OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Gehen wir einmal von der Annahme aus, daß diese Wasserschalen ein gezieltes Machwerk ver gangener Kulturen waren, so waren uns jene Völker mit ihren Naturkenntnissen weit voraus. Suchen wir in der Geschidate nach Vergleichs möglichkeiten mit unseren wasserhaltigen Scha len, so wird uns auch hier einiges geboten. In der Kirche am Magdalensberg, dem bekannten römisch-keltischen Ausgrabungsort in Kärnten, befindet sich ein Steinbecken, welches früher außerhalb der Kirche gestanden ist. August Obermayr, „Der Magdalensberg", schreibt dazu folgendes: „Vielleicht hat das Becken dazu gedient, das Regen wasser, die Gabe der Gottheit, zu sammeln und für die dürstenden Seelen der Toten aufzubewahren wie die Steinbecken in den Megalitgräbern (Jungsteinzeitliche Hühnengräber aus großen Steinen) die Wasserschüsseln auf keltisch mykänischen Gräbern und die vorzeitlichen Schalensteine." Wer die Umgebung einer solchen Schalengruppe, ob mit oder ohne Wassergehalt, einmal kritisch beobachtet, wird feststellen können, daß in tmmittelbarer Nähe davon sich entweder eine Höhle, ein Felsüberhang oder eine senkrechte Wand befindet. Diese Tatsache dürfte ohne Zweifel mit den Schalen bzw. mit den vermut lichen Opferungen im Zusammenhang stehen. Im übrigen erfahren wir aus der Vergangenheit immer wieder von Ehaftteidings und Versamm lungen in heiligen Hainen. Auch Opferungen auf Steinen sind uns von Kelten und Germanen hinlänglich bekannt. Höhlen in der vorgenann ten Art finden wir in Oberschwarzenberg (Mühl kreis), bei der Jankusmauer®, welche auch „Sa kristei" genannt wird, und am Marchberg in St. Oswald bei Freistadt. Eine sehr merkwürdige Steilwand befindet sich auf der Arzingerhöhe in der Gemeinde St. Leonhard bei Freistadt, wo es auch eine Höhle gibt, in der früher die Bevöl kerung Zuflucht fand. Einfache Felsüberhänge, welche so groß sind, daß man darunter genügen den Schutz bei schlechter Witterung finden kann, gibt es besonders in der Gemeinde St. Leonhard bei Freistadt sehr häufig (Ennsedt, Attenedt, Pre digtberg u. a. m.). Ganz besonders verweisen möchte ich auf den „Heidenstein"® bei Eibenstein in der Nähe von Sommerau, welcher als ganz besonderes Kultmal der Frühgeschichte anzusprechen ist. Jeder Mühlviertler Heimatfreund hat angesichts dieses Stei nes seine helle Freude daran, so auf du und du mit der grauen Vergangenheit gegenüberstehen zu können. Dieser Felsen hat bereits eine mäch tige Bedeutung erlangt. Wissenschafter aus dem In- und Ausland haben sich schon für dieses einmalige Kultmal interessiert. Leider birgt die ser Felsen immer noch viele ungelöste Rätsel in sich. Abgesehen von den vielen eingemeißelten Stufen, welche bis zur Anhöhe hinaufführen, gibt es da auch einige markante Schalen, welche teils ganzjährig mit Wasser gefüllt sind. Die seitlich am Felsen angebrachten Reisighütten die nen den traditionellen Festen, die alljährlich hier abgehalten werden. Die bekannten „Teufelsschüsseln" in Ober schwarzenberg im Mühlkreis finden ebenfalls unsere Bewunderung. Hier haben die Heimat freunde nicht Kosten und Mühen gescheut, eine stabile Eisen treppe in den Felsen hineinzubauen. An dieser Stelle möchte ich der Gemeinde Schwar zenberg ein herzliches Dankeschön sagen. Er wähnt seien auch die beiden Wolfgangheilig tümer bei Eidenberg^®. Es sind dies der „Kopf wehstein" und die „Wolfgangkapelle". Der „Kopfwehstein" ist ein Schalenstein und wird, wie der Name schon sagt, zum Teil heute noch von diesem Übel geplagten Menschen aufge sucht. Weiters sind zwei Schalen von der SanktWolfgang-Kapelle überbaut. Dahinter sind einige Heiligenbilder aufgestellt. Im Volksmimd wird diese Kapelle „Blutschüsselkapelle" genannt. Es mag ein Hinweis darauf sein, daß in vorchrist licher Zeit die von der Kapelle überbauten Scha len für Opferungen verwendet wurden. Schalensteine, die „Opfersteine" genannt werden^^, sind beispielsweise zu finden: westlich Dimbach zwischen den Bauernhäusern Spendling und Furtlehner; auf der Einsiedelmauer in der Ortschaft Riedersdorf, östlich von Pabneukirchen, südlich vom Forsthofergut im dazugehöri- ® Anton Mitmannsgruber: Sagen aus Liebenau, in: Oö. Heimatbl., 18. Jg. (1964), H. 3/4, S. 107 £f. ' Ernst Burgstaller — Wladimir Ohergottsherger — Karl A. Wagner; Der Eibenstein imd seine Probleme, in: Oö. Heimatblätter, 23. Jg. (1969), H. 1/2, S. 78 £f. Wladimir Ohergottsherger: Die beiden Wolfgang heiligtümer in der Gemeinde Eibenberg, in: Oö. Hei matblätter, 24. Jg. (1970), H. 3/4, S. 31 f. E. Fietz, a. a. O., S. 39.

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