OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Unterösterreich sind bekanntlich noch weiter entfernt. Dadurch ist in der Erlernung der Kathechesen und anderer zur Seelichkeit erforderlicher Requisiten und h. Sakramentenempfang ein gro ßer Mangel. So hätte ich mich entschlossen, im sogedachten Freiwald eine ganz neue Pfarre zu errichten zu den schnellsten Bedingungen, H. Herrn Pfarrer will ich jährlich 300 Gulden stiften imd das hiezu Erforderliche baldigst erbauen, daß mir imd meinen Erben, der Herrschaft Frei stadt sowohl rechtskräftig als auch rechtmäßig, als auch patronatsmäßig, dies ohne Hindernis auf ewig privat verbrieft werden solle. So wende ich mich an Euer fürstlich Gnaden mit meiner gehorsamen Bitte, dasselbst bewilligen zu wollen und dieser frommen Intention Gehör zu schen ken, somit Bischöflichem Amtes wegen gnädig zu Secundiren, daß mir in genanntem Freiwald für meine Untertanen und neuen Kolonisten zum Heil ihrer Seelen, eine ganz neue Pfarre zu stiften und zu erbauen gnädig zugegeben und erlaubt wird. . . . Euer fürstl. Gnaden gehorsamster Diener Alois Thom. v. Harrach" Kardinal Josef Graf von Lamberg konsultierte daraufhin den Propst von St. Florian, Johann G. Wiesmayr, rmd den Dechant von Freistadt, Joachim A. Schragl, und erbat sich ihre diesbe züglichen Stellungnahmen. Das Stift St. Florian war dem Plan ablehnend, sah sie doch für ihre beiden Pfarren eine Minderung, besonders in St. Michael würden die Einnahmen von zwei Kirchtagen, vier Fastenpredigten und Prozessio nen von St. Oswald, Freistadt, Lasberg, Wind haag rmd Zettwing zurückgehen, welches Kirch lein zum Pfarrhofbau jährlich nach Windhaag 15 Gulden geleistet hatte. Dechant Schragl von Freistadt berichtete im Februar 1738 nach Passau, „. . . daß sich der Kardinal ganz unschwer werde entschließen können, diese neue Pfarre aufzu richten, denn durch den langen Winter dort oben von Michaeli [29. September] bis fast zu Pfing sten, es die schlechtgekleideten Menschen ver drießt, stundenweit zur Kirche und zurück zu gehen. Bei Errichtimg der Pfarre wird es ein Leichtes sein, daß auch die jungen Leute zur Christenlehr kommen und die Kinder beim zu gleich aufzustellenden Schulmeister in die Schule gehen, ein dasiger Pfarrer leicht die Sakramente spendet, öfters die ohnehin mit Armut und Elend ringenden Waldleute tröstet und hilft und die Kranken besuchet. Durch diese hohe Stiftung solle bei der Hauptstraße, welche von Oberöster reich in das Untere und nach Mähren führt, ein neues Gotteshaus erbaut werden mit einem Priester, bei welcher Straße derzeit von Freistadt bis Pertholz bereits auf 5 Meilen Weges keines zu finden ist." Im Schloß des Grafen v. Harrach zu Aschach erfuhr zufällig von dem noch formlosen Plan der Herr Dechant und Pfarrer von Hartkirchen bei Eferding, Johann Georg Weindl, und machte sich sogleich erbötig, um das Patrozinium und den Unterhalt des neuen Pfarrers zu sichern, 3000 Gulden zu spenden. Später spendete er nochmals eine größere Geldsumme für den Bau der neuen Kirche und zur Hilfe für neun arme Waldkinder, insbesondere für Schuhwerk und Kleidung®. Schließlich gab Kardinal Graf Lam berg die „Bewilligung zum Bau und Errichtung einer neuen Pfarrkirche, sowie Pfarre, am Sandl im Freywaldt negst der Landstraßen, die in Unterösterreich und Mähren führet, zue Ehren deß heiligen Johannis Nepomucam, samt ainem Pfarrhoff und Schuellhauß", wie es in der Stiftungsurkunde vom 22. Juli 1739^ heißt. Nun erfolgte die Lostrennung der neuen Pfarre mit über eintausend Seelen aus den beiden alten Pfarrgebieten, wobei in Windhaag noch bei 1500 Seelen und in Grünbach 1700 Seelen ver blieben. Inzwischen wurde noch im gleichen Jahr mit allem Eifer begonnen. Steine zu brechen und anderes Baumaterial zum Bau der Pfarrkirche, des Pfarrhofes und dazwischen eines Schulge bäudes (siehe Abb. 3) mit vielen Ochsengespan nen herbeizuschaffen, die Baugrube auszuheben und schließlich die Bauten aufzuführen. Mitten im Kirchenbau kam aus Freistadt die betrübliche Nachricht, daß der Initiator der Pfarrgründung und des Pfarrkirchenbaues, Johannes Florian Neumann, am 8. November 1740 im 52. Lebens- " Pfarrdironik Sandl. ' Es handelt sich dabei um das einzige Johannes-Nepomuk-Pfarrpatrozinium in der Diözese Linz, und zwar zehn Jahre nach dessen Heiligsprechung im Jahre 1729. Abgesehen von der 240-Jahr-Feier der Pfarrkirche sind es also heuer 250 Jahre her, daß dieser auch bei ims so verbreitete Brückenheilige kanonisiert wurde.

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