zufüllen hatte, und fand sich wieder im Vortrags saal ein, um eine neue Spezies künstlerisdier Möglichkeit kennejnzulernen, für die sich die Gruppe „Quasimodo" des Fotoklubs Ottensheim im Oö. Volksbildungswerk zur Verfügung stellte. Mit einem erklecklidien tedmischen Rüst zeug wurde eine Kombination von Dia und elektronischer Musik vorgeführt, eine Betrach tung mit Kompositionen von J. S. Bach, Karl Stockhausen und Fink Floyd, gespielt auf histo rischen und elektronischen Instrumenten. Es war äußerst eindrucksvoll, akustisch z. T. neuartig und optisch blendend, was sich da zu einem multimedialen Genuß vereinte, in dem man willig ertrinken, zu dem man aber auch kritisch Stel lung beziehen kann. Den Schlußakkord dieses Abends brachte aber Vivaldi, dessen Musik sich zauberhaft — wie einzig möglich — mit den Bildern des textlosen Films Der Tod des dummen August verband, den ein Romantik liebender 17jähriger Mittelschüler hergestellt hat. Der kurze Film diente als Beweis für das Wieder auftauchen der Phantasie, nach einer Periode der Entwicklung des Realismus im Kind und Jugend lichen, die nach Ansicht von Philosophen tmd Pädagogen in imserer modernen technisierten Welt zu wenig beachtet, ja unterdrückt wird. Sie schwingt doch weiter in den musischen Betäti gungen, vielleicht unterschwellig in der Heimat liebe, in der Kunst — und all dies ist Herzens anliegen unserer Volksbildner. Ferdinand K a s t n e r Dr. Wilhelm Kriechbaum — 90 Jahre Mit 1 Abbildung Am 25. Februar d. J. vollendete der Heimat forscher tmd Botaniker Dr. Wilhelm Kriechbaum in Altheim, wo er bei seiner Schwester, einer Arztwitwe, wohnt, das 90. Lebensjahr. Der Jubi lar wurde am 25. Februar 1889 in Pregarten im Mühlviertel als Sohn eines Notars geboren. Vä terlicherseits entstammt er einem im tmteren Mühlviertel ansässigen Geschlecht von Bauern, Bräuem und Müllern. Seine Mutter, eine gebo rene Eichlseder, stammt aus einer Rieder Schmiedefamilie. Er besuchte das Gymnasium in Ried und anschließend die Universität in Innsbruck, an der er 1913 promovierte. Er wollte zuerst Gymnasialprofessor werden, ging aber anschließend in die Gartenbauschule in Veits höchheim bei Würzburg und war dann in einigen botanischen Gärten in Deutschland und Öster reich als Gartenbauinspektor tätig. Noch im Alter legte er in Rarmach bei Graz einen großen und vielbeachteten Alpengarten an. Infolge eines vor einigen Jahren erlittenen Unfalles mußte er diese Arbeit aufgeben. Durch seinen Bruder, den bedeutenden ober österreichischen Heimatforscher imd Arzt DDr. Eduard Kriechbaum (1877—1958), kam Dr. Wil helm Kriechbaum frühzeitig zur Heimatbewe gung in Braunau. Er kann als Retter der bekann ten „Stubenberger Liederbücher" betrachtet wer den, die ihm seinerzeit Hugo von Preen über gab. Sie werden heute in der Bayer. Staatsbiblio thek aufbewahrt. Die beiden handgeschrie benen Liederbücher stammten aus dem Nachlaß eines Bauern in Stubenberg bei Simbach. Der erste Band, als „Gesängebuech" bezeichnet, be inhaltet weit über 700 Lieder, Rätsel und Scherze. Die 374 geistlichen Lieder sind dem Inhalt nach sehr marmigfaltig, am zahlreichsten sind die Lie der zur Christusverherrlichung, darunter 130 sehr schöne mundartliche Hirtenlieder, und 75 Marienlieder. Sehr interessant sind auch die To tenlieder. Unter den 298 weltlichen Liedern neh men naturgemäß die 115 Liebeslieder den ersten Rang ein. Außerdem enthält der weltliche Teil eine Reihe von Standes- und Naturliedem, wei ters Lieder, die allerlei Sitten und Bräuche behan deln, sowie geschichtliche Lieder, darunter 32 Kriegslieder, die hauptsächlich auf die Franzosen kriege Bezug nehmen. Als Zeitraum der Auf-
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