OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Die Opferschalen und ihre Anerkennung als Kultplatz VonOttoMi1fait Was anderswo schon längst eine feststehende Tatsache ist, nämlidi die Anerkennung der Scha lensteine durdr die Wissensdiaft als Opferscha len, ist bei uns in Oberösterreich immer noch zienUich umstritten^ So heißt es z. B. in einer Notiz über ein Kärntner Beispiel unter dem Titel „Der heidnische ,Opferstein' bei Reifnitz am Wörthersee"^: . . auf der Deckfläche der Kultstätte wurde eine Opfer schale von 95 cm Durchmesser und einer Tiefe von 15 cm in den harten Stein gemeißelt. Von der Schale führt eine gleichtiefe Rinne an den Rand des Steines, durch welche das Blut der Opfertiere abfließen konnte." Das Vorhandensein von sogenannten Schalen steinen im Mühl- und im Waldviertel ist uns hinlänglich bekannt. Da gibt es z. B. verschie denste Zeitungsberichte und Werbeprospekte für den Fremdenverkehr mit derartigen Darstellun gen. Auch in Zeitschriften wurde bereits darüber berichtet®. Aus dem Waldviertel gab es unter anderem im vergangenen Herbst eine Fernseh sendimg von Dr. Lein vom Geologischen Institut in Wien gemeinsam mit Direktor Sauer aus dem Waldviertel. Hier wurde in einer olfenbaren Fehldeutung die Entstehung der Schalen durch das Einwurzeln von Bäumen in den Felsen be gründet. — Eine besondere Massierung solcher Schalensteine (sprich Opferschalen) finden wir, wie schon erwähnt, in der Gemeinde St. Leon hard bei Freistadt. Hier sind nachweislich mehr als hundert solcher Schalen eindeutiger Prägung festgestellt. Sie befinden sich stets auf Berggipfeln oder auf besonders auffallend vorspringenden Felspartien. Insbesondere verdienen einmal die verschiede nen Formen der Schalen, beachtet zu werden. Es gibt sowohl runde, ohne Auslauf (SchwabingAhornwald), als auch solche, welche seitlich an einem Felsen angebracht sind (Atteneder Vorder leiten). Zum überwiegenden Teil aber sind sie mit einem gleichtiefen Auslauf bis zum Fels rand beschaffen und besitzen eine runde bis ovale Form. Ihre Größe ist sehr unterschiedlich imd bewegt sich zwischen 30 und 100 cm. Eine Schalenform in der Größe eines Hutes befindet sich in der kleinen Sonnleiten bei Langfierling. Der Koglerberg und der sogenannte Jungfrauen stein beim Wimmeranwesen in St. Leonhard bei Freistadt sowie eine der Schalen in Ober schwarzenberg (Mühlv.), weisen eine Dimension von ca. einem Meter auf. Die Tiefe der Schalen schwankt ebenfalls zwischen 10 cm und 60 cm. Hier sei eine besonders flache Schale in Attenedt bei St. Leonhard b. Freistadt und eine extrem tiefe beim Steiningeranwesen in St. Leonhard zu erwähnen, welche jedoch zu späterer Zeit auf einen Pechölstein umgearbeitet worden sein dürfte. Die oben erwähnte Ablaufrinne ist bei manchen Schalen sehr interessant, weil hier ge wissermaßen eine handwerkliche Bearbeitung un bedingt erforderlich war. Ein Beispiel dafür ist eine Schale am Rehberg bei St. Leonhard bei Freistadt, wo der Schalenrand durchgebohrt wurde. Ganz selten findet man Aushöhlungen im Felsen, welche die Körperform eines Menschen haben, wie im Enecklbühel in St. Leonhard. Diese legendenumwobene längliche Schalenform hat wohl schon etliche tausend Jahre überstanden. Die Sage erzählt, der Herrgott hätte hier einst ge schlafen. Dipl.-Ing. E. Fietz^, ein Experte für alte Kultmale, vermutet hier einstige Menschenopfer. An der Ostseite des Steines ist bereits aus christ licher Zeit eine Nische mit einem Heiligenbildnis eingemeißelt. Leider ist dieses Bild schon der Korrosion zum Opfer gefallen. Eine noch mäch tigere Aushöhlung dieser Art befindet sich in der Atteneder Vorderleiten, wo es insgesamt 17 Schalensteine zu bestaunen gibt. Sitzartige Mul den, welche seitlich an den Felsen angebracht sind, geben uns noch manche Rätsel auf. Sie sind nach unseren Begriffen gar nicht mit den Opfe rungen in Einklang zu bringen, obwohl sie stets nur an solchen Schalensteinen angebracht sind. Sie sind meist von beträchtlicher Tiefe (Koblleiten in Attenedt ca. 60 bis 70 cm). Diese engen ' Vgl. Mühlv. Heimatbl., 8. Jg. (1968), Festnummer St. Leonhard bei Freistadt, S. 191: „Mit heidnisdien Opferstätten haben diese MuIden-(SdiaIen-)steine nichts zu tun." ® Mathias Maierbrugger, in: Kleine Zeitung, Klagenfurt 1978. — Vgl. dazu auch X. Kahla: Kämtens Burgen, Schlösser und wehrhafte Stätten, hrsg. v. Geschichts verein für Kärnten, Klagenfurt 1953. ' Z. B. Otto Milfait: Opferschalen in St. Leonhard bei Freistadt, in: Mühlv, Heimatbl., 18 Jg. (1978), S. 17ff., S. 53 ff., S. 125 ff. * Ernst Pietz: Von alten Kultmalen in Oberösterreich, Linz 1974, S. 38.

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