gnieren, während sowohl die Gemeinden und Cemeinderestanteile mit den höchsten Bevölke rungsgewinnen (6, 10, 15, 18) als auch jene mit der stärksten Bevölkerungsabnahme (8, 20, 21) in unmittelbarer räumlicher Nachbarschaft zu den großen Geschlossenen Siedlungen anzutreffen sind. Diese Beobachtung, die auch für die beiden Vergleichsbezirke Gültigkeit besitzt, läßt darauf sdiließen, daß die Intensität der Bevölkerungs entwicklung keineswegs als einfache Distanz funktion mit zentral-peripherem Gefälle angese hen werden kann, die von den Wachstumszen tren der Geschlossenen Siedlungen ausgeht. Da gegen kann aus der beobachtbaren räumlichen Verteilung der Intensitätsstufen die Vermutung abgeleitet werden, daß die Dynamik der Bevöl kerungsentwicklung mit der Bindung an Haupt verkehrslinien beziehungsweise an Räume mit schwach ausgebildetem überörtlichen Verkehr in Beziehung steht (vgl. 8 Oberschlierbach und 21 Vorderstoder). Die in Abb. 3 dargestellten Indexwerte der aus gewiesenen Raumeinheiten dokumentieren den Entwicklungsstand eines Zeitpunktes im Ver gleich zu einem anderen Zeitpunkt. Diese Dar stellungsweise erlaubt keinerlei Rückschlüsse auf den Ablauf der Bevölkerungsentwicklung. Glei che Entwidclungsstände können ja das Ergebnis sehr unterschiedlicher Prozesse sein. Zur Beant wortung der Frage, auf welche Weise und in wel cher zeitlichen Folge die dargestellten Indexwerte zustande gekommen sind, ist es notwendig, die Zeitkomponente zu berücksichtigen und die Dy namik der Bevölkerungsentwicklung zu beschrei ben. In den folgenden Abbildungen soll versucht werden, den räumlich differenzierten Entwick lungsgang durch die Darstellung der Bevölke rungszunahme oder Abnahme von Zählung zu Zählung für jede einzelne Raumeinheit zu erfas sen. Um das Ausmaß der Veränderungen in den unterschiedlich großen Raumeinheiten über den gesamten Untersuchungszeitraum vergleichen zu können, wurde der Unterschied zwischen den Bevölkerungsständen zweier aufeinanderfolgen der Zählungen in Indexwerten (1869 = 100) gemessen. Die Bevölkerungsveränderung zwi schen zwei Zählungen wird im folgenden kurz als „Indexdifferenz" bezeichnet. Auch in den Le genden der Abbildungen 4 bis 11 werden die er mittelten Daten in Verteilungsdiagrammen dar gestellt, die dabei helfen sollen, die Unterschiede zwischen den besprochenen Siedlungsformen zu erkennen und den Vergleich mit Braunau und Rohrbach zu erleichtem. Von 1869 bis 1880 (Abb. 4) kam es im Bezirk Kirchdorf zu einem erheblichen Bevölkerangsrückgang, von dem auch die Geschlossenen Sied lungen betroffen waren. Nur ein Fünftel der Ge meinden und Gemeinderestanteile und ein Vier tel der Geschlossenen Siedlungen koimten einen geringen Bevölkerungsgewinn verzeichnen, ein Drittel aller Raumeinheiten mußte Bevölkemngsverluste um mehr als fünf Indexwerte hinneh men. Das Ausmaß der Bevölkemngsabnahme ist wohl darauf zurückzuführen, daß in dieser Pe riode sowohl im rein agrarischen Raum durch Bergflucht und Abstiftungen als auch in den in dustriell beeinflußten Gebieten durch die Krise der Kleineisenindustrie verstärkte Abwande rungstendenzen wirksam waren. Im Vergleich mit den Bezirken Braunau (leichte Zunahme) und Rohrbach (Stagnation) ist Kirchdorf in dieser Periode deutlich benachteiligt. In der Zeit von 1880 bis 1890 (Abb. 5) kann die negative Entwicklung der vorangegangenen Pe riode ausgeglichen werden, wobei die Geschlos senen Siedlungen deutlich bevorzugt erscheinen. Während sich Zunahme und Abnahme bei den Gemeinden und Gemeinderestanteilen etwa die Waage halten, weisen mehr als die Hälfte der Geschlossenen Siedlungen Zuwachsraten zwi schen 5 und 14 Indexwerten auf. Die Karte zeigt ein einheitliches Bild der Verteilung von Zu nahme und Abnahme. Ein größeres geschlossenes Gebiet stärkerer Bevölkerungsabnahme ist im Norden des Bezirkes zwischen Kirchdorf und Kremsmünster zu erkennen. Im mittleren Ab schnitt des Bezirkes, im Raum Micheldorf — Molin — Grünburg, weisen die Geschlossenen Siedlungen erhebliche, die Gemeinden und Ge meinderestanteile leichte Bevölkerungszunahmen auf. Einen Bevölkerungszuwachs von mehr als fünf Indexwerten können auch die Streu- und Kleinstsiedlungen der Gemeinden Klaus (5), Hin terstoder (16), Vorderstoder (21) und Roßleiten (18) verbuchen. Im äußersten Südosten des Be-
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