Bader und Wundärzte in Bad Zell Von Rupert Ruttmann Mit 3 Abbildungen Richter und Rat des alten Bannmarktes Zell in der Riedmark, um 1750 Zell bei Sand Hedwig im Achland, später auch vereinzelt Klein-Mariazell, ab 1815 Zell bei Zellhof und nach Eröffnxmg der Kuranstalt 1976 Bad Zell genannt, sowie die Herrschaft Prandegg-Zellhof waren schon in alten Zeiten darauf bedacht, für das leibliche Wohl der Bürgerschaft sowie der Bauern des Pfarrgebietes von Zell Bader und Wundärzte imd später Chirurgen anzustellen. Einlagen, Steuerregister, Urbare und Protokolle der JÖrger zu Prandegg sowie Protokoll-Einlagen, Haus-, Brand- und Gabenlisten des Marktes Zell im Greiner Archiv (im OC5. Landesarchiv) und ab 1620 die Kirchenmatrikeln geben uns ihre Na men und auch den Standort ihrer Wohnstatt be kannt. Die älteste Baderwerkstätte befand sich im Haus Nr. 9 am Ausgang des Marktes an der Straße nach Brawinkl (heute Tischlerei Wögerer), zu der auch der Baderstadel zwischen Nr. 9 und Nr. 10 gehörte. In diesem damals kleinen und ebenerdigen Häuschen, wie es uns noch eine Zeichnung des Marktes um 1826 (siehe Abb. 1) zeigt, beschäf tigten sidi die Bader und Wundärzte mit Barbie ren, Haarschneiden, Zähnereißen, Ansetzen von Egeln und Schröpf köpfen zum Aderlaß, Verbin den von Wunden und Bereiten von Tränklein, Salben, Pflastern und Teesorten und dem Hei zen der Badstube, für die sie das Wasser vom vorm Haus fließenden Kettenbach holten. So hatten sie es als Lehrjungen und Gesellen bei einem Meister erlernt, waren dann etliche Jahre auf der Walz und waren nach Ablegung der Prüfung vor einem Syndikus und nach Heirat mit einer Baderstochter oder -witwe selbständige Meister geworden. Gegen Ende des 17. Jahr hunderts wurden die Bader und Wundärzte durch Chirurgen und praktische Geburtshelfer ver drängt, die eine ärztliche Schule besucht hatten, die aber dann auch noch vom Volk als Bader bezeichnet wurden, als sie schon längst ihre Badestuben geschlossen hatten. 1527, 1537 und 1544 nennt die Jörger-Einlage des Marktes Zell (L. A.) den Bader Georg Kholler auf dem Haus 9, der für die Badestube 2 d zu dienen hatte. Im Urbar 1527 und 1537 (L. A.) scheint zugleidi mit Kholler „Lisnhart Pader" auf dem Haus Nr. 4 (damals zwischen Nr. 13 und Nr. 14) oder dem Haus Nr. 14 auf, der für Haus vmd Garten sowie für einen Luß im Weingarten 3 d diente. Nachdem nicht an zunehmen ist, daß zwei Bader zugleich im Markt wirkten, könnte es sich mit der Bezeichnung „Pader" um einen Familiennamen handeln. 1583 scheint im Jörger-Urbar (L. A.) der Bader Paul Khüeffl auf, der für Bad und Grund 5 fl diente. In ihm sehen wir wohl den Vater des 1624 in Neumarkt i. M. lebenden Baders Jakob Khieffl, der als Bader von Lasberg am 6. August 1626 in der Schlacht bei Kerschbaum auf Seite der Bauern erschlagen wurde, wie das Totenbuch von Lasberg berichtet. 1600 erwähnt das Urbar des Marktes Zell (L. A.) den Bader Wolfgang Khiernstainer, der 5 fl diente. 1625 starb in Zell der Bader Andreas Khiernstainer, sicher der Sohn des Vorigen. Nach dessen Tod wurden laut Protokollbuch des Mark tes (L. A.) für sein 1622 geborenes Söhnchen Thomas zwei Vormünder bestellt, die bestätig ten, daß er, der in erster Ehe mit einer Maria verheiratet war, 1616 seiner zweiten Frau Agnes angetraut wurde und das Hochzeitsmahl beim Brauer und Wirt Paul Granich (auf 20) abge halten hatte. Die 1626 im Totenbuch aufschei nende „alte Köppl" war bei ihm Badedirn. In diesem Jahre ließ sich, wie Stelzmüller in seinem „Heimatbuch des Marktes Zell bei Zellhof" be richtet, Hans Maximilian Jörger auf Prandegg bei ihm drei- bis viermal schröpfen, wofür er 15 Kreuzer bezahlte. Die Witwe Agnes Khiernstainer heiratete 1626 in Schönau den dortigen ledigen Bader Johann Matheus (Matthaus), der sich in Zell niederließ. Das Protokollbuch des Marktes berichtet dar über: „Heut dato den 20 October 1626 Jar khombt Hannß Matthauß, Padter allhie, vnnd nimbt das Hauß an die Handt, vnnd wierdt Ime das Lechen mit disem Vüerhalt, das er alß Burger mit einer Burgerschaft heben vnnd legen will, vnnd alle Last tragen helffen, auch der gericht lichen Obrigkeit allen billichen gehorsamb leisten welle, darauf er Hannß Matheuß dem Richter angelobt..." Er zog aber bald darauf nach Naarn, wo er sich noch zweimal verehelichte und 1679 starb. 1631 nennt das Jörger-Urbar als Bader in Zell wieder einen Wolfgang Khiernstainer, sicher
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