OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Steht a schneeweiße Staudn, Da sitz'n drei Schneider, Toan Hos'nknöpf klaub'n. 67 Da Schneider reit' auf da Goaß, D' Goaß macht an Sprung, Da Schneider schreit: „Helfts ma Leut, D' Goaß bringt mi um!"^® 68 Da Schneider hat d' Goaß verlor'n, Woaß net, wo s' is. Rennt 's Gasserl auf und a(b): Hudl, HudI, wo bist?^^ 69 Z. 5: D' Hudl is g'fanga word'n. Sitzt in Arrest, Da Schneider hat koan Kreuzer Geld, Daß er eahm 's auslöst. Liditenberg Asdiach Zizizi Muschkablüah^®, Geht da krumm' Schneider für Mit da schneeweiß'n Goaß, Mit 'n grean Schwoaf. Liebenau 1928 (Ruttmann) Die erste Zeile „Zizizi Muschkablüah" ist ein beliebter Vogelspottreim; die These, daß es sich dabei um die Vorstellungszeile des mittelalter lichen fränkischen Meistersingers Muskatblüt handelt, kann nicht bewiesen werden. 71 Schneider biun bum! Jag d' Flöh' aus da Stubn! Jag s' umi in Stadl, Dastich s' mit der Nadl! Julbadi 72 Wann i a Schneider wa(r), Wa(r) i a Goaß, Müaßat a Müh gebn. Das wa(r) a Gspoaß. Asdiadi Anschließend wird auch Nr. 58 gesagt. 73 D' Schneiderin hat d' Boi aufgöbn®®, D' Boi, dö San hoaß. Da Schneider keit d' Nadl da(n)i®® Und rumpelt®^ um d' Goaß. D' Goaß is eahm hupfad wa(r)n. Hupft über d' Staudn, Da Schneider hupft nachi. Klaubt d' Goaßbenl in d' Haubn. Liebenau 1928 {Ruttmann) 74 D' Schneiderin schütt' d' Arbes®® aus, D' Arbes band hoaß. Da Schneider wirft d' Nadl weg Und rumpelt um d' Goaß. Und d' Goaß, dö fangt 's Tanzen an. Und tanzt hinter d' Staudn. Da Schneider rennt nachö Und tuat Benl®® z'sammklaubn. Helfenberg Schuhmacher Zum Verständnis der folgenden Reime braucht man eine Vorstellung von der handwerklichen Fertigung der Schuhe in früherer Zeit. Der Schuster arbeitete auf einer etwa 30 cm hohen Treppe, der sogenannten Bruck. Er saß auf dem „Schusterstockerl", einem Stuhl mit drei Beinen, von dem zwei auf der Treppe standen, und eines, das längere, auf dem Fußboden. Vor sich hatte er eine kleine Werkbank zum Ablegen des Werkzeugs, des Schusterhammers, des Schuster messers, Kneip oder Kneif genannt, der Ahle, der Schusternadel, des Schusterzwirns, des Schusterpechs usw. Zu seinen Füßen stand ein Schaff mit Wasser zum Einweichen des Leders, lagen Leisten, Lederflecken, Schuhe. Er arbeitete vorwiegend sitzend, wobei er das Werkstück mit einer Lederschlaufe, dem sogenaimten „KnieEine Variante dazu findet sich sdion bei Hans Commenda (Volkskundlidie Streifzüge durdi den Linzer Alltag. In: Heimatgaue, Linz 1929, S. 228): Der Sdineider treibt d'Goaiä am Markt. D'Goaß macht an Sprung, Schreit der Schneider: „Um Gottes Willn, D'Goaß bringt mi um!" " Vgl. dazu auch: O. Kampmüller, Pfianzen und Tiere . . ., a. a. O., Nr. 196. ^ Muschkablüah = Muskatblüte, der rote Samenmantel der Muskatnuß, früher ein sehr beliebtes Gewürz, hat die Bohnen aufgetragen, wirft die Nadel weg. " schusselig gehen. " Arbes = Erbse; der mittelhochdeutsche Name „arweiz", „arwiz" für Erbse ist noch im Mundartausdruck ent halten. " Exkremente der Ziege.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2