Die Pfarrgründung von Sandl Von Robert Staininger Mit 3 Abbildungen In der Stadtpfarrkirche zu Freistadt ist an der nördlichen Längswand — bis zur Regotisierung war sie am rechten zweiten Pfeiler von rück wärts — eine Grabtafel aus Sandstein angebracht. Das barocke Epitaph (siehe Abb. 1) zieren oben zwei Familienwappen. Es wurde Mitte des 18. Jahrhtmderts für das Ehepaar Johann Florian Neumann imd Maria Klara, geborene Großhaupt, errichtet. Die lateinische Inschrift besagt: „Hier liegen in der Hoffnung auf eine gute Auf erstehung: Johannes Vlorianus Neumann, Ver walter der Herrschaft Freistadt; er starb am 8. November 1740, im Alter von 52 Jahren, ein aufrechter Mann und großer Verehrer, Förderer der Frömmigkeit und Glaubenstreue. Seine immerwährenden Denkmäler sind die Ermög lichung der Pfarrgründung in Sandl, welche durch seine Bemühungen errichtet wurde, zum Nutzen der in den Wäldern verstreut wohnenden Per sonen. Auch schlichtete er die sehr alten Grenz streitigkeiten mit der benachbarten Domäne Grazen in Böhmen, welche schon seit 1486 be gonnen haben im Freiwald bis 1739 und nun ein größerer Teil des Waldes der Domäne Frei stadt glücklicherweise erhalten bleibt^. Dann liegt hier seine überaus geliebte Gattin Maria Clara, geborene Großhaupt, weihe ge storben ist am 26. Juli 1763 im Alter von 73 Jah ren. Den sehr geliebten Eltern die Söhne und Töhter." Johann Florian Neumann war von 1725 bis 1740 Pfleger und Landgerichtsverwalter der gräflichen Herrschaft Harrach in Freistadt. Aus der Fa miliengeschichte ist uns überliefert, daß sein Sohn Franz Ferdinand Neumann anschließend, von 1741 bis 1760, ebenfalls Pfleger und Landgerichtsverwalter in Freistadt war und ein Sohn von diesem, in Freistadt 1726 geboren, bei den Piaristenpatres eintrat. Durch eine fromme Stif tung der Schwestern Schifer errichteten die Pia ristenpatres in Freistadt eine Piaristenschule und P. Ludwig Bertrand Neumann wurde 1761 deren erster Direktor, also ein Enkel des obgenannten Johann Florian Neumann. Nun über eine kurze Vorgeschichte zur Pfarr gründung von Sandl: Kaiser Ferdinand II. ver pfändete 1622 Schloß und Landgericht Freistadt dem einzigen Grafen Oberösterreichs, der dem katholischen Glauben treu geblieben war, Leo pold Helferich von Meggau, um die Leihsumme von 167.670 Gulden®. Im Jahre 1627 übergab ihm der Kaiser noch den sogenaimten „Frei wald", jenes große Waldgebiet im Nordostwinkel Oberösterreichs, dessen Nutznießung bis dahin allen anschließenden Herrschaften zustand. Als Graf Meggau 1644 ohne männliche Erben starb, teilten sich die fünf verheirateten Töchter das große Erbe. So bekam Franziska, mit Graf Joachim Ulrich Slavata von Chlum tmd Koschumberg vermählt, die Herrschaft Schloß Freistadt mit dem Freiwald. 1676 erbte dies ihr einziger Sohn, der Erbmtmdschenk von Böhmen, Johann Georg Graf Slavata, und anschließend dessen Tochter Maria Magdalena, die in zweiter Ehe mit dem Statthalter von Böhmen, Norbert Graf Kolowrat-Liebensteinsky, verheiratet war. Nach deren Tod fiel die noch immer dauernde Pfand herrschaft von Freistadt an Kaiser Leopold 1. zurück. Um den damals darauf haftenden Pfandschilling von 97.835 Gulden verschrieb Kaiser Leopold 1. seinem Obersthofmeister, dem Grafen Georg Constantin Bonaventura (I.) von Harrach, die Herrschaft Freistadt in Österreich ob der Enns samt dem großen Freiwald lebenslänglich, tmd zwar am 25. September 1691. Mit Kauf- tmd Erbübergabsbrief vom 31. Dezember 1700 tmd kaiserl. Hofkammerbestätigung vom 3. Juni 1701 ging der Besitz um den Pfandbetrag, welcher aber mehr als 300.000 Gulden Wert hatte, end gültig in den Harrachschen-Besitz über. Hierauf 1 Die Madithaber der jungen Tschechoslowakei in Prag wollten 1919 an mehreren Stellen zu ihren Gunsten die Grenze gegen Oberösterreich abändern. Die Stadt Freistadt z. B. heißt heute noch auf tschechisch „Cahlov" (also nicht wortübersetzt, sondern auf ein altes Siedlungsgebiet südlich von Freistadt bezogen, das schon vor der Stadtgründung um ca. 1100 bestand, nämlich Zaglau). Im Auftrag der Bezirkshauptmann schaft Freistadt fuhr damals der Freistädter Haupt schullehrer für Geschichte und Heimatgeschichts forscher Florian Gmainer (nachmals Hauptschuldirek tor in Grein) mit historischen Unterlagen mehrmals zu einer Grenzkommission nach Prag. Die historisch gewachsene alte Grenzziehung zwischen Oberösterreich und dem alten Böhmen blieb erhalten. ' Rudolf Scharizer: Die landesfürstliche Burg zu Frei stadt; in: Heimatgaue, 11. Jg., Linz 1930, S. 73.
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