In da Eidenberger Kirdien Hat die Kanzl koa(n) Stiagn, Jetzt müassen s' eahn Pfarrer Mit'n Zwirnsfadn aufziagn. Lichtenberg Z'Hellmonsödt — wo da Bock am Hörnern steht, Z'Reichenau — liegt er am Bau(d\), Z'Waxenberg — hat 's eahm d' Haxn g'freart. Lichtenberg 52 Die Pöstlingberger Glocken Die habn an schön Klang, Und die Pöstlingberger Buabn Hab'n an hatscherten Gang. Lichtenberg Der gleiche Reim wurde von derselben Sdiule noch mit den Ortsnamen Gramastetten, Kirchschlag, Ottensheim und WiIh e r i n g gemeldet. Am häufigsten jedodr wer den in den Spottreimen entweder der eigene Ort oder die unmittelbar benachbarten Orte aufs Korn genommen. 53 Stich di net, schneid di net, 's Messa gibt Bluat, In Traberg, da bleib i net. Da is net guat. Oberneukirchen Offenbar hat sich mit diesem „Trutzgsangl" ein mal ein Auswärtiger verteidigt, der vorher in Traberg mit einem Gstanzl beleidigt oder heraus gefordert wurde. Die ersten zwei Zeilen sind eine Anspielung auf die einst bei solchen Unterhal tungen locker sitzenden Messer. 54 Alleinja, D' Katz geht in J u 1 b a (ch). DaKaterind'Sauöd, Und du bist saublöd. Julbach 55 1 bin von Liebenau, Da is da Himmel blau. Da tanzt da Ziegenbock Mit seiner Frau. St. Marienkirchen a. d. Polsenz Der folgende Reim, wohl auf die Bewohner von Linz gemünzt, bezieht sich darauf, daß die Stadtbewohner unnötigerweise zum Nasenputzen ein Taschentuch verwenden, wogegen sich die Landbewohner, weniger tunständlich, mit den Fingern schneuzen: 56 Die Stadtleut sind fein, die stecken 's Rotz ein; D' Bauernleut san keck, dö schmeissen's Rotz weg. Lichtenberg BERUFSSPOTT Die Anzahl der in dieser Gruppe aufscheinenden Berufe ist verhältnismäßig klein. Spottreime wurden uns eingesandt zu den Berufen Schnei der, Schuster, Binder, Maurer, Zimmermann, Baupolier, Schmied, Weber, Bäcker, Müller, Fleischer (Saustecher), Bauer, Hüter, Schlosser, Jäger, Tischler, Steinmetz, Rauchfangkehrer, Wirt, Spielmann, Besenbinder, Pfannenflicker, Fuhrmann, Pfarrer, Eisenbahner, Polizist, Gen darm, Apotheker. Im Kinderlied hat die Berufs spezialisierung noch nicht stattgefunden und ist die Berufswelt noch ganz auf die Märmer be schränkt. Die meisten der Reime und Lieder stammen aus der vorindustriellen Zeit, darum überwiegen die handwerklichen Berufe. Nirgends wurde volks tümliches Sprach-, Lied- und Spielgut so gepflegt wie in Handwerkerkreisen. Das ist verständlich, denn zur Herausbildung eines geachteten Hand werkerstandes war nicht nur eine vorbildliche, geregelte und gewissen Normen unterliegende Arbeit notwendig, sondern auch enges Zusam menwirken und Zusammenhalten untereinander. So entstanden eigene Berufssprachen^®, Hand werkerlieder, Handwerkerschwänke, Handwer kersprichwörter, Handwerkerreime usw. Natür lich kam in diesem volkstümlichen Sprach-, Lied- " Vgl. dazu; H. Klenz, Die deutscJie Drucfkersprache. 1900. — J. u. F. Kehrein, Wörterbuch der Waidmanns sprache. 1871. — F. Krebs, Die Fachsprache des Mau rers in der Pfalz. 1934.
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