OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Günter Wiegelmann, Matthias Zender, Gerhard Heil furth: Volkskunde. Eine Einführung (= Grundlagen der Germanistik, 12), Berlin 1977 (Eridi-Sdimidt-Verlag), 265 Seiten mit 12 Karten u. Graphiken. Kart. DM 27.—. Um es gleich vorwegzunehmen: Mit allzu großer Vor freude nahm der Rezensent das Werk zur Hand in der Meinung, endlich sei ein neues grundlegendes Werk vor handen, das, wie es im Untertitel heißt, „eine Einfüh rung" in dieses von vielen immer noch zumindest nicht ganz richtig verstandene Fach gibt. Diese Vorfreude war auch verständlich, wenn als Autoren drei so namhafte Vertreter der Volkskunde aufscheinen und das Buch in einem Verlag erschien, der uns bereits ausgezeichnete volkskundliche Literatur bescherte. Schon die Gliederung des Buches läßt auf viele Mängel schließen, indem wichtige Teilgebiete der Volkskunde überhaupt nicht aufscheinen. Der erste Teil, „Geschichte der Forschung", ist von G. Wiegelmann und M. Zender bearbeitet und gibt einen in manchen Passagen sicher zu einseitigen Überblick. In „Theorien und Methoden" wird m. E. von G. Wiegelmann zu sehr theoretisiert; ohne Fremdwörterlexikon (manchmal ist sogar dieses nicht ausreichend) wird sich ein Normalsterblicher schwertun, sich durch den Wust an unnötigem Ballast durch zukämpfen. G. Heilfurth schreibt zum Schluß dieses Kapitels einen wertvollen Beitrag über „Aspekte ver gleichender Forschung". „Die Sachkultur Mitteleuropas", wiederum von G. Wie gelmann dargestellt, entspricht wohl kaum dem, was man sich darunter vorstellt. Nichts gegen moderne Darstellungsversuche, eine zitierte Stelle von Ph. W. Gercken (um 1780), nach der man in manchen Gegenden glaube „sich lächerlich zu machen, wenn man nicht jeder Mode laune folgt", kann man getrost auch auf manche fach theoretische Überlegungen anwenden. Das Kapitel „Glaube und Brauch. Fest und Spiel" von M. Zender bietet endlich das, was man sich von dieser Broschüre erwarten würde. Seine Bemerkungen z. B. über die Kontinuitätsfrage bieten eine ausgezeichnete Über sicht zu diesem Problem. Anstelle der abschließenden Beiträge „Zusammenschau" und „Aufgaben" hätten noch so manche weitere Teilgebiete zumindest angerissen wer den sollen. Was einem schon bei der Lektüre der einzelnen Kapitel besonders auffiel, nämlich daß die süddeutsch-österrei chischen Verhältnisse nur am Rande gestreift werden, da für aber skandinavische und osteuropäische, bestätigt sich bei der sicher nicht leicht zu erstellenden Literatur übersicht. Daß hier z. B. der „österreichische Volks kundeatlas" sowie Namen wie Karl Ilg (Ordinarius für Volkskunde an der Universität Innsbruck) und Franz Lipp (Professor für Volkskunde an der Universität Wien) überhaupt nicht aufscheinen, ist noch mehr zu bemän geln als die Werkauswahl bei den anderen österreichi schen Volkskundlern. Es hätte ein gutes und vor allem auch notwendiges Buch werden können, das es ansatzweise und in einigen Abschnitten auch durchaus ist. Im großen und ganzen gesehen wird man aber leider lieber weiterhin auf ältere Werke sowie auf Publikationen zu Detailfragen zurück greifen. Und das ist zu bedauern. D. Assmann Herbert Schindler: Der Schnitzaltar. Meisterwerke und Meister in Süddeutschland, Österreich und Südtirol, Re gensburg 1978 (Verlag Friedlich Pustet), 338 Seiten mit Textbildern sowie 8 Färb- und 64 Schwarzweißtafeln. Ln. DM 56.—. Es gibt zwar, wie der Autor in seinem Vorwort dar legt, bereits eine Reihe von Bildbänden und Monogra phien über die bedeutendsten Schnitzaltäre und es gibt eine Fülle von Einzeldarstellungen, „was heute fehlt, ist Literatur, die einen Überblick vermittelt, möglichst viele Werke erfaßt und die Gesamtheit des spätgotischen Retabels allgemeinverständlich und zugleich auf wissen schaftlich zuverlässiger Grundlage darstellt." Dieser schwer zu bewältigenden Aufgabe hat sich der Verfasser gestellt und sie im großen und ganzen einer glücklichen Lösung zugeführt. Die Frage der Urheberschaft ist bei einigen Schnitz altären immer nodi in Schwebe; „selbst auf die Gefahr hin zu irren" hält der Autor auch hier nicht mit seiner Meinung zurück. Das betrifft auch gleich ein bekanntes oberösterreichisches Beispiel, nämlich Kefermarkt (S. 193 ff.). Unter Bezugnahme auf frühere Forschungen in dieser Richtung wird einzig eine Passauer Werkstatt in Betracht gezogen und hier wieder Martin Kriechbaum als die führende Kraft als Schöpfer des Altares genannt. Die ausführlichen Arbeiten Benno Ulms (z. B. in seinem leicht zugänglichen, 1971 erschienenen Band „Mühl viertel"), nach denen es sich um eine einheimische Künstlerwerkstatt in Freistadt handelt, werden nicht er wähnt. Die Zuschreibung an Kriechbaum bleibt auch nach Schindlers Darlegungen reine Theorie. Der erste Teil des beachtlichen Werkes bringt eine aus gezeichnete Einführung in Wesen und Aufbau eines Schnitzaltares, die theologisch wie kunsthistorisch den Altar entsprechend darstellt, und zwar als „reich aus gestattete Kleinarchitektur im Raum", welche die gro ßen Themen des Glaubens mit lokalen Gegebenheiten (Kirchenpatron, Namenspatron, Diözesanheilige usw.) verbindet. Gute Erläuterungen der einzelnen Begriffe und eine Darstellung der Grundformen führen in die Typologie ein. Instruktive Skizzen des Verfassers illu strieren bestens den Text. Im nächsten Kapitel „Die Zeit der großen Sdmitzaltäre — Meisterwerke und Meister" werden die einzelnen Stilrichtungen dargelegt, beginnend mit dem Verduner Altar in Klosterneuburg bis hin zur beginnenden Renaissance. Ein nicht minder wichtiger Beitrag ist auch das Verhältnis von Skulptur und Malerei. Besondere Sorgfalt widmete der Autor auch verlorengegangenen bzw. teilweise wieder zusammengesetzten Altären (zum Beispiel der Sterzinger Altar von Hans Multscher). In der „Einzeluntersuchung der Altäre" werden 16 Schöp fungen detailliert vorgestellt, darunter auch der PacherAltar in St. Wolfgang (hier fehlt dem Rezensenten bei den Literaturhinweisen z. B. der Ausstellungskatalog von

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