Religiöse Kleindenkmale in der Gemeinde Liebenau Von Anton Mitmannsgruber Mit 20 Abbildungen und 1 Textbild Angeregt durch einen Artikel des bekannten Heimatforschers A. Depiny* begaim ich in den Sommermonaten 1933—1935 während meines Urlaubs in meinem ehemaligen Heimatort Lie benau mit der Aufnahme der Andachtsstätten. Ich war dabei nicht wenig erstaunt, 121 derartige religiöse Kleindenkmale anzutreffen, die ich ge nau beschrieb, wobei ich in einige bisher selbst mir unbekannte Gebiete kam. Liebenau ist mit 76,39 km^ die größte Gemeinde des Mühlviertels und mit 967 m Seehöhe das höchstgelegene Pfarrdorf der Diözese Linz. Die Aufzeichnungen wurden 1936 in meiner neuen Heimat, in Kematen an der Ybbs, in zwei Bänden niedergelegt, wobei einer die photo graphischen Aufnahmen aller Andachtsstätten beinhaltet. Im Jahre 1974, als erstmals eine gekürzte Druck legung dieser Arbeit in den „Oö. Heimatblät tern" in Aussicht gestellt wurde, wurde über prüft, ob wesentliche Änderungen gegenüber der alten Aufnahme vor 40 Jahren eingetreten sind. Einige Andachtsstätten waren tatsächlich verschwimden; sie sind in der vorliegenden Publi kation klein gedruckt enthalten, so wie jene, die bereits 1933 nur mehr in der Überlieferung be kannt waren. Einige wenige sind seither neu entstanden oder anstelle eines desolaten Vor gängerbaues neu errichtet worden. Insgesamt wurden in den letzten 40 Jahren 14 neue Ob jekte erstellt gegenüber 26, die in dieser Zeit verschwunden sind oder zerstört wurden. Für die Bearbeitung des umfangreichen Materials zur vorliegenden Druckfassung danke ich sehr herz lich dem Schriftleiter dieser Zeitschrift, Herrn Wiss. ORat Dr. Dietmar Assmann. Die Bezeichnung der versdiiedenartigen Objekte erfolgt nicht in der ohnehin manchmal noch im mer etwas verworrenen Terminologie, sondern nach der volkstümlichen Ausdrucksweise. Kapellen: Objekte mit einem begehbaren Innen raum; gegenüber der Eingangstür steht der Altar, zuiründest ein Altartisch. Zwei besitzen Meß lizenz (Schöneben, Kienau); drei Kapellen haben einen Glockenturm. Gegenüber 15 im Jahre 1933 waren es 1974 insgesamt 16. Kreuzstöckl: Diese Bezeichmmg ist üblich für „Kapellen-Bildstöcke", die zumeist nach dem dazugehörigen Anwesen benannt werden. Sie sind fast durchwegs gemauert und tragen ent weder ein Zelt- oder ein Satteldach, ursprünglich alle schindel- oder brettergedeckt. Auffallend ist weiters, daß sie durchwegs bei einer Straße oder zumindest bei einem Weg stehen. Sie besitzen eine verschieden große Nische zur Aufnahme reli giöser Gegenstände; in einigen Fällen ist ihnen ein ganz kleiner Vorraum vorgelagert. Das größte Objekt ist (ohne Berücksichtigung des Daches) 2,75 m hoch, das kleinste 1,5 m. Die älteren sind mit Blickrichtung zur Mutterkirche in Unterwei ßenbach erbaut. Die meisten sind eindeutig als kleines Marienheiligtum anzusprechen. Ihre An zahl ist zwischen 1933 und 1974 gleichgeblieben (53); acht abgekommenen Objekten steht die gleiche Anzahl an Neubauten gegenüber. Wegsäulen: Die meisten stehen entlang der Durchzugsstraße von Schöneben zur Landes grenze; ein Steinmetz ist auch mu* in Monegg nachweisbar. Der Form nach sind sie als Bild pfeiler anzusprechen; sie bestehen häufig aus einem Sockel, einem Zwischenstück und einem Aufsatz mit einer kleinen Nische zur Aufnahme eines (Blech-)Bildes. Meistens ist eine Jahreszahl eingemeißelt, die älteste ist dadurch mit 1700 nachweisbar. Drei der ehemals 16 Wegsäulen sind in den letzten 40 Jahren abgekommen. Wegkreuze: Dazu zählen sowohl die bis zu nahe zu 4 m hohen Holzkreuze mit einem Blechschnitt korpus wie auch kleinere mit einem geschnitzten Korpus sowie Eisenkreuze (zumeist gußeiserne ehemalige Grabkreuze). Sechs der 27 im Jahre 1933 aufgenommenen Kreuze sind bis 1974 ver schwunden, allerdings wurden auch vier neue in diesem Zeitraum aufgestellt. Bildbäume: Der Brauch, an bestimmten Bäumen Bilder mit religiösem Inhalt anzubringen, reicht weit zurück. Bei den meisten wurde bei der Auf nahme 1933 berichtet, daß sie einen Vorgänger gehabt haben. Auch die Tatsache, daß an solche Bildbäume häufig Sagen gebunden sind, verweist auf ein hohes Alter, und nicht zuletzt mag damit eine Erinnerung an den vorchristlichen Baumkult, wenn auch unbewußt, verbunden sein. Bei den * Adalbert Depiny: Die Kiemdenkmäler unserer Heimat, in: Heimatgaue, 10. Jg., Linz 1929, S. 88 f.
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