Machthaber und Reich. Es hatte noch die Züge freier, germanischer Obrigkeitsgestaltung. Die vorhandenen Adeligen und freien Landbesitzer besaßen und benutzten ihre Macht nur zur Rege lung örtlicher Rechtsgeschäfte. Unter diesen Um ständen kann es nicht ausbleiben, wicbtige We sensmerkmale dieser früheren Gaue nidit erken nen zu können. Es führt auch zu irrigen Ein schätzungen, ihnen welche anzudeuten oder zu vermuten, hier sei einiges an Überlieferungen verlorengegangen, was zu anderen Erkeimtnissen hätte führen können. Das Gebiet der Drei Grafschaften wurde von keinem Herrscher ge gründet, kein Staatsdiplom verkündete einen sol chen Entstehungsakt. Sie erwuchsen aus der Lan desentwicklung und wurden zu ihrer Zeit mit dem Namen genannt, der sich gebildet hatte. Bei der Betrachtung der ältesten Urkunden sammlungen des Bistums Passau wie des Klo sters Mondsee wird deutlich, daß die Ein- und Zuteilung der einzelnen Urkundsorte in die Gau bereiche nicht geringe Schwierigkeiten bereitet haben muß. Die Wichtigkeit der Gaueinteilung wird wiederum dadurch unterstrichen, daß die Bischofskirche St. Stephan von Passau in der Überschrift der Urkundensammlung als im Rottachgau^ das Kloster Mondsee als im „Mattiggau"® gelegen angegeben wird. Der Versuch einer überregionalen Gebietseinteilung wird hier deutlich sichtbar. Aber bereits die ersten Urkun den beider Codices weisen die Schwierigkeiten auf, die sich durch die ganze Sammlung hinzie hen. War es nun die Unkenntnis über die be stehenden bzw. bestandenen Grenzen der Gaue oder die tatsächliche Lage des Ortes, deren Kenntnis nach vielen Jahren bis zur Zusammen stellung verlorengegangen war, oder war es die Tatsache der Zugehörigkeit zu den „Drei Graf schaften", die Unklarheit bereitete, eine Erklä rung ist nicht zu finden. So wurden in beiden Sammlungen für die ersten Urkunden keine Gau abteilungen gebildet. Im Mondsee-Codex erschei nen unter den ersten Urkunden Ortsnamen mit dem Hinweis der Zugehörigkeit z. B. zum „Quinzinggau", obwohl dieser Gau ab der 39. Urkunde ein eigenes Kapitel besitzt. Im Codex des Pas sauer Bistums erscheinen unter den ersten Ur kunden Ortsnamen mit dem Zusatz der Zugehö rigkeit zum „Rottachgau", obwohl diesem Gau ab der 26. Urkunde ein eigenes Kapitel gewid met ist. Trotzdem kann wohl nicht überhaupt von einer Systemlosigkeit ausgegangen werden. Die Ab sicht, ordnend zu wirken, kann nicht übersehen werden. Offenbar waren jedoch die Schwierig keiten ziemlich groß, die sich dem Vorhaben ent gegenstellten. M. Heuwieser setzt sich mit den Gaueinteilungen, und hier mit dem Rottachgau sowie der „Urkundslandschaft nördlich der Donau", auseinander®. Dabei vertritt er die Mei nung, daß die Passauer Traditionen Lücken auf weisen müssen, und diese Lücken sich auf das Land im Norden der Donau beziehen. Diese An sicht korrespondiert einerseits mit dem Stand punkt weitgehender Unbesiedeltheit des Gebie tes im frühen Mittelalter, dürfte jedoch gerade deshalb wiederum keine Lücken, durch Verluste entstanden, voraussetzen. Jedenfalls bleibt weit^ hin die Meinung bestehen, für dieses Gebiet be steht eine Urkundsleere, zumal es auch gaumäßig nicht faßbar ist. Der Rottachgau wird dabei in das Gebiet des Flüßchens Rott verlegt und ent fernt sich dadurch allerdings in sicherlich unzu lässiger Weise zu weit vom gaumäßigen Mittel punkts- und Bistumsort Passau und den angren zenden Donauregionen. Eine sehr wichtige Rolle bei den alten Urkunds namen früher Ortschaften spielt der Ort „rota". Sowohl in der Sammlung des Bistums Passau wie auch der des Klosters Mondsee wird er einige Male genannt, zum Teil mit dem Charak ter eines Mittelpunktortes. Weder von Heuwieser noch von anderen Forschern konnte „rota" bis her ausreichend eindeutig lokalisiert werden. All gemein kann nur mit Recht davon ausgegangen werden, daß dieser Ort am Flüßchen Rott gesucht werden muß. K. Holter vertritt nun die Meinung, Orte mit auf Gewässer bezogenen Namen kön nen häufig in der Nähe der Mündung der Gewäs- * „Cartae de traditionibus ad S'tum Stephanum de Rotahkanne", M. B., Bd. 28 b, S. 3. " „Codex Traditionum Monasterii Lunaelacensis ... quod dicitur Matahgauue", Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 1, S. 1. • Max Heuwieser, Die Traditionen des Hochstifts Passau, München 1930.
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