OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

wurden Kolonisten angesiedelt und Glashütten errichtet, um durch deren Holzverbrauch den Wald zu lichten. Doch am 15. Juni 1706 starb im 69. Lebensjahr Graf Georg Constantin Bonaven tura von Harrach und nun trat das Erbe von Frei stadt sein Sohn Alois Thomas Raimund Reichs graf von Harrach zu Rohrau, Herr der Herr schaften Aschach a. d. D., Stauff, Freistadt und Bruck a. d. Leitha, Ritter des Goldenen Vlies usw. — geboren am 7. März 1669 — an. Dieser hatte sich durch Klugheit und Sprachenkennt nisse das Vertrauen des Kaisers erworben und war als außerordentlicher Gesandter und Bevoll mächtigter mit den damaligen Geschicken von Österreich eng verbunden. 1720 wurde Reichs graf von Harrach zum Vizekönig von Neapel ernannt. In seiner neuen Residenz im herrlich warmen Süden am Meer konnte der sprachenkundige, wohlhabende und gebildete Graf so recht seine Hofhaltung in Pracht entfalten. Nun dürfte auch eine gewisse Legende einsetzen. Seine Leiden schaft war die Rosenzucht und zu jener Zeit wurden die Gärten Neapels zu einem wahren Rosenparadies; in allen Regenbogenfarben gab es diese herrlichen Gewächse. Durch seinen Haus hofmeister und Geheimsekretär, welcher eben falls leidenschaftlicher Blumenfrermd und Rosen kenner war, Johann Paul Chalier de Roermond, aus den spanischen Niederlanden stammend, hatte er eine starke Stütze und eifrigen Helfer. Der Sage nach sollen die prächtigsten Rosen aus dem Blut des hl. Januarius, dem Schutzheiligen von Neapel, entsprossen sein. Der Stolz des Vizekönigs waren Rosen kreuzungen aus Spanien, die in seinen Gartenanlagen bestens gediehen. Sie hatten eine zarte blaßblaue Farbe. Als schönster Schmuck galt bei Fürstinnen und Gräfin nen, die das gastfreundliche Haus des Vizekönigs be suchten, solch ein Rosenstrauß. Auch in den Garten anlagen des Schlosses in Aschach a. d. Donau wuchsen diese prächtigen Rosen; ihr herrlicher Duft soll hier sogar noch feiner gewesen sein. Zur Feier der Heiligsprechung von Johannes Nepomuk im Jahre 1729 soll der Bruder des Vizekönigs, Graf Josef Johann von Harrach, der auch in Böhmen große Besitzungen hatte, mit diesen von seinem Bruder gezo genen blaßblauen Rosen die Statue des Prager Heiligen auf der Karlsbrücke geschmückt haben. In jener Zeit stellte der Pfleger (Verwalter) der Herrschaft Freistadt bei seinen Dienstreisen fest, daß die begonnene Kultivierung der Bewohner im Freiwald fast keine Fortschritte mehr mache und die Bewohner infolge der großen Entfermmg zu einer Pfarrkirche diese nicht besuchen. Johann Florian Neumann dachte Tag xmd Nacht daran, wie diesem Übel im Wald abzuhelfen sei®. Schließlich trug er dieses Anliegen in einem Bericht seinem „Chef", dem Besitzer des Frei waldes, Graf Alois Thomas Raimimd von Har rach (siehe Abb. 2) vor, weil auch eine Bitt schrift — aus dem Jahr 1737^ — vorliegt, wonach einige schreibkundige Mäimer den gnädigen Herrn Graf bitten, „er möge, so wie in Windhaag vor etlichen Jahren geschehen (1705®), eine Pfarre ist errichtet worden, dies auch im Wald so machen. Auch hier befinden sich bei 1200 Seelen, welche bisher von Grünbach mit der Filialkirche St. Michael und Windhaag mitbetreut wurden, obwohl diese Pfarren selbst jede bei 1700 Seelen haben. Besonders in der Winterszeit ist ein Begräbnis zum Totenkirchlein St. Michael öfters erst nach mehreren Tagen möglich". Auch andere wichtige Gründe wurden noch angeführt; unterschrieben sind: Simon Baurn, Jäger im Wald, Bernhard Wald, Richter am Sandl, Franz Stegmüller am Pirstling. Mit Schreiben vom 12. Oktober 1737 wandte sich Graf Harrach nun an den zuständigen Bischof in Passau, Kar dinal Graf Lamberg, und schilderte ausführlich den Sachverhalt. „Eine Bittschrift meiner Unter tanen aus dem Freiwald vorlege, welche eine Pfarrgründung erbitten. Nachdem Euer H. Gna den ja vor etlichen Jahren selbst die höchst beschwerliche Reise gemacht und von Unter österreich kommend, an der böhmischen Grenze allda liegendes, oberösterreichisches Schanzhaus, bis zum Wirtshaus am Sandl, wo an diesem Orte das hochheilige Sakrament der Firmung gespen det wurde, noch bekannt in Erinnerung sein dürfte, anderthalb Stunden gebraucht haben. Von hierab sind bis zu den beiden Pfarrkirchen Grünbach und Windhaag, ein gut zweistündiger Weg, welche zum Stift St. Horian inkorporiert sind. Die anderen dortigen Pfarren, wie Zettwing und Meinetschlag in Böhmen und Pertholz in ' Laut Pfarrchronik Sandl. * Im Pfarrarchiv Grünbach b. Freistadt. ' Heinrich Ferihumer: Erläuterungen z. Hist. Atlas d. österr. Alpenländer, II. Abt., 7. Teil, Wien 1956, S. 479.

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