OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

den. Daß dessen Errichtung trotz vieler Schwie rigkeiten gelungen war, erfüllte ihn mit Genug tuung — war es ja zugleich das erste Denkmal zu Ehren Stifters; die vielen anderen Erinne rungsstätten in Südböhmen und Österreich wur den erst nach und nach errichtet. Noch während der Enthüllungsfeier trat ein Wetterumschwung ein und es begann zu regnen. Die Gesellschaft kehrte daraufhin auf dem glei chen Wege nach Oberplan zurück, wo in den Gasthäusern des Ortes noch weiter gefeiert wurde. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, daß die Bezirkspresse^^ eine wenig würdige Nachricht über den Verlauf dieser Feier brachte, voll von ungeschlachten Anspielungen und gro ben Vorwürfen gegenüber Jordan Kajetan Mar kus, dem Organisator der ganzen Aktion. Viel leicht haben dabei die kleinstädtischen Verhält nisse in Krumau und Oberplan eine gewisse Rolle gespielt, verschiedene unbewiesene Ge rüchte und nicht zuletzt auch der Neid, daß es Jordan trotz vieler Hindernisse gelungen war, das einmal begonnene Werk erfolgreich zu Ende zu führen. Es wurde ihm zu Unrecht vorgehal ten, daß er sich selbst zum Vorsitzenden des Komitees für die Aufstellung des Stifterdenk mals ernaimt habe und daß er dabei bestrebt war, rein persönliche Interessen zur Geltung zu bringen, vor allem angeblich seine Ruhmsucht, und daß er nicht für rechtzeitige Verlautbarungen in der Tagespresse gesorgt hat, damit auch Ver treter weiter entfernter Orte an der Feier der Denkmalenthüllimg teilnehmen können. In den Augen der Öffentlichkeit hat jedoch Markus an scheinend am meisten geschadet, daß er am 25. August aus unbekannten Gründen am Volks fest in Oberplan nicht teilnahm, bei der Feier der Denkmalenthüllung erst im letzten Augenblick aus Friedberg eintraf und daß er schheßlich immittelbar nach dem Festakt wieder abreiste, ohne sich von irgend jemand herzlicher verabschiedet zu haben. Für die Feier verfaßte Markus eine Gelegenheits schrift, in der Stifters Leben und Werk beschrie ben wird — die Broschüre „Adalbert Stifter. Eine Festgabe". Ein Bruder von Markus, der als Ge meindebediensteter in Friedberg lebte, verkaufte sie während des Festaktes ohne behördliche Be willigung, wofür er zur großen Freude aller Wi dersacher für einige Tage in Arrest kam®^. Die Errichtung des Stifterdenkmals oberhalb des Plöckensteinersees war schon in den Augen der Zeitgenossen eine bedeutende kulturelle Tat; an dieser erfreuen sich nun schon ein volles Jahr hundert lang mehrere Generationen von Stifter freunden vieler Länder. Krumauer Intelligenz-Blatt Nr. 27 und 28 vom 29. 8. und 5. 9. 1877. Krumauer Intelligenz-Blatt Nr. 29 vom 12. 9. 1877.

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