ren", „Zähnereißen", „Kropfoperieren", „Ma genausräumen", — Darstellxmgen, die in Wirk lichkeit nichts mit Lust zu tun haben und selbst im Spiel eher einen Zustand des Unlustbeton ten, ja, eine gewisse Angst erzeugen, die man mit unfreiem Gelächter rmd situationsbedingtem Spott zu unterdrücken versucht. Klatt weist in „Sieg über die Angst" (Berlin 1940) auf den Einsatz des Spieles zur Besiegung der Angst hin. Auch bei Sigmund Freud in „Totem imd Tabu" kommt die allmähliche Bewältigung des Unlust vollen durch das Spiel zum Ausdruck, indem schließlich das seehsche Gleichgewicht wieder hergestellt und der ursprüngliche Ruhezustand erreicht ist. Auch die in ihrer wilden und grotesken Art dar gestellten Spiele v\de „Romfahren"^», „Wetter machen", lassen gerade in den abgelegenen Or ten mit der noch vorhandenen Verbundenheit mit dem Elementaren die Beziehimg zum Ele mentargeist erkennen, wogegen in zentral gele genen Orten und an Verkehrswegen kaum mehr Spuren davon festzustellen sind. Eher sind es hier die Zauberspiele, Täuschungs-, Rätsel- und Suchspiele. Die größte Spielbegeisterung imd Freude am Zusehen lösen wohl die Aufsitzer, genannt „Einifaller" aus, wobei der als Opfer ausgesuchte Un eingeweihte zum Gaudium der anderen gefoppt bzw. hineingelegt wird. Diese heiteren Über raschungen geschehen in der Hauptsache durch Beschütten mit Wasser und BesAwärzen mit Ofenruß. AuA Mehl, rohe Eier u. a. werden hiezu verwendet. AuA das „Narren", Erschrekken und Wartenlassen sind häufige Spielmotive. Das Bespritzen mit Wasser aus vollem Munde, das BesAütten und „Einisetzn" konnte iA auf der Harlingsedter Rockaroas in den Spielen wie „MessersAleifen", „Saufüttern", „TörrisAer Schuster" (Abb. 8), „Baumumsetzen", „Trichter opfern" (Abb. 9) und „U-Bootfahren" wieder holt miterleben®». Letzteres hat seinen Namen aus dem 2. Weltkrieg erhalten und hieß vorher „Sterngucken" (Abb. 10), ähnliA dem „Telephonieren"»*. AuA das „AnsAwärzen" erfreut sich großer Beliebtheit, wie dies in „Kalbher ziehen" und „BöhmisA-BeiAten" besonders deutlich wird. Es ist niAt die SAeu oder gar FürAt vor dem Unbekannten und Unheildrohenden, auA niAt Angst vor Spott und Ulk der ZusAauer, sondern vielmehr das besAeidene Gefühl, zu sehr in den Mittelpunkt oder Vordergrund des GesAehens zu treten, wenn siA manchmal ein AngesproAener in verlegener SAeu windet, ehe er siA zum Hauptdarsteller bewegen läßt. Das imerzwungene, natürliche LaAen im sAwarzbeschmierten BurschengesiAt, das triefende Naß von Hemd und Hose bezeugen trotzdem ihre Einsatzwillig keit. Das sAallende GeläAter der ZusAauer über den Ausgang des Spieles bleibt auA in die sem selbst begründet und ist niAt als Spott auf die Person des Genarrten abgezielt, so daß die ser auch niAts von Würde und Ansehen einzu büßen brauAt. Seine Persönlichkeit blieb für die Zeit des Spieles ausgeschaltet und lief nur sekun där einher. Sagt doch Kampmüller in seinen Volksspielen: „Der Gefoppte wird gleiAsam ent personifiziert und untersAeidet siA durA die Wahrung seiner Würde wesentliA vom Zirkus clown und von Don QuiAotte." Die Mühlviertler Bauern- und Volksspiele zeigen neben ihrer räumliAen Expansion auA eine zeitliAe, die in ihrem historisAen Fortbestand über die vor 400 Jahren bildliAe Spieldarstellung Brueghels»® zu uralter Glaubensvorstellung zurückreiAen, wie dies gerade die uns heute bedeu tungslos sAeinenden Silben einzelner Kinder spiele, die in alten Gebets-, Zauber- und Be schwörungsformeln wurzeln dürften, vermuten lassen. AuA die Volksspiele sind wie andere volkskul turelle ErsAeinungen einer steten Umformung durch Neu-Umbildungen, durA AngleiAung und Entstehung neuer Varianten verbunden. Kriegsereignisse wirken in dieser HinsiAt niAt nur auflösend und zerstörend, sondern auA neu- imd umbildend, wie Aes im „MasAingwehrsAiaßn" (Abb. 11), „U-Bootfahren", „Fall- »» Vgl. A. Nürnberger, Volksbelustigungen und bäuer liche Gesellschaftsspiele, Heimatgaue, Linz 1922, S. 146 f. — O. Kampmüller, S. 39. ®» Siehe auch O. Kampmüller, S. 54. A. Nürnberger, S. 147. O. Kampmüller, Bild 11 „Hobeln", Bild 13 „Reiter herunterstechen", „Die Sonne über den Berg ziehen", Bild 25 „Hahnschlagen".
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