Selbstbehauptung gehören. Auf über hundert Zettel wurden uns die gleichen Reime über Pfarrer, Gendarmen und Polizisten eingeschickt. Das müssen für die Kinder Respektspersonen sein, die sie durch Spottreime etwas verkleinern wollen. Daß man über Lehrer keine Spottreime aufgeschrieben hat, mag damit zusammenhän gen, weil die Beiträge ja den eigenen Lehrern abgegeben werden mußten, die sie dann an uns weiterschickten. Diese Art der Aufnahme hat auch bewirkt, daß sich in den folgenden Num mern einiges findet, was einfach von älteren Hausgenossen angesagt imd von Schülern auf geschrieben wurde, ohne daß es vielleicht tat sächlich noch kindertümliches Volksgut ist. Schneider Der Schneider wird im Kinderreim und -lied am meisten mit Spott bedacht. Möglicherweise hat er auch selbst dazu beigetragen. Sicherlich haben viele Schneidergesellen sich untereinander ver spottet und über sich selbst gelacht. Vielleicht wollten sie sich mit Übermut und Spott einen Ausgleich zur sitzenden Arbeitsweise verschaffen. Ganz gewiß haben auch andere mit dem Schnei der ihren Spott getrieben. Vielleicht war es seine schwächliche Gestalt und seine ärmliche Lebens weise, die sie dazu ermutigt hat. In Liedern und Reimen wird er gerne auch mit der Ziege in Zu sammenhang gebracht, mit der er häufig seinen spärlichen Unterhalt aufbesserte®®. Dieser Spott äußerte sich manchmal schon in den Namen, die man ihm zurief: Auch in Scherzfragen und lustigen Dialogen kommt der Schneider vor: A: Woaßt as scho(n)? B: A: In Schneider is d' Goaß davo(n). 61 B fühlt sich gefoppt und revanchiert sich mit der Gegenfrage, die er gleich selbst beantwortet: Hast as schon g'wißt? Habn s' scho(n) wieda dawischt®®. Peter Rosegger berichtet darüber, daß er für die Bauernarbeit zu schwach war und deswegen Schneider werden sollte. In den Spottreimen fin den sich immer wieder Anspieltmgen auf das geringe Gewicht und auf die Schwachheit des Schneiders: Neunundneunzig Schneider, die wiegen hundert Pfund, Und werui sie das nicht haben, dann sind sie nicht gesund. 63 Z'nachst hat da Wind in Schneida davo(n). Er kimmt net weit, hängt 's Bügleis'n dra(n). Aschach 64 Auf da grünen Wiese Sitzt a kloana Schneida, Und wann ma eahm an Schilling gibt. Dann hupft er wieda weida. Schneidergoaß, Schneidergoaß! 58 Schneidergoaß, Sitz auf d' Goaß! Goaß tuat an Fist®^, Da Schneider reißt 's Hüatl a(b) Und schaut, wieviel 's ist. Peilstein (Johann Lauß) 59 Schneider, Schneider, Ziegenböck, Komm heraus, meck, meck, meck! Dieser Spottreim erinnert an eine ährdiche Stelle bei „Max und Moritz" von Wilhelm Busch. Heute morgen früh um acht Hat der Schneck den Schneider g'jagt. Wär' der Schneider net so g'sprunga, Wär' er um sein Leben kumma. 66 Droben auf'n Berg O. Kampmüller, Pflanzen und Tiere in oberöster reichischen Kinderreimen, -Hedem und -spielen, a. a. O., S. 134 f. " „läßt einen fahren". *■•' Vgl. dazu auch: August Straßer, Volkstümliches aus Linz. In: Heimatgaue, Linz 1935, S. 189 f. — Als ein facher Spruch unter Nr. 195 auch bei O. Kampmüller, Pflanzen und Tiere in oö. Kinderreimen, -Hedem und -spielen, a. a. O.
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