mußte es in zwei Stücke zerhauen werden, die dann unter unsäglichen Mühen durch Wälzen auf Balken zur Arbeitsstelle transportiert wurden. Sobald einmal das gesamte notwendige Material hergerichtet war, schritt die Arbeit rüstig voran. Der Bau begann im Sommer des Jahres 1876, be endet wurde er nach einigen Unterbrediungen in folge ungünstiger Witterungsverhältnisse im August des folgenden Jahres. Zum Abschluß füll ten die Arbeiter die Fugen zwischen den einzel nen Steinen mit Zement und errichteten vor dem Denkmal ein Aussichtsplateau, in dessen Grund stein jeder von ihnen die Anfangsbuchstaben seines Namens einmeißelte. Paleczek selbst hat sich als Bauführer an den Arbeiten im Jahre 1877 nicht mehr beteiligt und daher sind seine Initialen auf diesem Stein nicht zu finden. Jo hann Saumer, der von der ganzen Gruppe am längsten am Leben blieb, behauptete, daß Pale czek tatsächlich die verlangte Summe von 1500 Gulden erhalten habe. Seine Arbeiter bekamen als Lohn 1 fl täglich. Das fertige Stifterdenkmal hat die Form eines Obelisken aus zubehauenen Quadern grobkörni gen Granits. Das Denkmal ist nicht ganz 15 Me ter hoch imd steht 231 Meter oberhalb des See spiegels. An den Seiten des Denkmals sind fol gende Inschriften: A. Stifter dem Dichter des Hochwald Lieg in hohes Gras gestredcet schaue sehnend nach der Felswand Auf diesem Anger, an diesem Wasser ist der Herzschlag des Waldes Errichtet 1876—1877. Während man vom zweiten Vers (Auf diesem Anger...) genau weiß, daß er aus Stifters „Hochwald" dem Kapitel „Waldwiese"^® ent nommen ist, hat man die Herkunft des ersten Verses fast vergessen. Erst 1929 hat Franz Fischerl® dessen Herkunft erstmals genau fest gestellt. Es ist ein Zitat aus dem Gedicht „Im Gebirge", das Stifter schon im Juli 1823 verfaßte, also als achtzehnjähriger Jüngling, wahrschein lich in Oberplan. Dort gibt es nämlich eine Stelle, die im Volksmund „Das kleine und große Ge birg" hieß, von wo die Seewand oberhalb des Sees schön zu sehen ist®®. Das Fest der Denkmalenthüllung wurde für den 26. August 1877 angesetzt. Es kamen zahlreiche Gäste aus dem Böhmerwald, aus Oberösterreich und Bayern. Sie versammelten sich schon am Vortag in Oberplan. Abends zog man gemein sam durch den festlich geschmückten Ort zu Stifters Geburtshaus, wo eine kcurze Feier ab gehalten wurde, an der auch des Dichters Bru der teilnahm. Am nächsten Morgen versammel ten sich am Marktplatz Kutschen und andere Fahrzeuge für die Gäste. Nach etwa einer Stunde Fahrt gelangte man bei schönem Wetter nach Neuofen, wo die Gäste die Fahrzeuge verließen und zu Fuß bis zum See gelangten. Nach kurzer Rast ging es wieder weiter bis hinauf zum Denk mal. Der Festredner war natürlich Jordan Kaje tan Markus und nach dessen Ansprache wurden die bisher verdeckten Inschriften auf dem Obelisk enthüllt. Als Motto zu seiner Rede wählte Markus ein Zitat aus Stifters Hochwald; zum Abschluß seiner Ansprache übergab er das Denkmal symbolisch in die Obhut aller Bewoh ner des Böhmerwaldes. Ehe noch diese Widmung ausgesprochen wurde, kam es zu äußerst unwürdigen Verhandlungen in Oberplan. Der Verein wollte nämlich ursprüng lich das Denkmal in das Eigentum der Gemeinde Oberplan als dem Geburtsort Stifters übergeben. Die Gemeinde weigerte sich jedoch, diese Ehren gabe anzunehmen und verwies in diesem Zu sammenhang darauf, daß sie die mit Sicherheit erwachsenden Kosten für die Erhaltung des Denkmals nicht tragen wolle. Nachdem es unter den damaligen Umständen kaum möglich war, ein künstlerisch gehaltvolle res Werk zu schaffen, war Markus angesichts des fertiggestellten Denkmals doch recht zufrieDas ganze Zitat lautet: Auf diesem Anger, an diesem Wasser ist der Herzsdilag des Waldes; mir ist's, als müßte ich ihn hören, so lieblich und treu und fester als die Burg eines Königs. '« Fischer Franz: Inschrift am Stifter-Obelisk beim Plöckenstein. In: Waldheimat, Budweis 1929, Jg. VI, Nr. 2, S. 25. Der ursprüngliche Text im Gedicht lautet: Lieg' in das hohe Gras gestrecket, schaue sehnend nach der Felsen wand.
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