OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 3/4

Schmiedleithen — Geschichte und Beschreibung eines Haufenhofes im Stodertai Von Mcirtin Z a u n e r und Wilhelm Gotting Mit 10 Abbildungen, 2 Textbildern und 6 Plänen Vorwort Glücklich verbrachte Sommerferien in der Schmidleiten*, Mitterstoder Nr. 7, und herzliche Beziehimgen zu ihren gegenwärtigen Besitzern haben in mir die Absicht reifen lassen, die Schicksale dieses Bauernhofes zu erkunden. Im merhin ist seit dem Mittelalter bis heute der Hof oder seine Unterteilung die rechtliche Grundzelle, aus der sich die höheren Einheiten Herr schaft, Land und Staat aufbauen. Er ist ein Staat im kleinen, mit eigenem Namen, getrennt von jenem der wechselnden Besitzer. Es sei auch daran erinnert, daß die ersten Herrscher unserer Geschichte aus dem Bauernstand kamen, daß ihre Besitzungen im Reiche Königshöfe waren, die sich zu Pfalzen weiterentwickelten. Die Beschäftigung mit der Schmidleiten führte in das Stiftsarchiv von Spital am Pyhrn, das umfangreiche Urbare, Zehent- und Robotver zeichnisse, Gerichts- und Verlassenschaftsproto kolle besitzt. Zur Aufhellung der Besitzerreihe war ein Gang in die Pfarrarchive von Windischgarsten, Klaus, Vorder- und Hinterstoder unver meidlich. Erst aus den Heirats-, Geburts- und Totenbüchern wird das Leben der Eigentümer in Umrissen sichtbar. Eine wichtige Hilfe bei der Urteilsfindung, be sonders der Frühzeit unseres Hofes, ist die Literatur. Es gibt Studien über das Stift Spi tal a. P., das Windischgarstner Becken im Mittel alter, zuj Siedlungsgeschichte des oberen Krems tales, eine Heimatkunde des politischen Bezirkes Kirchdorf, schließlich eine genaue Orts- und Häuserchronik von Hinterstoder. Das Emporblühen und Welken eines Bauern gutes ist nur zum Teil die Folge der Lebens tüchtigkeit oder Untüchtigkeit der Besitzer familie. Auch die Zeitalter sind mit am Werk. Sie schenken ihre Gunst bald diesem, bald jenem Berufsstand. Es ist reizvoll, den Gang der Ge schichte von einem bestimmten Bauernhof aus zu verfolgen. Man verliert auch in der Schmid leiten nicht den Blick für den großen Atem des Lebens in unserem Raum. Es sei gestanden, daß mir die Schmidleiten viel Interesse abgenötigt hat und daß ich der ge schätzten Familie Hofrat Dipl.-Ing. Hermann Goldbacher, der diese Arbeit gewidmet ist, einen Dienst erweisen wollte. Das Alter des Hofes Das Datum der Gründung des Hofes Schmid leiten wird nicht zu ermitteln sein. Urkundlich scheint er zum ersten Male im Urbar des Stiftes Spital a. P. von 1492 auf. In diesem Jahr war Spital, seit 1418 Kollegiatsstift, als bambergische Stiftung 302 Jahre alt. Heinrich II., der Heilige (1002—1024), hatte sein Lieblingsbistum bei der Gründung 1007 mit großem Landbesitz am oberen Main und im ganzen Reich aus Königs gut ausgestattet und darüber die Immunität ver liehen. Vom heutigen Oberösterreich erhielt es hauptsächlich den Landstrich von der oberen Krems bis zum Pyhrnpaß. Als Lehensmannen der Bischöfe von Bamberg finden wir die steirisdien Ottokare und die Herren von Ort ge nannt. Im Jahre 1190 errichtete aus einem echten Be dürfnis Bischof Otto II. aus dem Geschlecht der Andechs-Meranien das Spital am Fuße des Pyhrnpasses. Es sollte den Kreuzfahrern und Pil gern auf ihrem Weg über die Alpen als Herberge dienen. Er übergab seiner Stiftung 10 Güter im Tale von Windischgarsten als volles Eigentum und forderte auch seine Ministerialen auf, Güter, welche sie von ihm zu Lehen hatten, dem neuen Spital zu widmen. Vielleicht diese Anregung befolgend, verpfändete Hartnid V. von Ort 1239 seine Lehen zwischen Steyr und Pießling und dem Schweizersberg an Spital, 15 Jahre später machte er daraus eine endgültige Schenkung. Demnach ist das Spital seit der Mitte des 13. Jhdts. die Grundherrschaft im Stoder östlich der Steyr. Westlich der Steyr befanden sich die Bauern unter der Herrschaft Klaus. Ob nun die Bauernhöfe im Stodertai, wie sie das Urbar von 1492 nennt, unter den Ortern oder unter Spital eingerichtet wurden, wird nicht mehr auszumachen sein. Sicher ist, daß sie lang vor ihrer ersten Nennung angelegt wurden. Auch in unserem Lande war das hohe Mittelalter die Zeit der Kolonisation, das späte Mittelalter eine Zeit der Wüsttmgen. Die Landgewinmmg schritt von den günstigen Lagen der Talleisten und unteren Hänge zu den schlechteren Plätzen hangaufwärts bis zu den Grenzertragsböden. * Die derzeitige amtliche Schreibweise lautet „Schmied leithen".

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