OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

ser gesucht werden^. Dies würde im Falle „rota" bedeuten, daß Schärding oder ein abgekommener Ort in unmittelbarer Nähe Schärdings mit „rota" zu identifizieren wäre. Hier könnten auch am ehesten noch Spuren dieses Ortes gefunden wer den, die wegen der häufigen Nennung und der Existenz über einen längeren Zeitraum durchaus zu vermuten sind. Nach allem scheint jedenfalls Schärding für eine Identifizierung mit „rota" am ehesten in Frage zu kommen, auch wenn die ge genwärtige Lage nicht (mehr) ganz paßt. Die „Drei Grafschaften" haben nun sicherlich mit dem Rottachgau wie auch dem Traungau direkt nichts zu tun. Den Mittelpunkt des Rottachgaues jedoch im Mündungsgebiet der Rott in den Inn zu vermuten, würde einiges ändern und dem Ge biet des Rottachgaues eine andere Gestalt ver leihen. Dann dürften auch mit einer größeren Ausdehnung des Rottachgaues vom Inn nach Osten wie auch von Schärding nach Norden an dere Gebiete erfaßt worden sein, wie bisher an genommen wird. Dieser Gau wird sich dann nach Osten zu nicht nur in einem schmalen Streifen am Inn entlang dargestellt, sondern auch das Gebiet nördlich der Donau mit erfaßt haben®. Auf diese Weise klärt sich auch das vermutete Fehlen von Urkxmden aus dem Gebiet nördlich der Donau auf, sie müssen nämlich unter den Urkunden des Rottach- wie auch des Traungaues gesucht werden. Am Anfang der ältesten Urkundensammlungen des Bistums Passau, des „Codex antiquissimus", wie auch des Klosters Mondsee, des „Codex Traditionum Monasterii Lunaelacensis", befin den sich, wie bereits erwähnt, Urkunden, die of fenbar aus anderen als gaumäßigen Gründen an die Spitze gestellt wurden®. Danach folgen Ab schnitte mit Gaunamen als Überschrift und ver streut auch solche verschiedener Gebiete. Es herrscht jedenfalls der Eindruck vor, daß eine gewisse Unsicherheit vorhanden war, bestimmte Orte den „Großgauen" Traun- und Rottachgau anzugliedern. Dies kann mehrere Gründe gehabt haben: 1. Die an den Anfang der beiden Urkunden sammlungen gesetzten Urkunden können als den „Drei Grafschaften" angehörig empfunden wor den sein. 2. Die Schreiber (Nachschreiber) der Urkunden wußten Jahrhunderte später lücht mehr, wo die Orte lagen und welchen Gauen sie zugehörten. 3. Die Urkunden aus dem Gebiet der „Drei Graf schaften" wurden späterhin auf die beiden Gaue, den Rottach- und den Traungau aufgeteilt. Das Fehlen einer eigenen Gaubezeichnung für das Gebiet nördlich der Donau in den beiden alten Urkundensammlungen führte jedenfalls zu der Annahme, hier seien auch keine Schenkun gen erfolgt. M. Heuwieser glaubte feststellen zu können, daß Urkunden zwar abhanden gekom men sind, diese aber wiederum nicht aus dem Gebiet nördlich der Donau stammen könnten^®. Dabei gibt es jedoch keinerlei Begründung dafür, daß es in diesem fraglichen Donaugebiet keine weiteren möglichen Gebietsteile gibt, die urkund lich existent wären. Es wurde lediglich der Standpunkt eingenommen, an der Donau endet im allgemeinen das Siedlungsland im frühen Mit telalter. Was eventuell dahinter lag, war für eine Beurteilung der „Urkundslandschaft" unergiebig. Das Land der „Drei Grafschaften" war jedoch, ' Kurt Holter, Die Gründung von Kremsmünster und die Besiedlungsgeschichte des mittleren Oberösterreich, Mitt. d. Oö. Landesarchivs, Bd. 8 (1964), S. 54. ® „Der Rottachgau war zu früher Zeit zugleich Amts gebiet einer Gaugrafschaft, die sich, wie man annimmt, zwischen der Vilsmündung in die Donau und dem Inn . . . erstreckte, . . . und einen Streifen am rechten Innufer einschloß", S. v. Riezler, Geschichte von Bayern, I, S. 848. ® Der Codex des Klosters Mondsee weist als erste Schenkung die des Gaugrafen Machelm aus dem Jahre 771 auf. Graf Machelm gilt als enger Vertrauter Her zog Tassilos III. Dieser Umstand wie wahrschein lich auch der Umfang des Schenkungsobjekts, waren sicherlich wichtig genug, dieser Urkunde den Vorrang einzuräumen. Ähnliche Gründe können die weitere Reihung bestimmt haben. Im Codex des Bistums Passau steht wiederum eine Schenkungsurkunde der Tochter des Edlen Wilhelm an der Spitze. Neben sonstigem Besitz werden eine Eigenkirche und ein Eigenkloster übergeben. Entsprechend ihrer Bedeutung waren die Wilhelminer die Hauptgrundherren im Lande nördlich der Donau. Auch hier ist die bevor zugte Reihung an der Spitze der Sammlung verständ lich. „Und ist es nicht noch auffallender, daß Schenkungen aus dem Passau gegenüber liegenden Gebiet links der Donau aus dem Schweinach- und Ilzgau vollstän dig fehlen"; M. Heuwieser, Die Traditionen..., S. XXV.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2