Kaiserhauses zur Betreibung der Beatiflkation und sdiließlidi der Kanonisation und die dabei immer wieder ins Spiel gebrachten politischen Interessen werden unter zum Teil neuen Gesichtspunkten dargestellt. Der zweite Hauptteil ist der künstlerischen Realisierung des tridentinischen Reformkonzeptes gewidmet. Die Motivationen für die bildende Kunst sowie die theatra lischen und literarischen Aspekte formen ein großartig gezeichnetes Gesamtbild, aus dem heraus die Heiligen figuren mit ihren barocken Zutaten ein völlig neues Verständnis bringen. Besondere Beachtung erfahren in diesem Zusammenhang die emblematischen Inschriften. Die „Auswirkungen der religiösen und künstlerischen Bemühungen der Barockzeit auf die Volksfrömmigkeit", der Titel des dritten Hauptteils, scheint auf den ersten Blick etwas zu kurz geraten., Der Autor will sich aber bewußt nicht ausführlicher mit dem volkskundlichen Aspekt auseinandersetzen, den er der Fachdisziplin vor behält. Was hier angeführt wird, ist trotzdem beachtlich und jedem, der sich mit Bildstockforschung beschäftigt, wärmstens zu empfehlen. Darüber hinaus werden in einem mit „Aberglaube" betitelten Abschnitt Formen behandelt, die allerdings nicht so einfach mit diesem Begriff abgetan werden können. D. Assmann Pia Maria Plechl: Wallfahrtsstätten in Niederösterreich. Mit Wanderführer „Wandern auf Wallfahrtswegen" von Bernhard Baumgartner, St. Pölten 1978 (Nö. Presse haus), 120 Seiten, 16 Bildtafeln. S 395.—. Wallfahrten sind keine nostalgisch gefärbten Reminis zenzen, sondern nach wie vor ein lebendiger Bestand teil der Volksfrömmigkeit. Das kommt auch schon im Vorwort dieses Werkes zum Ausdruck, das eine gute Übersicht über die Geschichte des Wallfahrtswesens von den frühchristlichen Anfängen bis in die Gegenwart bringt und dabei geschickt die Entwickltmg in Nieder österreich einfügt. Die Bedeutung der Stifte und Klöster für das Wallfahrtswesen wird in einem eigenen Kapitel behandelt. Nach einzelnen Regionen geordnet, werden insgesamt 68 niederösterreichische und ein steirischer (Mariazell) Wallfahrtsort behandelt. Neben bekannten Pilger zentren wie Maria Taferl oder Sonntagberg — auch von Oberösterreich stark besucht — sind auch viele kleine Gnadenstätten angeführt und gründlich behandelt. Entgegen dem Modetrend, vor allem marianische Wall fahrtsorte darzustellen, sind hier auch nichtmarianische aufgenommen, z. B. St. Corona am Schöpf! und St. Corona am Wechsel, St, Christophen, St. Leonhard am Forst, Stockerau (hl. Koloman; dieser Heilige wurde bereits 1485 in seiner Funktion als Landespatron vom hl. Leopold abgelöst, der 1663 durch Kaiser Leopold L zum „Schutzpatron des gesamten Landes Österreich" wurde). Klosterneuburg, das Zentrum des Leopoldkultes, ist eigenartigerweise nicht angeführt. Dafür wird, wie erwähnt, Mariazell in gleicher Art und Weise behan delt; die von Wien dahin führende „Via sacra" mag dies rechtferHgen. Im Literaturverzeichnis fehlt z. B. die von Gustav Gugitz bearbeitete Wallfahrtskarte im Niederösterreich-Atlas. So gut der Text abgefaßt ist, so schwach ist der Bild teil. Jeder Beschreibung eines Wallfahrtsortes ist im Text eine kleine Abbildung beigegeben, zumeist Wieder gaben entsprechender Andachtsbildchen. Ein MariaTaferl-Bild (das auch im farbigen Bildteil wiederkehrt) bei Raffingsberg, Votivbilder von Maria Taferl bei St. Leonhard am Forst und bei Maria Kirchbühel, ein Nepomukbild bei St. Christophen, ein Wachsstock mit einem Herz-Jesu-Bild bei Randegg usw. sind nicht kritiklos hinzunehmen. Ziemlich kompliziert ist es weiters, bei den Farbbildern die dazugehörigen Hin weise zu finden; nach langem Suchen wurden sie auf der Bildtafel zwischen S. 104 und 105 entdeckt; das lange Suchen hätte man sich aber durchaus ersparen können, da die Angaben mehr kurz als bündig gehal ten sind. Eine Reihe von Schwarzweißbildern sind Aufnahmen von einer Wallfahrt nach Maria Dreieichen und Maria Roggendorf. Bleiben wir lieber beim Text: der Autorin, aus ein schlägigen Publikationen in bester Erinnerung, ist es gelungen, die niederösterreichischen Wallfahrtsorte in ihrer Bedeutung für die Kultur- und Geistesgeschichte, aber auch im Hinblick auf eine gegenwartsnahe Volks frömmigkeitsforschung darzustellen. Letzterem dient in etwa auch der von B, Baumgartner zusammengestellte Wanderführer, in Kleinformat dem Buch beigelegt, der 50 Routen beschreibt, die auch auf Kartenskizzen dar gestellt sind. D. Assmann Klaus Beitl: Volksglaube. Zeugnisse religiöser Volks kunst. Salzburg 1978 (Residenz-Verlag), 160 Seiten mit 48 Farbtafeln, 19 x 23 cm. Ln. S 298.—. Der Verfasser, seit 1978 Direktor des österreichischen Museums für Volkskunde in Wien, hat in der gleichen Reihe bereits „Votivbilder" (1973), „Liebesgaben" (1974) und „Landmöbel" (1976) aus den Beständen dieses Insti tuts vorgestellt. Der vorliegende Band, in der Art der Darstellung und Aufmachung den bisherigen folgend, beschäftigt sich mit den verschiedenartigsten Äußerun gen des Volksglaubens, wobei auch Zeichen des Aber glaubens nicht fehlen. Die „Einleitung" ist eine sachliche, bestens fundierte Ein führimg in die „Religiöse Volkskunde" als Teil der Volksglaubensforschung. In aller Kürze werden auch wissenschaftstheoretische und -geschichtliche Angaben eingestreut. Im weiteren sind auch die engen Verbin dungen zur Volkskunst angeschnitten, deren Ikonogra phie bekanntlich engstens mit dieser Materie verbunden ist. Der Behauptung vom „gesunkenen Kulturgut" stellt Beitl zu Recht die „Produktionstheorie" entgegen, die ge rade in der religiösen Volkskunst eine beachtliche Eigen entwicklung hervorgebracht hat. Die gerade in diesem Problemkreis nicht leichte Auswahl der einzelnen vorgeführten Objekte scheint m. E. be stens gelungen. Es braucht ja auch keine Vollständigkeit angestrebt werden, wie sie von rein wissenschaftlicher Literatur gefordert und z. B. von Lenz Kriss-Rettenbedc in „Bilder und Zeichen religiösen Volksglaubens" (Mün chen 1963) nahezu erreicht wird. Die Vielfalt wird allein
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