maß festgelegt oder wird — wie in der Gegend von Windhaag bei Freistadt — durch Auslosen bzw. Nummernziehen bestimmt. In der rein bäuerlichen Herbergsgemeinschaft geht man zu Beginn der Novene von der Dorf kapelle, wo keine besteht, vom Bauernhaus — woher das Herbergsbild stammt — aus. Die Rei henfolge ergibt sich hier vereinbarungsgemäß und naturgemäß aus dem festen und konstanten Gemeinschaftsgefüge überhaupt und bedarf zu meist keiner Losentscheidung. Der neunte beher bergt das Bild vom Vortag des Hl. Abends bis Maria Lichtmeß bei brermendem öllicht und gibt es sodann entweder dem Bildeigentümer oder in die Kapelle zurück, oder es behält das Bild der jeweils letzte bis zum nächsten Mal. Im kom menden Advent nimmt es zumeist von der Ka pelle, aber auch vom Bauernhaus (z. B. Wind haag) wieder seinen Ausgang. Die letzten, die das Bild im Vorjahr hatten, sind dann im kom menden Jahr die ersten. Drei grundsätzliche Gestaltungsformen zeichnen sich aus mehreren vom gelegentlichen Wedhsel der Brauchtumsträger und von unterschiedlichen lokalen Verhältnissen abhängigen Gestaltungs varianten ab. Die erste, hauptsächliche. Form, die besonders in den Pfarrorten bzw. Märkten des Untersu chungsgebietes verbreitet ist, besteht in den mei sten Fällen aus einer einzigen oftmals größeren Gruppe, die nach gemeinsamer Andacht den Ausgang in der Kirche nimmt und die zum Aveläuten wieder geschlossen das Bild zur häus lichen Verehrung täglich von Herberge zu Her berge weiterträgt. Die Anbetung beinhaltet Texte, die im Jahre 1946 vom Bischöflichen Seel sorgeamt Linz im Heftchen „Herbergsuche" her ausgegeben wurden. Diese Form zeigt ein reiches und wechselvolles Bild in Rosenkranzgebeten, Sprüchen, Advent- und Marienliedern und Her bergsgebeten. * Von der Kirche (Kapelle) bzw. von einem Haus zum anderen wird der Rosenkranz gebetet und werden entsprechende Lieder gesungen. Vor dem Haus: Lied: „Bethlehem, hörst den Heiland du?" Chor: Ein kalter Wind weht durch die Gassen und rüttelt am verschlossenen Tor und klagt so einsam und verlassen wie jemand, der sein Haus verlor. Sprecher: Wir sind allein auf dieser Welt, verschlossen ist uns jedes Haus, und alle weisen uns hinaus. Wer will uns Herberg geben? Sprecherin: Wir suchen Raum auf dieser Erde für den, der diese Erde schuf. Der Hirte kommt und ruft die Herde, doch niemand öffnet sich dem Ruf. Lied: „St. Josef geht von Tür zu Tür, bringt überall sein Bitten für." Sprecher: Wir suchen eine warme Kammer für eine Mutter, für ein Kind, die ausgewiesen in dem Jammer und überall vertrieben sind. Herbergsmutter: „Komm, Herr Jesus, kehr bei uns ein, wir wollen deine Herberg sein!" Die Herbergsmutter überrümmt das Bild und stellt es auf den mit Blumen und zwei brennen den Kerzen geschmückten Tisch. Lied (gemeinsam): „Maria, sei gegrüßet!" Begrüßungsgebet durch die Herbergsmutter in Anwesenheit der Familie: „Allerheiligste Jungfrau und Gottesmutter Maria! Wir danken dir aus ganzem Herzen, daß du uns für würdig befunden hast, bei uns einzukehren und einen Tag bei uns zu bleiben. Was an uns liegt, wollen wir tun, um dir in dieser Zeit Freude zu bereiten. Jede Stunde dieses Tages wollen wir unter deinen besonderen Schutz stellen. Wir wollen uns bemühen, bei Tag und Nacht so zu sein, daß du an uns eine Freude haben kannst. Gestatte aber auch, daß wir all unsere Sorgen, all unser Leid und unseren Kummer zu dir tragen dürfen. Gib du uns Rat und Hilfe! Schenke du uns Frieden für das hochheilige Weihnachtsfest und gib uns die Kraft, daß wir uns auf dieses hochheilige Fest würdig vorzu bereiten vermögen, damit der göttliche Heiland bei uns ein besseres Plätzchen als im Stall zu Bethlehem finden mag. Amen." Zum Zeichen der Verehrung werden im Laufe des Beherbergungstages folgende Gebete ver richtet: „O holdselige, liebe Gottesmutter Maria! Hier vor deinem Bilde sind wir vereint, um dich zu ehren und dir unsere Liebe zu erweisen. Einst haben dich die Bewohner von Bethlehem nicht erkannt und hatten keinen Platz für dich übrig — wie oft waren wir dir gegenüber kalt und gleichgültig. Wir bereuen alle Nachlässigkeit gegen dich. Wir danken dir für alles, was du uns getan hast. Wir bitten dich, hilf du uns mit deiner Kraft und Gnade, daß wir uns auf das Weih-
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