den Histoiiker eine unerläßliche Quelle zur weiteren Forschung. Das Bistum Passau wurde im 13. Jahrhundert in zwei Offizdalate geteilt, und diese wurden wiederum in sieben Archidiakonate gegliedert. Das westliche Offizialat mit den drei Ardiidiakonaten Lordi, Mattsee und Lambadi bearbeitete Zinnhobler bereits in dem im Jahre 1972 er schienenen 2. Band der Passauer Bistumsmatrikeln für das westlddie Offizialat (vgl. Oö. Heimatblätter, 27. JgJl973, S. 260). Nunmehr liegt auch der 1. Band mit den Archidiakonaten Passau und Interamnes (zwi schen den Flüssen Donau, Inn und Isar) vor. Dieser 1. Band enthält auch die für den 2. Band überaus wich tige Einführung in das gesamte Quellenmaterdal. Eine Charakterisierung der Matrikeln im allgemeinen sowie die Bistumsorganisation des Offizialates für den Raum ob der Enns in Archidiakonats- und Dekanatsgliederung umgrenzt den geographischen Rahmen. Der präzise wis senschaftliche Apparat der zahlreichen Fußnoten gewährt darüber hinaus wertvolle Hinweise auf die Entstehung einzelner Pfarren, Vikariate, Lokalien und Exposituren sowiie auf die Bedeutung von Schloßkapellen, Spitals kirchen und sonstige Filialkirchen oder auf die Lokalisie rung verschwundener Kirchen, aber auch auf die josefini sche Pfarregulierung beziehungsweise Aufhebung und Sperrung von Kirchen. Dazu kommen Vermerke über die Stiftung von Bruderschaften, Benefizien und Altären und Verleihung von Altarprivilegien. Die Pfarrorte sind innerhalb der fünf Archidiakonate jeweils alphabetisch geordnet, so daß man verhältnis mäßig rasch die einzelnen Pfarrorte samt den dazugehö rigen Filialkirchen, Benefizien und Stiftungen findet. Die ser 1. Band betrifft auch einige oberösterreichische Alt pfarren, die einst zum Archidiakonat Passau gehörten, nämlich Aigen i. M. (mit Stift Schlägl), Engelhartszell (mit Stift Engelszell), Esternberg, Pfarrkirchen i. M. (mit Hofkirchen und Niederkappel), Sarleinsbach (mit Lem bach, Peilstein und Putzleinsdorf), Schardenberg, Ulrichs berg, Wernstein sowie Oberkappel (zu Wegscheid) und Rannariedl (zu Untergriesbach/Obernzell). Ein dritter Band mit Karten und Registern ist in Vorbereitung. Das vorliegende zweibändige Werk Zinnhoblers zeichnet sich aus durch wissenschaftliche Präzision, ist ein für die Geschichte der Diözese Linz wichtiges Nachschlagewerk und vermittelt im Einblick auf die kirchenrechtliche und pfarrgeschichtliche Organisation des Landes ob der Enns auch eine fundamentale Grundlage für siedlungs- und lokalgeschichtliche Forschungen im Rahmen der ober österreichischen Landesgeschichte. Es ist damit für viele Belange zu einem unentbehrlichen Nachschlagewerk geworden. Rudolf Ardelt Harry Slapnicka: Oberösterreich — als es „Oberdonau" hieß (1938—1945) (= Beiträge zur Zeitgeschichte Ober österreichs 5; hrsg. vom Oö. Landesarchiv). Linz 1978 (Oö. Landesverlag), 515 Seiten mit vielen Kartenskizzen, 59 Abb. Ln. S 376.—. Mit der gewissenhaften Auswertung „streng vertrau licher" Akten und „Geheimer Reichssachen" aus den Jah ren 1938 bis 1945 hat Harry Slapnicka den fünften bis her erschienenen Band seiner Landesgeschichte Ober österreichs geschaffen, dem in dieser Form kein anderes Bimdesland ein ähnliches Werk an die Seite stellen kaim. Nun fehlen in dem siebenbändigen Sammelwerke noch „Oberösterreich in den letzten sechzig Jahren der Mon archie" und „Zehn Jahre besetztes Land (1945—^1955)", deren Bearbeitung den Autor vor zwei konträre Pro bleme stellen wird, das erste wegen des großen zeit lichen Abstandes, das andere wegen der Nähe und der Rücksichtnahme auf das Heute — man darf voraus sagen, daß der Verfasser beide Aufgaben restlos lösen und Oberösterreich Mitte der achtziger Jahre eine wis senschaftliche Verarbeitung seiner neueren Geschichte besitzen wird, welche das Prädikat „eimnalig" für sich beanspruchen darf. Frühling 1938: Das Volk jubelt, daß idie Arbeitslosigkeit aufhört. Zunächst handelt es sich um wilde Abwerbungen durch reichsdeutsche Firmen, gegen welche die neue Obrigkeit einschreiten muß. In der rauhen Wirklichkeit setzen sich im Gegensatz zum Altreich staatswirtschaft liche Tendenzen durch, so in den Größtuntemehmungen Hermann-Göidng-Werke, Stickstoffwerke Linz, Alumi niumwerke Ranshofen, Zellwollefabrik Lenzing, während kleinere und mittlere Betriebe weit schlechter fahren; die Grundstückablöse vollzieht sich vielfach in einer an Konfiskation grenzenden Form, und die Führerpersön lichkeiten kommen fast ausnahmslos von ,/drüben". Der Krieg bringt ungeheure Verlagerungen industriel ler Anlagen nach „Oberdonau", wo das Arbedtsvolumen eine Spitzenposition im ganzen Reiche annimmt. Diese Erscheinung hat zwei schwerwiegende Folgen. Man braucht Zwangsarbeiter. Auf dem Gebiet der Konzen trationslager schlägt Oberösterreich ebenfalls den groß deutschen Rekord. „Mauthausen" wird zu einem Schand fleck der Weltgeschichte: „Im Rahmen der mehr als tau sendjährigen Geschichte Oberösterreichs gibt es nichts, das in seiner Trostlosigkeit an das rund siebenjährige Geschehen in diesem Lager heranreicht". Detail am Rande: Lenzing erzeugt eine synthetische „BiosynWurst", die an Mauthausener Häftlingen ausprobiert wird, aber zu schweren Erkrankungen und Todesfällen führt, so daß sie schließlich abgelehnt wird. Die zweite Folge der Oberindustrialisierung sind die seit dem 23. Februar 1944 einsetzenden Bombenangriffe, die vor allem die Kriegsproduktion im Räume Steyr emp findlich treffen. Die auf die Bevölkerungszahl umge rechnet meisten Todesopfer im gesamten österreichi schen Gebiet hat Attnang-Puchheim zu beklagen. Ins gesamt zählt Oberösterreich mehr als 3000 zivile Opfer des Luftkrieges. Die Organisation klappt, in Linz ste hen stets 600 Särge zur Verfügung ... Aber die Pläne zu einer gigantomanen Umgestaltung von Linz gehen unter Hitlers persönlicher Leitung wei ter, so daß selbst der treue Paladin Speer sich nicht verkneifen kann, von einem „Bauklötzchenspiel" zu reden... Juden- und PriesterVerfolgung, jeder zehnte oberöster-
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