wie es das Mühlviertel heute noch zeigt, ein bevorzugtes Gebiet für Einzelsiedlungen (Einzei gehöfte). In seiner Siedlungskontinuität wird vielleicht gerade deshalb am Anfang ein von kel tischer Bevölkerung bestimmter Siedlungs abschnitt vermutet werden können^'. Daraus ist, wenn auch nicht auf eine dörfliche, so auch wie derum nicht auf eine unbewohnte Landschaft zu schließen. Die „Drei Grafschaften" waren sicher lich mit Herrengütern durchsetzt, die von Zeit zu Zeit Teile ihres großen Besitzes zur Rodung frei gaben. Das Land war auch durch Straßen er schlossen, was F. Pfeffer nicht erst für die Zeit der bajuwarischen Landnahme imd schon gar nicht erst für die Zeiten der „vollen Erschließung des Nordwaldes im 12./13. Jahrhundert" als ge geben ansieht^^. Königsstraßen, „viae regiae", durchzogen vielmehr im frühen Mittelalter das Landi». Die Raffelstettener Zoilordnung und der Bericht Ottos von Freising Die „Drei Grafschaften" bestanden und entstan den im frühen Mittelalter, wie zuerst durch die sogenannte Raffelstettener Zollordnung offenbar wird. Die Nachricht über das Bestehen einer sol chen Gebietseinheit ist mit Einzelsdiilderungen wirtschaftlichen Geschehens im Land der „Drei Grafschaften" verbunden. Der Ort der Zusammenkunft „Raffoltestetun", damals in unmittelbarer Nähe der Donau am rechten Ufer gelegen, läßt weder für die heutigen noch für die damaligen Verhältnisse Besonder heiten erkennen. Die Entwicklung zu Beginn des 10. Jahrhunderts war noch nicht so weit gedie hen, daß einzelne Orte aus rein wirtschaftlichen Gründen eine dominierende Stellung hätten er langen können. Die Bedeutung „Raffoltestetuns" war insofern auch nicht größer als die der ande ren, in der Urkunde genannten Zollorte. Aller dings war „Raffoltestetun" wie auch die anderen namentlich genannten Orte an der Donau gele gen xmd weisen deshalb auf die besondere Bedeu tung der Donau insbesondere als Handelsweg (seit der Antike) hin. Sie war es auch noch zur damaligen Zeit. Die „Drei Grafschaften" konnten jedoch olfenbar auch noch andere Besonderheiten und Privilegien für sich in Anspruch nehmen. Sonst wäre es wohl nicht nötig gewesen, daß vom König selbst ein Schiedsgericht einberufen wurde. Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, hier Privilegien zu vermuten, die bereits vor der „Machtüber nahme" durch die Karolinger Bestand hatten. Ge nauso gut möglich ist es, auch Zugeständnisse zu vermuten, die von den Karolingern zu einem früheren Zeitpunkt gemacht wurden. Dabei könnte es sich um solche gehandelt haben, die im Zusammenhang mit Verdiensten bei den Awarenfeldzügen gewährt wurden. Auch die anschlie ßende Annektierung der Ostmark wurde eben falls mit Hilfe hier ansässiger Grafengeschlechter und militärischer Einheiten dieses Landes voll zogen^^. Von König Ludwig und seinen Nachfolgern ge währte und bestätigte Zugeständnisse hatten so mit für das Land der „Drei Grafschaften" recht handfeste Bedeutung und Vorteile, die preiszu geben keinesfalls beabsichtigt war. Hier konnte nur eine „Landesversammlung" hilfreich sein, auf der die Entwicklung, die zu den Rechten führte, vorgebracht werden konnte. Während die Namen der Zollorte und des Ta gungsortes in der Urkunde die Bedeutung der Verkehrs- und Handelsbeziehungen erkennen lassen, können andere Zollorte als staatliche Ein richtungen durchaus auch an der Peripherie des " „Die vorcieutsche Bevölkerung des Mühlviertels scheint von den um die Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert durdr Ufernoricum gegen Vindelicien vordrängenden germanisch-bojischen Stammesgruppen, die dann zu den Baiwari-Baiern verschmolzen sind, in ein Hörig keitsverhältnis gebracht worden zu sein, wie an be stimmten Ortsnamen zu erkennen ist": A. E. Milz, Das Mühlviertel im „Boiohaemum celticum", Oö. Hei matblätter, 26. Jg. (1972), Heft 3/4, S. 101. F. Pfeffer, Das Land ..., S. 155. " Die Namen Königsbauer, Königseder, wie der Begriff der Königssteuer sind sicherlich Relikte aus dieser Zeit und dieser königlichen Landstraßen. „In eigener Person führte er (Karl der Große) jedoch nur einen einzigen Feldzug nach Pannonien (gegen die Awaren) an — die Ausführung der übrigen über trug er seinem Sohn Pippin, den Landeshauptleuten, den Grafen und Sendboten. Da diese den Krieg mit der größten Tapferkeit führten, so wurde er im 8. Jahr endlich beendet": Einhard, Kaiser Karls Leben, Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit; G. H. Pertz, 9. Jahrhundert, Bd. I, S. 38.
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