OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Teil des Untersudiungsgebietes, aus Liebenau — Königswiesen — Unterweißenbach — Weitersfelden. So kommt das „Milchmaschinlied" aus die ser Gegend und wird bei den Bauern noch immer gerne gesimgen. Es soll vom Bauer Ameder Michl aus Königswiesen stammen und stellt ein in ironischer Art gehaltenes Abbild der Einwirkun gen technischer Erneuerungen auf bäuerlichem Gebiete dar: Die Bäuerin ist über das Ergebnis (mehr Butter und auch sdiöner!) entzürkt, anders steht es allerdings bei den Dienstboten, die von der fettarmen „Stosuppn" wenig Achtung haben. Die mit Magermilch gefütterten Schweine aber verspüren die Neuerung noch bitterer. So kommt in diesem bodenständigen Lied gleichsam eine kleine Revolution zum Ausdruck. Seine Entstehungszeit liegt in den Zwanziger jahren, und dieses sowie ähnliche umwälzende Ereignisse zeigen die einschneidende Bedeutung für die bäuerlichen Kreise, die durch ihre heute noch relativ starke wirtschaftliche Rückständig keit und ihr allgemein konservatives Verhalten auch an diesem älteren und zeitlich überholt zu sein scheinenden Volksliedgut festhalten. Viel Heiterkeit und Gelächter lösen auch die bo denständigen Gstanzl aus, die bei derartigen Zu sammenkünften in Eipoldschlag und Wienau bei Weitersfelden vom Bauern Ferdinand Leopoldseder gesungen werden tmd über derzeitige Zu stände sowie technische Veränderungen im eige nen Gemeindegebiet in humorvoller Weise spot ten (hiezu Tonbandaufnahmen des Verfassers). Die „Weitersfeldner Gstanzl" sind Spott- und Neckverse auf die Bewohner der einzelnen Ort schaften innerhalb ihres Gemeindebereiches. Nach weiteren vorgetragenen Scherz- und Spott liedern wechseln allgemein verbreitete Volks lieder mit den der Worte entbehrenden und nur durch klangvolle Silben wirkenden Jodlern. Die sprunghafte Stimmführung der verschiedenen Weisen bietet reichlich Gelegenheit zum Über gang von der Brust- zur Kopfstimme. Zu den hier als Schewee-® oder Dreierjodler be zeichneten, mit nacheinander einsetzenden bzw. hintereinander einfallenden Einzeljodlern, die sich bis zum sogenannten „Vierer" weiterent wickeln, sei hier ein solcher Viererjodler in ,,D' Holzknechtbuam" (hiezu auch Tonbandauf nahme) veranschaulicht. Mit den Jodlerliedern ist auch der Übergang zum eigentlichen Volks lied gegeben und mit den flügelhorngeblasenen Arien die Beziehung zur Volksmusik hergestellt. Zu den gitarrebegleiteten mehrstimmigen Jodlern und Liedern gesellt sich die zu derartigen Anläs sen hier übliche Bauernmusik hinzu. Sie ist wohl sehr einfach und besteht in der Regel nur aus der diatonischen Knopfharmonika. Gelegentlich zählt auch die Mundharmonika, der „Fozhowi", zum Hauptinstrument, kann sich aber wegen der zu geringen Lautstärke nvu zwischendurch be haupten. Das FlügeUiorn in Verbindung mit der Knopfharmonika galt lange Zeit ob seiner be sonderen Lautstärke und des alles durchdringen den Tones als beliebtes Blasinstrument. In der Gegend um Weitersfelden ist das Blasen mit Efeublatt (Abb. 1) zu hören, auf das sich der Altbauer Ferdinand Leopoldseder meisterhaft versteht. Als Begleitinstrument zupft oder streicht man hier den „Bumbaß" — „Brummbaß" —, vom alten Trumscheit stammend, den man auch Saustößl nennt und womit man obendrein im Takte nie derstößt (Abb. 2). Eine äußerst urtümlich anmutende Musik, die dieser typisch bäuerlichen Unterhaltungsart in ihrer Gesamtdarstellung eine ganz besondere Note verleiht! Stöcke, die waagrecht über die Schultern gehal ten, abwechselnd vor und hinter dem Kopf ge kreuzt aufeinandergeschlagen werden, bereichern rmd verstärken im Verein mit der Gitarre Rhythmus und Takt. Von den musikbegleitenden Liedern bzw. Jodlerliedem und gespielten Tän zen ist nun auch der Übergang zum Bauerntanz geschaffen. Davon seien einige beliebte „Franzee Polka" oder „Flehbeidler" und eine Landlerweise auf Tonband festgehalten. Der Tanz im allgemeinen stellt zu allen Zeiten, in allen Kulturkreisen und Sdiiditen den stärksten Ausdruck der Lebensfreude dar. Er ist das älteste Kulturphänomen und Urbedürfnis der Menschheit. Alles Lebendige, von den elementaren Lebensäußerungen angefangen, wird teils vom Klang begleitet, in der Hauptsache jedoch vom Rhythmus bestimmt. ° Nach dem 1. Weltkrieg wurde von den im Unteren Mühlviertel arbeitenden Holzhauern des steiennärkischen Ennstales der Scheweejodler gerne gesungen und von diesen stark verbreitet.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2