senenspiel feststellen. Ein Beweis, wie doch in diesen Spielen Natürlichkeit und unbeschwerte Kindesart gesucht werden. Überdies läßt sich darin ein echtes Volksschau spiel erkennen, das sich durch bäuerliche Spiel tradition in Art und Stil den jeweiligen örtlich keiten und geänderten Verhältnissen anpaßt. Die stille Natur außerhalb, Holzdecke mit „Rüst baum" rmd Bretterboden in der „Stubn" rahmen das plastische Bild eines echten Geschehens, inne rer Freude imd mitmenschlicher Beziehung. Möge auch ein Hauch davon in die Räume der Dorfabende ziehen und auch hier die Seelen der ländlichen Jugend mit ähnlichem volkhaftem Geiste erfüllen. Wie im Bereiche südlich der Verbindungsstraße von Linz nach Zwettl im Waldviertel die Rockaroasn vor allem im südlich gelegenen Machland dem gegenwärtigen Zeitgeist und der sozialen sowie wirtschaftlichen Strömung zum Opfer ge fallen sind oder in den sogenannten Dorfabenden Ersatz oder Fortsetzung finden, so zeigt sich im Gebiete des Haselgrabens eine weitere Er scheinungsform der Dorfabende in der Miteinbe ziehung auch städtischer Kreise, Behördenvertre ter u. a. in den ländlich-bäuerlichen Unterhaltungs- und Gemeinschaftsraum. „Einst fanden sich die Dorfbewohner gerne zu den ,Rodcerroasn' oder den JHoagarten' zusammen, um in geselliger Weise die Bande der Freundschaft zu festi gen ... Die neue Form der Rodcerroas heißt ,Dorfabend' und hat in den letzten Jahren im Mühlviertel, insbeson dere im Bezirk Urfahr-Umgebimg, große Begeistenmg ausgelöst... Immer wieder zeigte es sich, daß wertvolle Kräfte der Kultur im Volke schlummern. Die verschiedensten Dar bietungen bewiesen das große Interesse für das Volks lied, für die Volksmusik, für das Volksspiel, für den Volkstanz, für die Mundart usw. bei allen Altersgruppen. Das Zeigen von Farbdias über renovierte Marterl, Kapel len, Naturschönheiten, denkmal- oder naturgeschützte Objekte lösen höchstes Interesse aus. Die Anmeldung weiterer Dorfabende geben wohl den besten Beweis dafür, daß Einheimische und Pendler diese neue Form des Treffens und geselligen Beisam menseins bejahen und fördern^'." Das harte Arbeitsdasein des Mühlviertler Bauern sucht in der arbeitsruhigeren Zeit des Winters nach Ausgleich, Abwechslung und Entspannung in Gesang, Erzählung, in Musik, Tanz und Spiel. Derartiges besteht in noch alten rmd ge wandelten Formen in einschichtigen, abgelegenen Gegenden, aber auch in sozial verschiedenschich tigen bäuerlichen Landesteilen. Die bäuerliche Jugend trägt die Verpflichtung der Übernahme, Erhaltung und Weitergabe dieses volkskulturellen Gemeinschaftsgutes, wobei es sich jedoch nicht nur um das Überlieferungsge mäße im Formalen, sondern vor allem um das im Inhaltlichen und Wesenhaften Verankerte handelt, um die zeitgemäße Pflege imd Weiter gabe Volks- und überlieferungsgebundener Werte, die in den zeitlosen und gleichbleibenden Ursprungskräften eines noch intakten Volkstums liegen (vgl. Abb. 15,16). Abschließend eine kleine kulturhistorische Bemerkung aus dem nördlichen Bereich des Untersuchungsgebietes: Anton Bruckner, von 1841 bis 1843 Schulgehilfe in Wind haag bei Freistadt, spielte bei Dorffestlichkeiten, Hoch zeiten und vor allem bei Rodcaroasn mit seiner Geige zum Tanze auf. Die Schulchronik von Windhaag berich tet, daß Bruckner auch gerne im benachbarten Leopold schlag mit seinem steten Spielfreund, dem Weber Sücka, und dem Bauern Krakowitzer als Sänger zur Rockaroas aufspielte. So lernte Bruckner — schon früh in der Kunst des Landlergeigens erfahren — die bäuerliche Mühl viertler Volkskunst kennen, woraus sein Genius für seine späteren musikalischen Werke, insbesondere in den Scherzi seiner Symphonien, reichlich schöpfte. Wört lich aus der Schulchronik von Windhaag: „Die Weisen der bodenständigen oberösterreichischen Landlertänze feiern in den Scherzis seiner Symphonien, wundersam verwandelt, Urständ." Wolfgang Dobesberger, Dorfabende im Mühlviertel, in: Mühlv. Heimatbl., 7. Jg. (1967), S. 98.
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