beträchtliche Summe (nämlich 500 fl) boshaft und sträflicherweis auf die seithen gebradit" hatte. Sie mußte daher ihrer Schwägerin, der Weberswitwe Theresia Ginthör (richtig Rosina!), einer Sdrwester ihres Mannes, 152 fl nachzahlen. Aber nicht genug damit; Rat und Herrschaft wollten nun den Bader Unger aus Urfahr ein stellen und ihm Baderhaus und Grund verleihen. Die Witwe sollte sich binnen 6 Wochen ein an deres Quartier suchen. Unger hatte nichts Eili geres zu tun, als den bei ihr um 18 Kreuzer Wochenlohn arbeitenden Gesellen Matthias Ramsperger, einen Wagnerssohn aus Memmin gen in Sdiwaben, „abzuschaffen, weil er seine Unerfahrenheit in seiner Profession bei manchen Patienten an den Tag gelegt habe". Obwohl dieser der Witwe schon die Ehe versprochen hatte, zog er es vor, dem Druck zu weichen, und ließ sidr als Bader in Weitersfelden nieder, wo er 1816 starb. Vielleicht spitzte auch der Ba taillons-Feldscher Maximilian Hart beim k. k. Wolffenbüttelschen Infanterie-Regiment auf die Baderstelle in Zell, der dort 1756 die Binders tochter Magdalena Küefahrt heiratete. Aber die Witwe Hueber gab nicht auf. Sie legte Rekurs beim Kreisamt Mühlviertel in Freistadt und beim Pflegamt Zellhof ein. Der Vorsteher der Bader schaft in Freistadt erinnerte hierauf Rat und Pflegamt an den Artikel 12 des k. k. Privilegiums aus dem Jahre 1747, der besagte: Wenn ein Meister oder eine Meisterin mit Tod abgegangen sei, könne die Werkstatt dem überlebenden Teil im Wittibstand, soviel es das Handwerk be trifft, erhalten bleiben, falls sich die Person ehr lich und „frümblich" erzeige. Außerdem wurde dem Marktrichter, dem Gastgeb Kapeller auf der Hoftaferne 49, geraten, den Bader Unger abzu schaffen, da er viele Jahre in Urfahr ohne chirur gisches Examen imd Badergerechtigkeit als ein „Fröther" gearbeitet hatte (Archiv PrandeggZellhof, Schachtel 299, L. A.). Rat und Pflegamt mußten zurückziehen, und die Witwe heiratete 1756 den Chirurgen Peter Franz Holzheu (Holzhey), den 1732 geborenen Sohn des aus Ottobeuren in Schwaben stammenden Baders Peter H. in Schwertberg und seiner zwei ten Frau Maria Theresia Kremer aus St. Florian, der der Stammvater von 10 Badern, Wundärz ten, Chirurgen und Medizindoktoren wurde, die in Aigen a. d. Mühl, Gramastetten, Marchtrenk, Schwertberg, St. Thomas am Blasenstein, Wald hausen und Zell wirkten. Nach der MariaTheresianischen Fassion (L. A.) besaß Holzheu in Zell aus den Stockgründen 4 Tagwerk Acker im Riglfeld, worauf er 2 Metzen Korn, 4 Maßl Gerste, 2 Metzen und 8 Maßl Hafer und 2 Maßl Haar (Flachs) anbaute. Seine Ernte betrug 8 Metzen Korn, 1 Metzen 8 Maßl Gerste, 6 Met zen Hafer und vom Haar 8 Pfund Linset. Auf einem Vierteltagwerk Wiese konnte er eine Kuh halten und erntete 2 Zentner Heu, das auf dem Rücken nach Hause getragen wurde. Den Zehent erhielt zu zwei Drittel die Herrschaft Baumgar tenberg und zu einem Drittel die Herrschaft Riedegg. An die Herrschaft Prandegg zahlte er zudem an Haus- und Grundstücksdienst 1 fl 9,5 Kr. und 2 fl 31,5 Kr., an Rüstgeld 2 fl 46 Kr. und dem „gmainen Markht" Zell an Anschlag 2 fl 30 Kr., das Pfingstwachtgeld zu 12 Kr., das Weihnachtswachtgeld (für die Nachtwächter) zu 12 Kr. sowie das Wegmachergeld zu 3 Kr. Der Nutzen vom Haus war auf 4 fl, der vom Ge werbe auf 51 fl geschätzt. Der Kaufwert von Haus und Gewerbe betrug 250 fl. Nach dem Tode der Frau Katharina heiratete Holzheu 1761 die Perger Bäckerswitwe Theresia Gültlberger, eine geborene Mayer von der Klausmühle. Der Pfarr kirche zu Zell schuldete er ein Darlehen von 50 fl (Urbar der Pfarrkirche, L. A.). 1768 verkaufte Holzheu das Haus 22 an den Wundarzt Martin Stiglhauer und dessen Frau Alma Maria, der aber schon 1770 nach Mühl lacken zog, so daß es wieder an Holzheu zurück fiel, der aus unbekannten Gründen die Bader gerechtigkeit verloren hatte und, als das Haus 1774 der Grießler (Krämer) Josef Schmid um 250 fl kaufte, diese auf dem Haus gelöscht wurde. Holzheu zog nach dem Tode des Baders Josef Mayr nach St. Thomas am Blasenstein, wo er schon 1777 als bürgerlicher Bader starb. Die Witwe Theresia heiratete 1782 in Zell den We ber Leopold Rudlstorfer. Um diese Zeit hatte das Bad beim Hedwigsbründl einen großen Zulauf, dessen radonhältiges Wasser man damals schon schätzte. Als „Bademeister" bedienten um 1760 der Schneider Anton Jager und ab 1789 sein Schwiegersohn Leopold Praher die Heilungsuchenden. Doch bald
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2