bringt, sind genauso willkommen. Wem beim Durch lesen des Registers nicht das Wasser im Munde zusam menläuft, dem ist nicht mehr zu helfen ... D. A. Kurt SdiuscStnigg: Ein Requiem in Rot-Weiß-Rot. Mit einem Vorwort von Stephan Verosta, Wien 1978 (Amalthea-Verlag), 520 Seiten. Ln. S 298.—. Das unwahrscheinlich bald nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1946 bei Mondadori in Mailand herausge kommene Erinnerungswerk Schuschniggs, „Ein Requiem in Rot-Weiß-Rot" liegt, mehr als 35 Jahre später, als österreichische Ausgabe mit einem umfassenden Geleit wort von Prof. Stephan Verosta vor. Auch dieser Band beginnt mit der Schilderung der Gespräche Schuschnigg — Hitler, ähnlich wie Schuschniggs späterer Band den Titel „Im Kampf gegen Hitler" trägt. Das Fragmentarische des Bandes, die Mischung von hochbedeutsamen Gesprächen mit Erinnerungen und Tagebuchaufzeichnungen, aus Gefängnissen und Kon zentrationslagern — wo Schuschnigg den Dedc-Tarnnamen Dr. Auster zu tragen hatte — ergibt eine span nende Lektüre; immer wieder aufstoßende Bitterkeit ist nicht unverständlich. Bedeutsame Namen der österreichi schen Politik vor 1938 scheinen selten auf; von Ober österreichern wird Hammerstein-Equord kurz und liebe voll — einer aus dem Freundeskreis des Kanzlers — er wähnt; der aus Linz geflüchtete reichsdeutsche Natio nalsozialist Habicht ist sicherlich richtig gewertet als „gei stiger Urheber und treibender Motor der Abirrung österreichischer Oppositionspolitik ins Kriminelle". Harry Slapnicka Friedrich Rennhofer: Ignaz Seipel. Mensch und Staats mann. Eine biographische Dokumentation (= Böhlaus Zeitgeschichtl. Bibliothek, Bd. 2), Wien-Köln-Graz 1978 (Verlag H. Böhlau), 800 Seiten. Ln. S 824.—. Man kann die Biographie eines Mannes unterschied lich gestalten: in festen, harten, einfachen Strichen, holzschndttartig. Man kann ihn aber auch bis ins Detail, keine Nuance auslassend, darstellen. Diesen zweiten Weg ging Friedrich Rennhofer im vorliegenden Werk. Gründ lich, liebevoll, ausführlich ist die Darstellung, sorgfältig die Gliederung, So umfaßt etwa der erste Teil, der die Jahre in der Monarchie (1876—1918) darstellt, da Seipel „ein gelehrter Geistlicher war, der keine weltlichen Am bitionen hatte, aber von der christlich-sozialen Partei oft um Rat angegangen wurde", allein 150 Seiten! Ist dieser Band für die Geschichte Österreichs in der Zwischenkriegszeit wesentlich — denn mit der SeipelBiographie muß natürlich die ganze Innenpolitik dar gestellt werden —•, so ist er auch für die jüngere Ge schichte Oberösterreichs wesentlich. So gibt es eine Fülle von Querverbindungen zu anderen bedeutsamen Ober österreichern jener Jahre (insbesondere Dinghofer, Födermayr, Mayr, Schober und Starhemberg). Wir erfah ren, wie Seipel dem damaligen Parteiobmann Hauser über Details der Sixtus-Briefe informierte, wie Kaiser Karl nicht ins Schloß Eckartsau, sondern ins Innviertler Schloß von St. Martin hätte gehen sollen. Es ist schließ lich Seipel, der sich weigert, an der Abdankung des Kaisers mitzuwirken, „was von Hauser verständnisvoll aufgenommen wurde". Dann ein seltenes Lob für den oberösterreichischen Landeshauptmann, der die Stelltmgnahme des christlich-sozialen Klubs entsprechend der Seipelschen Unterlage, aber „in glänzender Rhetorik" ge bracht habe. Die Spannungen Hauser — Seipel treten bis hin zum Rücktritt Hausers als christlich-sozialer Par teiobmann immer stärker hervor, Spannungen, die auch die Presse breittritt („Der Abend": „Seipel gegen Hau ser"). Dann weitere Wertungen Hausers: „Der vor sichtige und versöhnliche Prälat Hauser" und schließlich der Hinweis: „Vielleicht hatten Hauser und Fink den Sozialismus ihrer Länder vor Augen, der sich vom radi kalen Wiener Sozialismus sehr unterschied." Also: aus der Fülle der Details viele Details zur Ge schichte Oberösterreichs! Harry Slapnicka Radomir Luza: Österreich und die großdeutsche Idee in der NS-Zeit (= Forschungen z. Geschichte d. Donau raumes, Bd. 2), Wien-Köln-Graz 1977 (Verlag H. Böhlau), 368 Seiten. Ln. S 654.—. Eine Geschichte Österreichs in der NS-Zeit gibt es eigentlich nicht. Abgesehen von der Zeit des Übergan ges wäre es die Geschichte von sieben Berlin direkt unterstellten Reichsgauen, nachdem für Österreich das Wort „Ostmark" gefunden und auch das bald als uner wünscht bezeichnet wurde. Trotzdem bietet der Band von Radomir Luza gar manchen Hinweis zum Thema „Die österreichischen Länder in der NS-Zeit". Der Titel ist ebenso kompliziert wie unverständlich tmd entspricht auch keineswegs dem englischen Originaltitel „AustroGerman Relations in ithe Anschluß Era". Auch bietet das von einem tschechischen Historiker englisch geschrie bene Buch in deutscher Übersetzung gelegentlich Formu lierungen, über die man nur verständnisvoll hinweg sehen kann. Auch die Gliederung des Bandes ist etwas merkwürdig. Nach einer einleitenden Charakteristik großdeutscher Bestrebungen der Jahre 1918—1938 be faßt sich der erste Teil mit der Wende „Von Österreich zur Ostmark", der zweite mit der Errichtung der Partei herrschaft. Hier ist erfreulich viel über die einzelnen Länder und nunmehrigen Gaue — viel auch über Ober österreich enthalten. Und als dann, mit Beginn des „Ostmarkgesetzes", die Entwicklung der einzelnen Gaue dargestellt werden müßte, folgt als abschließender drit ter Teil die nicht verständliche Einengung auf Wien, „Die Ära Schirach", also die Ära eines Mannes, der in den anderen Reichsgauen auch nicht das geringste zu sagen hatte. Trotzdem: die Fülle der in zahlreichen Archiven aufgestöberten Details ist imponierend, wenn auch gele gentlich irreführend. Die interessantesten Details finden sich übrigens oft in den Anmerkungen, die keinesfalls überlesen werden dürften. Harry Slapnicka Karl Vocelka: Verfassung oder Konkordat? Der publi zistische und politische Kampf der österreichischen Libe-
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