OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Bei bäuerlichen Zusammenkünften in Form der Rockaroasn gilt auch heute noch als erster Tanz zumeist der Ländler'®, der vom Süden, dem „Landl", der Kernlandschaft Oberösterreichs, oder allgemein nach E. Hamza von der Ebene der fruchtbaren Getreideböden in unser Bergland des nördlichen Mühlviertels vorgedrungen ist. Die deutschen Tänze sind Vorformen (noch bei Haydn 1784) und wurden als Werbetänze unter dem Gattungsnamen „Ländler" zusammengefaßt. Im eigenen Gehcharakter, im Stampfen und Paschen, in der Art des Bewegungsflusses des Schleifens, Hüpfens, Dirndldrehens, der Wickel bewegung sowie der Eigenart des Singens zeigen sich trotz weiter Verbreitung dieses zu einer har monischen Einheit geformten Gemeinschafts tanzes durch die Eigenart des Bewegungsstiles volklich differenzierte Ausdrucksformen. Der Dreiertanz mit zwei Tänzerinnen, das soge nannte „Spinnradi" (Abb. 4) oder der „Landler zu dritt" bildet stets eine direkte Fortsetzxmg des hier üblichen Landlers. Neben den Gruppen- und Gemeinschaftstänzen, die besonders in früheren Zeiten im Tanz- und Unterhaltungsleben eine Hauptrolle spielten, werden auch abwechselnd Paartänze, wie der altdeutsche „Boarische", ein örtlich sehr verschie den getanzter Hopsdreher im raschen Zweivier teltakt, sowie die ihm ähnlichen Polka, die volk lichen Hopser: Kreuzpolka", Siebenschritt oder Krebsenpolka" und der Schottische" getanzt. Besonderer Beliebtheit erfreut sich im gesamten Untersuchrmgsgebiet „der Franzee-Polka", auch „Flehbeidler" genannt, ein rascher Hopsdreher. Als Wechselhupftanze sind „Strohschneider" und „Hiatamadl" bekarmt. Zu den Gebärden tänzen zählt als ein Klatschtanz die Spitzbuampolka, die in den anderen Landesteilen (und Ländern) die verschiedensten Namen führt". Viel Heiterkeit lösen wohl die verbreiteten Scherz- und Geschicklichkeitstänze aus, die hand werkliche Berufe wie Schlosser oder Schuster in Arbeitsgebärde und Lied nachahmen". So heißt es im „Schuastatanz": „Schuasta, wix, wix... !" Der viel verbreitete und überaus lustige Verheugungstanz, genannt „Zipf Adam" hat auch in anderen Gebieten seine Entsprechungen". Nicht übersehen werden die diversen Tanzspiele wie „Spiegeltanz" (Abb. 5), „Körberltanz" und „Polsterltanz", die die Möglichkeit der Wahl oder Ablehnung eines Partners — nun einmal auch weiblicherseits — geben. „Obers Kopf und unters Kopf laß i inei(n) Poistäl schwingä, wann i zu mein Schätzäl kirn, laß i mei(n) Poistäl ina (nieder). Hals mä's Diändäl, hals mä's Diändäl, hals mä 's na(ch) dä Seitn, däß net sdiä (schief) und bugiät wird, 's wä(r) ä Schand vor'n Leidn (Leu ten)". Die häufigsten, im gesamten Untersuchungsge biet verbreiteten und besonders bei Rockaroasn dargestellten, häuerlichen Volksspiele sollen mm Beachtung finden, wobei es mir nicht auf die je weilige Spielbeschreibung, sondern auf Wesens gehalt der Spiele und deren inhaltlich-gedank lichen Zusammenhang mit dem arteigenen bäuer lichen Wirtschaftsleben vmd der übrigen boden ständigen Lebensart ankommt®". Hiebei tritt nun die Musik gänzlich zurück. Wenn der Mühlviertler Bauer bekannt durch sein Obermaß an körperlicher Kraft und Zähigkeit ist, so äußern sich diese Merkmale natürlicher weise auch im sogenannten Kraftspiel, das sich manchmal auch mit Geschicklichkeitsproben wie „Fuaßhakeln" (Abb. 6) verbindet. Dazu können Heben und Tragen — „Gfreatn Mann aufhebn" bzw. „Steifen und Lemperten aufhebn" und „Säcke tragen" als häufig vorkom mende genannt werden®'. Eng damit verbunden scheinen mir die Spiele zu sein, bei denen es sich um die äußerste Kraftauf- " H. Commenda, Heimatgaue, Bd. III, S. 250 und Bd. IV, S. 153 (Begriffe: Der Ländler — Da Landla). " R. Wolfram, Volkstänze, S. 153. " R. Wolfram, Volkstänze, S. 160 (2 stampfende Sprünge und 3 rasche Nachstellschritte vorwärts, 7 rasche Nachstellschritte rückwärts, darauf Zweischrittdreher). R. Wolfram, Volkstänze. S. 151 (Wechselschritt und Hüpfer auch dem Schottischen eigen). " R. Wolfram, Volkstänze. S. 154,155. " R. Wolfram, Volkstänze. S. 166. R. Wolfram, Volkstänze. S. 162. Otto Kampmüller hat in seinem 1964 veröffentlichten Buch „Mühlviertler Volksspiele" in jahrelanger Sam meltätigkeit Volksspielgut aus dem Mühlviertel von Schülern und Gewährsleuten gesammelt und mit einer Spielgruppe dargestellt. Ich konnte auf Grund meiner persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen gerade anläßlich der Rockaroasn viele Obereinstimmungen und Entsprechungen mit diesen finden. Siehe auch O. Kampmüller, Mühlviertler Volksspiele, S. 20, Nr. 2, 3 und 6.

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