OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Das Stifterdenkmal am Plöckensteinersee VonJiriZä1oha Der Autor hat bereits früher einen Artikel zu diesem Thema verfaßt, allerdings in tschechischer Sprache; er wurde im „Jihocesky sbomik historick;^'' veröffentlicht. Wohl infolge des relativ engen Verbreitungsgebietes dieser südböhmischen Regionalzeitschrift, in der Haupt sache aber wegen sprachlicher Schwierigkeiten, fand die Arbeit in unserem Raum nicht die erwünschte Beachtung. Aus diesem Grund habe ich mit Einwilligung des Ver fassers und der Redaktion der erwähnten Zeitschrift die Übertragung ins Deutsche besorgt. Außerdem konnte ich den Verfasser dazu bewegen, seinen Beitrag zu überarbeiten und dabei um einige neue Aspekte zu bereichern. .1 t> c c _. Emil Puffer Der von weitem sichtbare Obelisk des Denkmals Adalbert Stifters, dessen Standort so glücklich inmitten mächtiger Baumriesen gewählt wurde, daß sich von dort eine herrliche Aussicht auf Stifters Heimat öffnet, ist unter ziemlich schwie rigen Umständen errichtet worden, von denen heute kaum etwas bekannt ist. Die regionale Literatur in der Zwischenkriegszeit^ beschränkte sich ziuneist auf die Wiederholung der Veröf fentlichungen von Jordan Kajetan Markus, dem geistigen Schöpfer dieses Denkmals®. Niemand unterzog diese Nachrichten einer kritischen Über prüfung, weil kaum jemand annahm, daß selbst der Autor nicht alles niederschreiben konnte, was er allenfalls gern gesagt hätte. In der gutgemein ten Absicht, allein die Tatsache zu glorifizieren, daß das Denkmal überhaupt errichtet wurde, ge langten so in die erwähnte Literatur einige un bewiesene Behauptungen. Außerdem wollte wohl niemand die Mühe auf sich nehmen, nach weite ren Unterlagen über das Entstehen des Denkmals dort zu suchen, wo es am naheliegendsten gewe sen wäre, nämlich im Archiv der damaligen Grundbesitzer, der Fürsten zu Schwarzenberg. Sämtliche Nachrichten, die geeignet sind, die Hin tergründe des Denkmalbaues von der Planung bis zur Enthüllung des Denkmals zu erhellen, sind noch heute in der Zweigstelle des Staat lichen Gebietsarchivs Cesky Krumlov/Krumau zu finden^. Der Initiator des Denkmalbaues war der in Fried berg, einem am Oberlauf der Moldau gelegenen Marktflecken geborene und als Schuldirektor in Wien tätige Jordan Kajetan Markus®. Dieser äußerst agile Mann liebte den Böhmerwald — seine Heimat — vom ganzen Herzen imd bewun derte alle jene, die ebenfalls aus dem Böhmer wald entstammten und zu Ehre tmd Ansehen gelangt sind. Nicht zuletzt wegen dieser Eigen schaften wurde er Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zum Vorsitzenden des ' Jahrgang 37 (1968), Nr. 2, S. 127-131. - Nikendey Antonm: Stavba Stifterova pomniku nad Plekenätejnskym jezerem (Der Bau des Stifterdenk mals oberhalb des Plödcenstelnersees). In: Tradice. Vestnik Svazu öeskych üfednikü a zffzencü knizete ze Schwarzenberku (Tradition. Anzeigeblatt des Ver bandes der tschechischen Beamten und Bediensteten des Fürsten von Schwarzenberg), Budweis 1936, Nr. 1, S. 14—18. — Maurer Ferdinand: Das Adalbert-StifterDenkmal am Plöckenstein. In: Waldheimat, Budweis 1927, Jg. IV, Nr. 9, S. 140, 141. — Sdiadierl Anton: Die Adalbert-Stifter-Denkmäler. In: Waldheimat, Budweis 1925, Jg. II, Nr. 10, S. 145—150. Markus Jordan Kajetan: Adalbert Stifter — Eine Fest gabe. Wien 1877, S. 82—88. Einen weiteren Artikel mit nahezu gleichem Text veröffentlichte der Autor in der Publikation Oberplan, Wien 1883, S. 136—142. * Staatliches Gebietsarchiv, Zweigstelle Cesky Krumlov / Krumau, Vs Cesky Krumlov IB 4E 18b, listfednf kanceläf 5B/3. ^ Jordan Kajetan Markus wurde am 22. Jänner 1831 in Friedberg geboren und starb am 23. Juli 1893 in Maut hausen. Er stammte also aus der Heimat Adalbert Stifters, und obwohl er sein Mannesalter vorwiegend in Wien verbrachte, war er doch mit seinem Leben und seinem literarischen Werk eng mit seiner Heimat verbunden und er vertrat ohne Zweifel die Interessen des Böhmerwaldkreises in den österreichischen Län dern so aufopferungsvoll und uneigennützig wie kein anderer seiner Landsleute. Sein Anteil an der Ver breitung und Wertschätzung von Stifters Werken kann nicht hoch genug angeschlagen werden: „Denn wäre Markus nicht gewesen — mit ruhigem Gewissen müssen wir's eingestehen — so wäre sein großer Heimatgenosse Stifter bis heute der Vergessene ge blieben, wie er es einige Jahre nach seinem Sterben schon gewesen!" (A. Carolo in der Waldheimat 1931, S. 26, 27). Markus studierte in Linz und ergriff den Lehrberuf. Seine Laufbahn als Lehrer begann er in Tweras (etwa 10 km südlich von Krumau) und beendete sie als Direktor einer Bürgerschule in Wien. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer widmete er sich eifrig dem Vereinsleben. Als junger Lehrer gründete er in Baden bei Wien einen Gesangs- und Turnverein und im Jahre 1869 den Verein der Deutschen aus dem südlichen Böhmerwald, der aber nicht lange existierte, und 1884 den Zweigverein „Wien" des bekannten Deutschen Böhmerwaldbundes und schließlich 1890 den Verein der deutschen Böhmerwäldler in Wien. Markus war auch literarisch tätig, und es muß hier angemerkt werden, daß manche seiner gedruckten Arbeiten im Grunde auch bis heute ihre Bedeutung nicht verloren haben.

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