OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Gattersteine im Landgericht Hall Von Franz Dickinger Mit 8 Abbildungen Bei der Aufnahme erhaltenswürdiger Kleindenk male anläßlidr des europäischen Denkmalschutz jahres 1975 bekam ich Hinweise darauf, daß außer den Kreuzen, Marterln xmd Kapellen auch andere Steinmale im Raum von Bad Hall vor handen sind. So konnte ich eine Anzahl solcher Objekte auffinden und feststellen, daß es sich dabei um Steine verschiedener Form und Größe handelt, die am Rand von Straßen und Flur grenzen stehen. Als besonderes Merkmal haben alle an der Kopfseite ein Loch, das entweder rund, oval, quadratisch, rechteckig oder schlitz förmig ist. Im Volksmund sind diese Steine bei uns als Peststeine oder Römersteine bekannt. Volkskundlich richtig gesehen handelt es sich aber um Gattersteine oder Gattersäulen. Die hier aufgefundenen Steine bestehen durchwegs aus Kremsmünsterer Konglomerat und sind teils sehr gut erhalten, teils aber auch stark verwittert. Außer dem Loch haben die Steine — im Gegen satz etwa zum Runenstein bei Schleswig oder dem großen Jellings-Stein mit Darstellung Christi, 980 von Harals Blauzahn errichtet — keinerlei figürliche oder inschriftliche Graviuen aufzuweisen. Es handelt sich offenbar um grund herrschaftliche Grenzzeichen aus dem Mittelalter, wobei nicht auszuschließen ist, daß sie ältere Kultsteine zum Vorbild hatten. Einen Hinweis über die Gatter steine fand ich in der Chronik von Pfarrkirchen, u. zw. in der Beschreibung des Landgerichtes Hall, das wahrscheinlich nach den Ungarneinfällen um die Jahrtausendwende errichtet, wenn auch gesichert erstmals 1292 er wähnt worden ist. Der Umfang des Landgerich tes Hall wird wie folgt beschrieben: „Das Hallersdie Landgericht fängt an nächst der Stadt Steyr auf dem Steinfelde bei der steinernen Gattersäule, geht neben der Steyr hinein nach Sirninghofen, Neuzeug, Pichlem, hinein in Steinbach an der Steyrleithenmühle (wo das Losensteinsche an dem der Herrschaft Steyr sich scheidet) aldann auf den Grabmayrhof in der Pernzell, neben dem Bach hinein bis zum Krampenhuber hinüber auf die Kappenreith, von dannen auf den Loibl (des H. Pfarrer von Gmunden Untertan) sodann auf das Jägerhaus in Brand (wo das Pernsteinsche und das Landgericht der Herrschaft Steyr sich scheidet). Allsdann auf den Nußbach herunter bis auf Wartberg, neben der Krems hinunter bis auf die Kremsmünste rische halbe Brüche und halben Steg unterhalb Krems münster bei der Schiedmühle, von Dannen wieder nach der Krems hinab zu auf die Brudcmühle, auf den Schiedl berg, von Schiedlberg hinab auf Brunnern, wie die Welser Straße von obgenannter Brudcmühle hergeht und das Hallersche, Losensteinerische und Gschwendtne rische Landgericht sich scheidet, von Brunnern bis auf den Berg (Paschallern) und hinunter bis auf das Stein feld zu der anfangs erwähnten Gattersäule." Leider wurde im Lauf der Jahrhunderte die Grenze der Stadt Steyr mehrmals in Richttmg Sierning verschoben und das Gelände verbaut, wodurch die Gattersäule am Steinfeld verloren gegangen ist. Aber mit einer Ausnahme stehen die noch aufgefundenen Steine alle im Bereidi des Landesgerichtes Hall, und zwar; Zwei Gattersteine an der Straße zwischen dem Anwesen Puffhub und dem Ausflugsgasthof Krühub in der Nähe des Gusterberges, Gmde. Kremsmünster. Ein stark verwitterter Stein am Waldrand nächst dem Großortnergut, Gmde. Pfarrkirchen. Eine Gattersäule nächst der Kirche zu Oberrohr an der Grundgrenze der Hochrandmühle, Gmde. Rohr. Zwei Gattersteine unmittelbar neben dem Obermayrhofergut in Mengersdorf, Gmde. Bad Hall. Ein Gatterstein beim Mayrhofergut in Neu kematen, Gmde. Piberbach. Eine Gattersäule bei der Ortschaft Waidern, Gmde. Schiedlberg. Außerhalb des Landgerichtsbereiches konnte am linken Ufer der Krems ein weiterer Gatterstein in Wolfgangstein, Gmde. Kremsmünster, ermit telt werden. Außer über die Gattersäule am Steinfeld nächst Steyr war urkundlich nichts eruierbar, aus der Situierung läßt sich folgendes aussagen: a) Die Gattersteine am Gusterberg (Abb. 1 und 2) imd beim Großortnergut (Abb. 3) befinden sich etwa an der Grenze der bereits 777 erwähn ten Kirche bzw. des Bereiches der Mutterpfarre Pfarrkirchen. b) Die Hochradmühle wird in der Schenkung des Herrn Friedrich von Rohr an das Stift Ranshofen (1138/39) namentlich angeführt (Abb. 4). c) Die beiden Steine beim Obermayrhofergut in Mengersdorf befinden sich in Nähe der Grenze zwischen der passauischen Pfarrherrschaft Sier ning und der Mutterpfarre Pfarrkirchen bzw. des Marktes Hall (Abb. 5). d) Der Gatterstein in Neukematen — der zur

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