OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 3/4

ranken, darauf hinweisen, daß es sich nicht um christliches Gedankengut handeln kann, wie Wilde Jagd, Lindwurm, blutige Tieropfer, Ab wehr- und Fruchtbarkeitszauber. Diese Kreuze waren bereits da, als die Land gerichte erstanden und wurden keinesfalls für die Rechtsbräuche der Landgerichte errichtet, son dern wurden nur teilweise herangezogen. Wegen ihrer günstigen Lage wurden eben einige als Orientierungshilfe benützt. Solche waren aber nicht die einzigen Kennzeichen für Übergabsorte, da der Verfasser selbst auch Blut- und Diebs steine erwähnt. Weiter schreibt der Verfasser: „Es hat den An schein, daß die große Häufigkeit des Vorkom mens Roter Kreuze mit dem Verbreitungsbereich der bayrischen Mundart zusammenhängt." Wenn man aber die beiliegende Karte von Öster reich betrachtet, in der die Roten Kreuze orts gerecht eingetragen sind, die bisher ermittelt werden konnten, so hat man nicht den Eindruck, daß gerade die an Bayern angrenzenden öster reichischen Gebiete mit Roten Kreuzen begün stigt sind. Auch wenn man berücksichtigt, daß viele Rote Kreuze verloren gingen, je dichter die Bevölkerung, je reicher die Diözesen, je eifriger die Bekehrung der Heiden betrieben wurde, so trifft dieses Argument ja auch auf die nicht an Bayern angrenzenden, österreichischen Gebiete zu. Wenn der „erwiesene Rechtsbrauch" für die Ro ten Kreuze wirklich bestanden hätte, so müßten in Hinblick auf die der Einwohnerzahl entspre chend errichteten Landgerichte nach der Christianisierimg in Vorarlberg, in Tirol, in Salzburg und in Kämten mehr Rote Kreuze vorhanden sein. Auch müßten solche Rechtsbräuche z. B. auf der Eisenerzer Höhe, am Hengstpaß, auf der Kathreiner Alm und bei anderen Roten Kreuzen in ein samen unwegsamen Gegenden (z. B. Lingist) stattgefunden haben. Die noch vorhandenen Roten Kreuze lassen die Vermutung aufkommen, daß sie Beziehung zur geographischen Beschaffenheit unseres Vaterlan des vielleicht haben könnten, weil sie das gebir gige Land meiden und das Hügel- und Flach land bevorzugen, also Gebiete, die mehr Weide land haben. Es liegt daher im Bereich des Mög lichen, daß die Roten Kreuze eine Orientierungs hilfe für das Aufsuchen wieder begrünter Weide plätze sein könnten. Der Name „Rot" hat sicherlich nichts mit den bayrischen Zeitwörtern roaten, raiten und rech nen zu tun. Viel wahrscheinlicher dürfte es sein, daß die einstigen Wegmale, bestehend aus Stein mandeln oder Pfählen aus Holz oder Stein, von der Bevölkerung damals geachtet und mit Op fern von Weidetieren geehrt, in der Christiani sierungszeit von den Missionaren notgedrungen anerkannt werden mußten und auch als das be zeichnet wurden, was sie wirklich waren, na mentlich: Wegpfähle. Denn das mythologisch be deutsam indogermanische Wort „Rood" bedeu tete Rute, Meß- und Kultpfahl. Übrigens ist „Rod"' ein noch heute in England gültiges Weg maß von 5029 Metern Länge. Ernst Fietz

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