OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

lung des jungen Fürsten bereitete dem Verein einiges Mißbehagen und manche Mitglieder woll ten bei weiteren Verhandlungen eventuellen Un annehmlichkeiten lieber aus dem Wege gehen. Die Zahl der Vereinsmitglieder fiel rapide. Mar kus meint später, die Gründe dafür wären viel fach Übersiedlungen von Mitgliedern gewesen so wie der allgemeine Rückgang der Aktivität in der heimatkundlichen Arbeit zur Zeit der Vorberei tung und Durchführung der Wiener Weltausstel lung. Der Bildhauer Rint'® schließlich, der auch Stifters Totenmaske schuf, soll seinem Freund Markus von der Idee einer Inschrift auf der See wand abgeraten und ihm empfohlen haben, statt dessen zu Stifters Andenken ein Denkmal am Gipfel der Seewand oberhalb des Plöckensteinersees zu erriditen^^. In der Hauptversammlung des genannten Vereins, der nur mehr einige wenige Mitglieder zählte, wurde der bisherige Vorstand mit Markus an der Spitze mit der Fortführung der begonnenen Aktivitäten beauftragt. Das Denkmal selbst zu entwerfen war kein Problem; diese Aufgabe übernahm der bekannte Wiener Oberbaurat Heinrich Ritter von FersteP®. Die mit der Errichtung des Denkmals verbundenen Kosten verrechnete er ebenfalls. Er meinte, daß die Bearbeitung eines Kubikfußes Stein samt sonstiger Arbeiten 1 fl kosten würde, wobei er sowohl auf die örtlichen Verhältnisse als auch auf das Vorkommen von geeignetem Gestein in der Nähe Bedacht nahm. Markus betraute daraufhin den Maurermeister Wagner aus Friedberg, in der Nähe des Plöckensteinersees einen Steinmetz ausfindig zu machen und mit diesem einen ent sprechenden Vertrag abzuschließen. Wagner wandte sich an den fürstlichen Wald heger und Steinmetz Paleczek in Hirschbergen, jedoch verlangte dieser für die Arbeit im ange deuteten Umfang nicht einen Gulden pro Kubikfuß, wie bei der Kostenaufstellung angenommen wurde, sondern 1 Gulden 30 Kreuzer, also um die Hälfte mehr; darüber hinaus wollte er noch eine Draufgabe, so daß seine Gesamtforderung mehr als 1500 Gulden betrug. Der Verein der Deutschen aus dem südlichen Böhmen, der den Bau finanzierte, befand sich nun in einer prekä ren Situation, denn er hatte nur 800 Gulden zur Verfügung; die Summe konnte nur dann reichen. wenn der von Ferstel berechnete Preis eingehal ten wurde. Nun fiel Markus nichts anderes ein, als im Juni 1875 das fürstliche Bauamt in Krumau um Rat zu fragen und zu bitten, einen anderen, billigeren Steinmetz suchen zu helfen. Daraufhin schlug das Bauamt drei andere Stein metze aus Neuofen und Umgebung vor, jedoch verhandelte Markus auch mit ihnen vergeblich. Sie wollten den niedrigeren Lohn ebenfalls nicht akzeptieren, so daß Markus letztlich doch bei Paleczek verbleiben mußte. Vor Baubeginn mußte Markus in den sauren Apfel beißen und teilte am 14. Juni 1875 dem jungen Fürsten brieflich mit, daß nunmehr ge mäß der seinerzeitigen Bewilligung durch den regierenden Fürsten mit dem Bau im Juni be gonnen werde; im August solle das Denkmal fer tig sein. Weil man es aber unterlassen hatte, den Fürsten Adolf Josef darüber zu unterrichten, daß man Stifters Andenken in einer anderen Art ehren wolle als ursprünglich vereinbart (statt einer Inschrift in der Felswand nunmehr ein Denkmal), fragte der Fürst nun, ob dieses Denk mal in Oberplan oder anderswo im Böhmerwald aufgestellt werden solle. Er brachte seine Über zeugung ziun Ausdruck, daß es in Oberplan wesentlich zur Verschönerung des Ortes beitra gen würde und meinte überdies, daß es kacim den Vorstellungen des Dichters entsprechen würde, wenn man das Denkmal an einem anderen Ort errichtete. Markus erkannte, daß man mit dem Bau des Denkmales im Jahre 1875 nicht mehr beginnen konnte. Er brachte dem Fürsten zur Kenntnis, daß das Denkmal am Gipfel der Seewand ober halb des Plöckensteinersees errichtet werden sollte, also an einer Stelle, die der Dichter be sonders ins Herz geschlossen hatte. Weiter schreibt Markus, er wisse wohl, daß sich der Fürst gegen die ursprüngliche Absicht aus gesprochen habe, den Namen des Dichters in den Felsen der Seewand einmeißeln zu lassen. Daher habe der Verein vor allem aus diesem Grund " Johann Rint (* 1815 in Kuks, + 1878 in Linz), Bild hauer. Siehe Anm. 11. Heinrich Ritter von Ferstel (* 1828 in Wien, t 1883 in Wien), Wiener Baumeister.

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