OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

seinem Vater, der über 50 Jahre praktiziert rmd sein Können in 9 Jahren als Soldat gesammelt hätte. Über den Ausgang der Verhandlung ist nichts bekannt. Daß auch das Beschwörrmgswesen noch im Schwang war, zeigt uns der Fall im selben Ar chiv, daß 1780 die Herrschaft Zellhof dem ledi gen, berufslosen Matthias Moser, dem seiner „hinfallenden Krankheit" mit Medikamenten nicht beizukommen sei, einen Reisepaß nach Re gensburg ausstellte, damit er dort seine Zuflucht zum hochfürstlichen Hofkaplan P. Gassner neh men könne. Dannegger starb 1823 mit 52 Jahren. Die „Ma dam" Dannegger heiratete 1824 den Wundarzt Johann Donth, der 1798 in Steyregg geboren war und 1823 in Wien sein Diplom erworben hatte. (Sein Bruder Josef Donth war 1825 Wund arzt in Liebenau). Johann Donth starb aber schon 1833, während ihn die Witwe 13 Jahre überlebte. Sie hatte aber schon 1833 das Haus Nr. 65 dem Chirurgen Alois Viertner (Fiertner) verkauft. Er war der 1802 geborene Sohn eines Leinenwebers in Frankenburg, der an Sonn- und Feiertagen als „Brotsitzer" auf dem Marktplatz für die Bäcker Brot feilhielt. Alois Viertner dürfte früher als Provisor in Ort am Traunsee gewirkt haben, da er dort 1833 die Rentmeisterstochter Anna Doppelmair geheiratet hatte, die aber schon 1847 in Zell starb. Die zweite Ehe ging er in der Stadtpfarrkirche Linz nüt der Lei nenweberstochter Maria Pieringer ein, die ihm das Haus Nr. 45 auf der rechten Marktplatzseite als Heiratsgut mitbrachte, so daß er nun Besitzer von zwei Häusern war. Sein Arztdiplom hatte er 1829 in Salzburg erworben. Im Zunftarchiv des Oö. L.A. (Schachtel 3) finden wir von ihm eine Eingabe an das Chirurgische Gremium in Linz aus dem Jahre 1869, in dem er flehentlich um Hilfe bittet, weil er krank sei und ihm beim Marktbrand am 30. April 1869 beide Häuser ab gebrannt seien, so daß er die gesamten Vorräte verloren habe. Man möchte für ihn unter den Ärzten und Wundärzten des Kronlandes Ober österreich eine Sammlung veranstalten oder bei der Statthalterei eine Sammlung beantragen. Letzteres Amt erklärte, eine Sammlung für eine Einzelperson sei nicht möglich. Dem Gremium wurde geraten, Viertner eine namhafte Spende zu senden, worauf er ganze 10 fl erhielt. Beide Häuser wurden wieder errichtet, Nr. 45 als Spitz giebelhaus und Nr. 65 in der heutigen Form. Letzteres war nach dem Brand der Volksschule am 26. August 1846 die Wohnung des Schullei ters Waldenberger, bis er sich 1850 das Haus Nr. 57 kaufte, wo die Schule provisorisch unter gebracht war. Viertners Tochter Aloisia Hedwig heiratete den Wundarzt Anton Stolz in Offen hausen. Drei seiner Söhne sowie seine erste Frau waren an der Lungensucht gestorben. Er selbst verschied 1870. Kurze Zeit dürfte hierauf als Provisor Sigmund Lehr in Zell gewirkt haben (vgl. Guggenberger, Ärztechronik), der 1877/78 in Weitersfelden und 1879/1918 in Windhaag bei Freistadt als Arzt wirkte. Das Haus Nr. 45 kaufte der Zimmer meister Anton Spendlingwimmer, der es 1909 villenartig umbaute. Seit 1961 dient es, wieder umgebaut und nach hinten vergrößert, als Ge meindehaus. Das Haus Nr. 65 aber erwarb 1871 der Arzt provisor Anton Mayr (siehe Abb. 3) in Lasberg, der dort im selben Jahr die Hammerschmiedtochter Viktoria Müller aus Siegelsdorf ehelichte. Mayr, der älteren Zeller Generation noch in gu ter Erinnerung, war als Bauerssohn 1846 in Ozigen in der Pfarre Frankenburg geboren wor den. Im öffentlichen Leben des Marktes entfaltete er eine ersprießliche Tätigkeit. So war er Orts schulinspektor, 1901 Mitbegründer und Obmann der Feuerwehr und Verwalter des herzoglichen Marktspitales rmd als solcher Träger des dem Herzog-Sachsen-Ernestinischen Hausorden an gereihten Verdienstkreuzes. Er starb als Ge meindearzt von Zell und Pierbach und Ehren bürger beider Gemeinden 1916. Seine Frau Vik toria war bei Kindern beliebt, denn wenn sich eines bei Mayr einen Zahn ziehen ließ, tröstete sie dann den Schreier mit einem „Stanitzl" voll Zuckerl, wie es der Schreiber dieser Abhandlung selbst noch erlebte. Sie starb 1921 mit 74 Jahren. Die Grabstätte in der Mitte der westlichen Friedhofwand wurde erst 1978 anderweitig be legt. Das Haus Nr. 65 erbten gemeinsam der dritte Sohn, der Jurist Maximilian Johann Mayr (Chorleiter der Männerliedertafel und ein vor züglicher Chorgeiger) und der vierte Sohn, MR. Dr. Emil Karl Mayr, Werksarzt in Kapfenberg,

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2