs Leben, bis wir einstens, vereint mit dir, dein göttliches Kind, unsern Herrn und Heiland Jesus Christus, schauen dürfen. Amen." Eine zweite Form konnte ich hauptsächlich in aus gesprochen ländlich-bäuerlichen Bereichen, in Ortschaften und Dörfern antreffen, in denen man bemüht ist, nach Möglichkeit aus jedem Haus einen Teilnehmer zu stellen, zumal es ja den meisten inneres Anliegen und Ehrensache ist, diese vorweihnachtlich christliche Brauch tumshandlung mitzuerleben (Abb. 1 u. 2). Hiezu läßt sich ein Beispiel einer regen Tätigkeit des Herbergsuchens aus der Ortschaft Auerbach bei Hirschbach, Bez. Freistadt, anführen: Auerbach besteht aus rund 30 Häusern und bil det beständig drei Neunerrotten. Der Kultgegen stand stellt ein goldgerahmtes Bild über die Hl. Familie und den abweisenden Wirt dar. Auf der abgedeckten Rückseite des Bildes konnte ich kräf tig eingezeichnet „1899 I. Gruppe" erkennen, was auf den Beginn des Herbergsuchens schlie ßen läßt. Die bäuerlichen Gewährsleute^ erzähl ten mir über den Ablauf der gegenwärtig geüb ten Form dieses vorweihnachtlichen Brauches wie folgt: Jährlich versammeln sich zu Begiim des Her bergsuchens zum Aveläuten alle drei Rotten in der Dorfkapelle. Nach dem gebeteten Englischen Gruß verrichtet die Vorbeterin neben dem auf gestellten Herbergsbild und der Muttergottes statue des mit Kerzenlicht erleuchteten Altares das allgemeine Herbergsgebet „O Maria, versam melt sind wir hier vor deinem Bilde..."®. So dann folgt eine Marien-Litanei und zuletzt wer den drei Vaterunser gebetet, in die alle Verstor benen der Dorfgemeinde und alle an dieser Her bergsuche Verhinderten eingeschlossen werden. Hierauf verlassen die Rotten die Kapelle und folgen jeweils dem ihrer Gruppe voranschreitenten BiU- und Laternenträger zu dessen Herberge (Abb. 3). Dieser bekommt das Herbergsbild auch als erster, da er es im Vorjahr als letzter zur Verehrung und anschließenden Verwahrung er hielt. Somit ist der im Vorjahr letzte zu Beginn der nächsten Herbergsuche in der Reihung der erste. In dieser ersten Herberge (Kammer), in der das Bild einen Tag verbleiben soll, wird es vom Beherberger traditionsgemäß (siehe auch spätere Beschreibung!) übernommen imd durch persönliche Gebete verehrt. Nachtsüber verwen det man heute statt dem zum Herbergsbild ge hörigen Kerzen- oder öllicht auch eine elektrische Kreuzbirne. Bevor am darauffolgenden Tag zum Aveläuten das Bild vom Beherberger in das nächste Haus weitergetragen wird, betet dieser das Abschieds gebet: „Nun ist es wieder zum Scheiden, o liebste Mutter Maria! Wie schmerzlich ist mir der Abschied von deinem Bilde, wie schlecht bist du bei mir bewirtet und verehrt worden. Verzeihe mir meine Fehler und Nachlässig keiten in deinem Dienste und erlaube mir nur, daß ich mein Herz und alles, was ich habe und was ich bin, dir schenke und aufopfere, damit ich immer bei dir und du bei mir seiest und wir in der Zeit und Ewigkeit * Letzte Befragung zu „Maria Geburt" 1979: Theresia Marksteiner, Auerbach 8, Gjg. 1926 (Vorbeterin), Josefa Wögerer, Auerbach 7, Gjg. 1915, Josef Wögerer, Auerbach 7, Gjg. 1908. ' Adventbüchlein: „Geistlicher Krippenbau oder fromme Übungen für die Advent- und Weihnachtszeit. — Umgearbeitet nach einem alten Büchlein vom Jahre 1721 aus dem Servitinnenkloster in München" — Verlag der Vereinsbuchhandlung, Innsbruck 1922.

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