OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 3/4

Wirt in dieser Stadt". Damit sdmf er den Über gang zum wohl am besten dramatisierten Herbergslied „Wer klopfet an?"*. Aus dem gleichen Spiel entnahm Kührer auch den Schluß dieser Szene. Die ersten drei Zeilen entstammen dem Mittelteil (Verse 61 bis 63): St. Joseph; Liebste Frau, an allen Thüren Lasset sich kein Herz nicht rühren. Sind als wie ein Marmelstein. Dann fügte Kührer die Regieanweisung „kniet nieder" hinzu, macht dadurch die drei folgenden Verse (100 bis 102) zum Gebet und begründet damit das Auftreten des Engels, das sich auch in der Vorlage bruchlos anschließt (Verse 103 bis 108). Vers 102 änderte er höflich in „dich und mich": Der die Vögel ziert und kleidet. Alle Thier erhält und weidet. Wird erhalten mich und dich. Ein Engel: Heiliger Joseph, liebe Frauen, Wollet euch mir anvertrauen. Denn ich bin von Gott gesandt. O Maria, Gottes Grüße Brachte ich zu dir, o Süße, Gabriel bin ich genannt. Kührer verwendete weiter noch die Verse 112 und 113 für Maria und 115 bis 117 für den Engel: St. Maria: Nun bin ich nicht mehr bedrücket. Da Gott seinen Engel schicket. Gabriel: Nicht in einer Königshalle, Nur in einem armen Stalle Kehrt der Herr des Himmels ein. In erster Linie ist aber für uns interessant, wo überall Texte aus dem uralten St. Oswalder Weihnachtsspiel verwendet werden und wie Kührer diese Textstellen handhabte. Solche Texte finden sich erstmals in der zweiten Szene „Die Hirten auf dem Feld" nach den Worten des Spielansagers und dem Weihnachtsevangelium. Von den insgesamt 68 Versen der zweiten Szene des Oswalder Spiels verwendete Kührer allerdings nur 26, veränderte diese und machte Einschübe. Seine Manipulationen am Text bringen aber fast immer eine Straffung und Dramatisierimg. Die ersten beiden Verse des Oswalder Spiels Husch, Maxi, husch! wia is's nöt so grimmi und grausam kalt, Ih und mei Wawal dafriem schier bald', verändert Kührer in Husch, husch, es ist so grimmig und grausam kalt! Die Nasen und die Ohren erfrierts ma bald. Die Verse 3 bis 6 verwendete Kührer nahezu un verändert und ersetzte nur das ziemlich unver ständliche „haberne Brot"® durch „tägliches Brot": I glaub, daß so arme und elende Leut Net g'funden werd'n bei dera Zeit. Vor Jammer, Elend und Not Könn' ma uns kaum vadean das tägliche Brot! Die Verse 7 bis 10, die eine Schilderung der Gefahren bringen, die den Schafen durch Wölfe und anderes Getier drohen, ließ Kührer weg, setzte die Regieanweisung „stampft mit dem Stock auf" und veränderte den Vers 11 von „So bin i wachbar. .." in „Und doch san ma wachsam alle Zeit". Durch diese sehr geschickte Bearbeitung wird angedeutet, daß die Hirten trotz widriger Lebensumstände doch treu ihre Hirtenpflicht erfüllen. Das Aufstoßen des Stokkes bekräftigt diese Aussage noch und setzt gleichzeitig eine Aktion, die viel dramatischer wirkt als die Schilderung der Gefahren im Ori ginal. Kührer ließ diesen Hirten — er nannte ihn, abweichend vom Original, Veitl (die Namen Lomo, Sedo und „dalketer Bauer" änderte Küh rer in Veitl, Michl und Hans) — außerdem für alle sprechen und setzte die erste Person Mehr zahl statt der Einzahl, wodurch der Vers 12 nun heißt „Gilt's unsere Schaf auf greaner Weid". Die Verse 13 bis 28 beließ Kührer unverändert. Er ersetzte nur „Liaba Gspann" durch „Liaba Michl" und „das macht in Holz an Weit-Lauflauf" durch „das macht in Wald an Enz-Auflauf'L Und doch san ma wachsam all die Zeit. Gilt's uns're Schaf auf greaner Weid', So will i blas'n zum ersten Mal, Das muaß schall'n über Berg und Tal! Liaber Midil, blas du dein Horn ' Pailler, a. a. O., Nr. 378; aus Steyr und dem Salz kammergut. — Vgl. vorigen Beitrag in diesem Heft. ' Zu „Maxi" führt Pailler an, daß es sidi hiebei nicht um einen Personennamen handelt, sondern um ein von der Kälte erpreßtes, harmloses Schimpfwort. „Wawal" ist eine Koseform des Namens Barbara. « Haferbrot ist eine minderwertige Brotsorte; Hafer, die Getreideart, die auch hoch im Mühlviertel noch gedeiht. ' Gemeint ist ein endloses Zusammenströmen der Leute.

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