OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Schrifttum VoIkskultuT. Mensch und Sachwelt. Festschrift für Franz C. Lipp zum 65. Geburtstag (= Sondersdir. d. Vereines f. Volkskunde in Wien, Bd. 3), Wien 1978. Geleitet von Klaus Beitl und Franz J. Grieshofer. 355 Seiten mit Plänen, Karten und Notenbeispielen, 72 Abb. auf Kunstdruclctafeln. S 390.— (für Mitglieder S 310.—). Die Vollendung des 65. Lebensjahres von Wirkl. Hofrat Univ.-Prof. Dr. Franz Carl Lipp, bis Ende 1978 Direktor des Oö. Landesmuseums und Leiter der Volkskundlidien Abteilung dieses Instituts, war Anlaß für die Heraus gabe einer umfangreichen und repräsentativen Fest schrift, wie sie nur wenigen zuteil wird. Alles, was Rang und Namen hat in der österreichischen Volkskunde — mit einem kleinen Abstecher nach Bayern — ist in die sem würdigen Geburtstagsgeschenk vertreten, mit dem dem Wissenschaftler und Freund Lipp entsprechende Re verenz erwiesen wird. Die Laudatio für den Geehrten schrieb Leopold Schmidt, Präsident des Vereines für Volkskunde. Sie ist eine Wür digung für den Wissenschaftler gleichermaßen wie für den Museumsfachmann und Trachenpfleger. Volkskultur ist für Lipp keine tote Materie, sondern ein lebendiges Ganzes. Seine Leistungen z. B. auf dem Gebiet der Trachtenerneuerung sind hinlänglich bekannt. Sein Kon zept der Freilichtmuseen in Oberösterreich („Denkmal höfe" in den einzelnen Hauslandschaften) ist bereits weit gediehen und soll in einem zentralen oö. Freilicht museum seine Krönung erfahren. Wenn in seinen viel fältigen wissenschaftlichen Arbeiten das Salzkammergut etwas hervortritt, so ist das geradezu selbstverständlich, ist er doch „ein begeistertes, dankbares Kind seiner Heimatlandschaft", am 30. Juli 1913 in Bad Ischl ge boren. Das 302 Niunmern umfassende „Schriftenverzeichnis" wurde von Franz J. Grieshofer sehr sorgfältig zusam mengestellt. Wir verweisen daraus etwa auf die vielen von F. Lipp herausgegebenen Kataloge des Oö. Landes museums zu interessanten volkskundlichen Themen, auf seine 5 Folgen umfassende Reihe „Oberösterreichische Trachten" (Linz 1951 ff.), „Das Salzkammergut, Wesen einer Landschaft" (Bad Ischl 1951), „Art und Brauch im Lande ob der Enns" (Salzburg 1952), „Oberösterreichi sche Stuben" (Linz 1966), „Bemalte Gläser" (München 1974) und freuen uns schon auf seine nächsten größeren Arbeiten, etwa ein umfangreiches oberösterreichisches Möbelbueh. Die einzelnen Beiträge der Gratulanten spiegeln in etwa die verschiedenen Arbeitsbereiche des Jubilars wider. Oberösterreichische Themen stehen dabei im Vorder grund, wobei einige Arbeiten in besonderer Weise das Salzkammergut berücksichtigen: F. J. Grieshofer unter suchte das Alter des „Glöcklerlaufens" und kommt zum Ergebnis, daß es sich um ein in dieser Form junges Brauchtum handelt, das in Ebensee um 1850, in Gmunden und Bad Ischl etwa 20 bzw. 40 Jahre später anzuset zen ist. E. und O. Bockhorn berichten in einem Vergleich 1789—1977 über den bäuerlichen Gerätebestand. R. Fochlers Beitrag gibt „eine Umschau im Volksleben traditio neller imd neuerer Gemeinschaften". G. Haid beschäftigt sich mit dem Fortleben eines Ischler Wildererdramas im Liede, belegt mit mehreren Notenbeispielen. H. Grünn nahm sich der Hausbank insbesondere im Salzkammer gut an. K. Horak gibt einen bemerkenswerten Über blick über den Volkstanz im Salzkammergut. Haus- und siedlungskundliche Themen behandeln W. Kunze (Ent wicklung von Haus und Siedlung im Wandel von der Salzwirtschaft zur Fremdenverkehrswirtschaft) und F. Stadler (Arbeitsunterkünfte und Almhütten in der Umgebung des ehemaligen Hallamtes Aussee). Aus den Bereichen Brauchtum, Hauskunde, Volkskunst, Volksfrömmigkeit, Volksrecht stammen die vielen übri gen Beiträge — insgesamt sind es 28 —, die allesamt eine wesentliche Bereicherung der volkskundMchen Forschung in Österreich, insbesondere in unserem Lande, darstel len. Es ist leider nicht möglich, hier auf jeden Aufsatz einzugehen, so sehr der eine oder andere Beitrag dazu verlockt; z. B. wenn in einigen brauchtümlichen Unter suchungen grundsätzliche Erörterungen zum Für und Wider der Ableitung aus alten Glaubensvorstellungen behandelt werden, wenn neue Überlegungen in der Be trachtung der Wechselbeziehungen zwischen Landschaft und Volkskultur angerissen werden oder das „schein bar bedrückende Thema" Volkskunst untersucht wird. (Es sei an dieser Stelle auf den Prospekt dieser Fest schrift mit dem ausführlichen Inhaltsverzeichnis verwie sen, welcher der letzten Nummer der Oö. Heimatblätter beigelegt war.) Der von L. Schmidt in der Festschrift formulierte Satz „Der wissenschaftlich und künstlerisch gleichermaßen be geisterte Mann aus dem Salzkammergut ist ganz offen sichtlich mit dem Willen in die Welt getreten, diese seine Weltsicht an den dafür zuständigen Stellen zu be kunden und mit den ihm gegebenen Möglichkeiten zu gestalten" trifft für die bisherige Leistung Lipps voll und ganz zu. Er wird auch weiterhin zum Besten seines Heimatlandes Oberösterreich wirken und darüber hinaus eine Stütze der österreichischen Volkskunde sein — ge nauso wie die „Lipp-Festschrift" in der volkskundlichen Literatur ihren besonderen Platz einnehmen wird. Dietmar Assmann Rudolf Zinnhobler: Die Passauer Bistumsmatrikeln für das westliche Offizialat, 1. Bd.: Einleitung — Die Archidiakonate Passau und Interamnes (= Neue Veröffent lichungen des Institutes für Ostbairische Heimatfor schung, begründet von Josef Oswald, hrsg. von August Leidl, Nr. 31 a), Passau 1978, XX + 303 Seiten. Für das einstige Großbistum Passau, das im Osten bis an die March reichte, bieten die „Passauer Bistumsmatri keln" umfassende Pfarrpfründen- und Abgabenverzeich nisse über den Zeitraum vom 13. bis zum 17. Jahrhun dert. Der Linzer Kirchenhistoriker Univ.-Prof. Doktor Rudolf Zinnhobler hat sich in langjähriger Arbeit der Aufgabe unterzogen, dieses umfangreiche Quellenmate rial zu sichten, zu ordnen und in reichhaltigen Aiunerkungen mit der dazu nötigen wissenschaftlichen Regi strierung zu versehen. Solche detaillierte historische Zu sammenfassungen über größere Landeseinheiten sind für

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2