OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Sitzgelegenheiten zwingen den Benutzer, eine bestimmte Blickrichtung einzunehmen und sind großteils auf Süd oder Südwest ausgerichtet. Man hat den Eindruck, als wären sie einst auch dafür bestimmt gewesen, in eine bestimmte Rich tung Ausschau zu halten. Eine Entstehung der Sitze durch natürliche Erosion scheint auch hier ausgeschlossen. Univ.-Dozent Dir. Dr. Hermann Kohl, Geologe am Oö. Landesmuseum, begrün det die Tiefe der Schalen mit Abwitterung im Laufe der Zeit, hält es aber für möglich, daß einst eine kultische Verwendung dieser Schalen stattgefunden hat. Ebenso spricht Univ.-Prof. Dr. Burgstaller® von Opfersteinen im Mühlvier tel und schreibt diese ebenso den vorgeschicht lichen Bewohnern, Illyrern, Kelten, Rügen und Germanen, zu. Was den Grad der Verwitterung anbelangt, ist eine solche natürlich nicht von der Hand zu weisen, doch scheinen einzelne beson ders flache Schalen diesen Verwitterungsgrad aus irgendeinem Grunde nicht in dem Ausmaße mit gemacht zu haben. Hier dürfte eine eingehende geologische Untersuchung befriedigenden Auf schluß geben. Einzelne Exemplare weisen deutlich eine hand werkliche Bearbeitung auf, sie dürften also noch wesentlich jünger sein als die übrigen abgewit terten Schalen. Hier wäre der sichtbare Beginn einer solchen Schale am Marchberg in der Gemeinde St. Os wald bei Freistadt zu erwähnen. Auf diesem Berg befinden sich ebenfalls mehrere Schalen sowie eine allseits bekannte Höhle. Die Anfertigung solcher Schalen noch im späten Mittelalter wäre gar nicht so verwunderlich, da aus dieser Zeit noch Opferungen der bereits christianisierten Bevölkerung bekannt sind®. Bemerkenswert sind die bei manchen Schalensteinen anschließenden Rinnen, welche über den Felsen hinunterfüh ren und manchmal „Blutrinnen" genannt wer den (Bauernberg-Strafenberg, Enecklbühel in St. Leonhard bei Freistadt). Eine besonders my steriöse Art sind die wasserhältigen Schalen. Sie befinden sich ebenfalls auf Berggipfeln oder be sonders freiliegenden Felsen und behalten selbst bei sengender Hitze ihren konstanten Wasser gehalt. Dr. Alois Topitz begründet diese Tat sache mit hydraulischem Druck und Wasser dampf. Er vertritt diese Theorie in einem inter essanten Artikel samt Skala-Aufzeichmmg in dieser Zeitschrift^. Hier erhebt sich die Frage, warum dann nicht alle Schalen Wasser enthal ten, besonders jene, welche sich in Gruppen auf einem Felsen befinden, der nur ev. eine wasserhältige Schale aufweist. Die klimatischen Ver hältnisse wären doch überall die gleichen. Diese Erklärung hat mich dazu veranlaßt, der Sache näher auf den Grund zu gehen, und ich habe folgenden Versuch unternommen: Eine wasserhältige Schale in der Koblleiten-Attenedt, Gemeinde St. Leonhard bei Freistadt, diente mir als Versuchsobjekt. Sie befindet sich am Gipfel eines Felskolosses und ist ständig der prallen Sonne ausgesetzt, von ovaler Form, mit Auslauf, ca. 40 X 35 cm und einer Tiefe von etwa 15 cm. Der Auslauf ist nicht bodengleich, und die Schale bildet eine Mulde für einen Wasser inhalt von etwa 2^/2 Liter. Ich habe diese Schale ausgeschöpft und mit einem Schwamm sorgfältig ausgetrocknet, daraufhin mit einer großen Pla stikplane zugedeckt, wohlsorgend, daß von außen her kein Regenwasser eindringen konnte. Die Plane wurde mit Rasen und Steinen beschwert. Nach Ablauf von 30 Tagen habe ich die Folie abgenommen. Was ich vermutet hatte, war ein getroffen. Die Schale hatte sich zum Teil wieder gefüllt und enthielt eine Menge von ungefähr 1^/2 Liter Wasser. Die Bildung von Kondens wasser ist bei diesem Vorgang natürlich rücht auszuschließen, doch dürfte die angegebene Men ge ein solches Zustandekommen erheblich über schreiten. Mit dem Schraubverschluß meiner Fla sche hatte ich einen Liter davon herausgeschöpft, um es untersuchen zu lassen. Leider findet sich in ganz Österreich anscheinend keine Stelle, wel che Wasser dieser Art auf seine Zusammenset zung hin untersuchen würde. So aufschlußreich dieser Versuch auch gewesen war, die vollkom mene Auswertung desselben war leider nicht möglich. Ein zweiter durchgeführter Versuch, die Schale über den gleichen Zeitraum abzudecken, brachte das gleiche Ergebnis. ® Ernst Burgstaller: Volkskundliche Streifzüge, in: Kristian Sotriffer (Hrsg.): Das Mühlviertel, 2. Aufl., Linz 1972, S. 57 ff. ® Ebenda, S. 59. 'Alois Topitz: Schalensteine und Klima, in: Oö. Heimatbl., 31. Jg. (1977), S. 84 f.

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