OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Bilanz der Landesausstellung zum 85. Geburtstag von Anton Lutz Am 11. März d. J. schloß nach dreiwöchiger Dauer die Landesausstellung für den Maler Pro fessor Anton Lutz. Sie war ein voller Erfolg für die Veranstalter, denn nodi nie in den letzten Jahren waren so viele Besudier gezählt worden, nämlich 2303, doch kormten darüber hinaus man che nicht registriert werden. Was war plötzlich mit der Bevölkerung los, die sich doch für andere Ausstellungen — progressiverer Art — nicht in dem Maße interessierte? Die Antwort gibt das Werk von Prof. Anton Lutz, das nie dem moder nistischen Trend zu Gefallen war, sondern für jeden, der ein Bilderlebnis suchte, dieses bereit hielt und bis zmn heutigen Tage bereithält. Anton Lutz^ ist unbestritten eine der bedeutend sten lebenden Malerpersönlichkeiten im Land Oberösterreich und nicht nur da. Die sehenswerte Ausstellung zeigte Werke aus verschiedenen Jahrzehnten und bot einen guten Querschnitt durch sein Schaffen. Dieses Schaffen des ehe maligen Lehrers Lutz reicht weit über ein halbes Jahrhundert hinaus, beginnt bei der realistischen Malweise früher Stilleben und Bildnisse, verhält längere Zeit hindurch beim weiblichen Akt in sonnenflirrendem Garten oder in bäuerlicher Stube, vertieft sich in sattfarbige Stilleben, be herrscht alle Sujets, die das ganze lange Maler leben erfüllen, und gipfelt — stets dem Gegen ständlichen treu — in lichthellen, farbleuchten den Landschaften und zartfarbigen Aktdarstel lungen der letzten Jahre. Die Farbe in ihrem Reichtum, ihrer Vielfalt, ist das Anliegen von Anton Lutz: er ist Maler par excellence! Und gerade das machte diese Ausstellimg — veranstaltet vom Oberösterreichischen Kunstverein (dessen langjähriger Präsident Lutz war) und der Berufsvereinigung bildender Künstler — so wertvoll, weil sie nach längerer Präsentation von dauernder Experimentierfreu digkeit (die immer etwas Unfertiges an sich hat!) in den Linzer Ausstellungen und Galerien des letzten Jahrzehnts nun einen Meister seines Faches dem erfreuten Publikum wiederentdecken läßt. Die Augenfreude an Lutz Ölbildern ist eine echte: sie tastet sich von Farbfleck zu Farbfleck, von großartig gemalten Details zu hingefetzten zusammenschließenden Flächen, und das Auge kann des Vergnügens nicht genug finden, endlich wieder unbekümmert sehen zu dürfen, ohne den Verstand beanspruchen zu müssen, um über die Bedeutung mancher Bedeutungslosigkeit bei den sogenannten Avantgardisten rätseln zu müssen. Lutz — dem Malen noch eine Lust ist imd kein intellektuelles Problem! — malt, stellt dar, fängt Licht und Form ein, läßt Farbe im Licht vibrieren und weiß, daß ein solches Riesenpensum, wie es das Gestalten des Lebendigen um ihn mit Spach tel, Farbe tmd Pinsel ist, ein langes Malerleben in Schwung und Atem hält. Lutz sagt von sich selber, er sei Impressionist, weil für ihn Licht und Farbe — in gegenseitiger Steigerung — be deutsam sind. In den letzten Jahren wird seine Malweise immer strichelnder (abgekürzter), das Format kleiner, die Farbe intensiver (auch fallweise bunter). Der Hintergrund im Bild erfährt kaum mehr Beach tung, nur die bildwichtigen Motive — in die Bild mitte gerückt — werden durchgeführt. In man chen Bildern stehen fast reine Farbflecke neben einander: das Auge des Betrachters übernimmt die Aufgabe des Verschmelzens der Details zu geschlossener Wirkung. Und oftmals geht diese schnelle, ja geradezu fulminante Arbeitsweise auf Kosten der Form. Das Formale hängt unmittelbar mit der Kompo sition zusammen. Und auch in dieser Hinsicht seien uns einige Bemerkimgen erlaubt: viel zu oft drängt sich der Eindruck auf, die Bilder seien in ihrem kompositioneilen Aufbau improvisiert, rein zufällig zusammengestellt, so wie sie der Maler eben gerade vor sich sah; sie entbehren einer zwingenden Logik der Bildtektonik. Auffallend ist, daß Lutz in seinen Gemälden jeweils nur eine Figur darstellt, nie mehrere, sei es im Porträt, sei es beim weiblichen Akt (männ liche Akte kommen nicht vor). Ist hier der Ein fluß seines Münchner Lehrers Constantin Ger hardinger nachhaltig spürbar? (Von diesem Maler typischer Münchner Schule übernahm Lutz die farbigen Konturen der Vorzeichnung, die er im fertigen Bild stehen läßt und dadurch trotz des linearen Elements einen malerischen Ein druck erzielt.) Oder ist Lutz von jeher zu sehr an ein eiiizelnes Modell gebunden? Und wie es ' Vgl. auch Otto Wutzeh Anton Lutz, Leben und Werk. Gewidmet zum 70. Geburtstag, Linz 1964.

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