OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

tionsurkunden, im „Codex antiquissimus", eben falls ein Zeuge Durinc zusammen mit dem Zeu gen Wilhelm bei einem bedeutenden Schenkimgsakt auf®®. Es ist sehr naheliegend, in der Raffelstettener Zollordnung wiederum zwei Ver tretern dieser bedeutenden Sippen zu begegnen, da insbesondere Engilschalh zweifellos als Teil nehmer und Vertreter der Sippe der Wilhelminer gelten kann®^. Dadurch wird auf die Kontinuität über Jahrhunderte hinweg ein bezeichnendes Schlaglicht geworfen. Auch viele andere nament lich genannte Persönlichkeiten weisen Sippenvor gänger in Schenkungsurkunden an das Bistum Passau und das Kloster Mondsee auf. Andere werden durch Heirat ins Land gekommen sein und sind deshalb sippenmäßig in Vorzeiten nicht nachzuweisen. Mit Sicherheit kamen sie jedoch nicht mit Rodungsabsichten ins Land. Rodungen gingen von ansässigen Großgrundbesitzern aus. Ihren Besitz hatten diese Großgrundbesitzer we der durch Schenkungen noch durch Lehen, son dern hatten ihn als Freie eines germanischen Stammes am Ende der Völkerwanderungszeit er worben. Ein weiterer Beteiligter an der Landesversamm lung in Raffelstetten war der Bischof von Passau. Er trat als Beauftragter des Königs auf. Die Be auftragung durch den König erfolgte sicherlich in Anbetracht der besonderen Sachkenntnis auf dem Gebiet der angestandenen Fragen der Lan deszölle und -abgaben. Seine Kenntnisse beruh ten auf der ständigen Beteiligung an der Ent wicklung des Landes. Seine Beteiligung an der Landesversammlung erfolgte aber sicherlich auch aus berechtigten Eigeninteressen. Die weitere politische Entwicklung des Landes führte zur Bil dung des Fürstbistums im 13. Jahrhundert. Be strebungen in dieser Richtung können berechtigt auch bereits für diesen Stand der Entwicklung angenommen werden. Ausklang Das Land zwischen Donau und Nordwald ist ur sprüngliches Bauernland geblieben. Es liegt eine tiefe Melancholie über dem welligen Hochland mit seinen tiefen Bachschluchten. Die besondere Eignung für Einzelbesiedlung tritt überall her vor; gewundene Landwege trugen schon früh zur Landschaftsvielfalt bei, Verbindungen herstel lend zwischen den Einzelgehöften und Herren sitzen, die an Berghängen und Bergrücken ge schützt und abgesichert angelegt waren. Das Suf fix „edt-öd", in Orts- und Personennamen weit verbreitet, bildet die Bestätigung für den Be stand und den Vorzug der Einzelsiedlung. Nach allem kann bereits während der gemischt keltischen Besiedlungsperiode der Spätantike diese Siedlungsform vermutet werden®®. Diese Art der Besiedlung wurde auch im frühen Mit telalter fortgesetzt und war durch die Land schaftsbeschaffenheit bedingt, sofern nicht die allgemein spärliche Besiedlung des beginnenden Mittelalters der Grund gewesen ist. R. Schopf weist darauf hin, daß Einzelhöfe von Germanen in der Frühzeit dort bewohnt wurden, wo sie mit den Kelten in Berührung gekommen sind®®. Insbesondere scheint die Siedlung in Ein ödform im deutschen Siedlungsraum in vorkarolingischer Zeit verbreitet gewesen zu sein. Schopf führt weiter aus, daß erst in der Karolingerzeit die Tendenz zur dorfmäßigen Besiedlung infolge ausgedehnter Rodungen einsetzte. G. Grüll hat festgestellt, das vom Donautal abgesetzte und von den nach Norden führenden Tälern der 2« M. B., Bd. 28 h, Nr. XLIV, S. 39. 2» Der Ostmarkgraf Wilhelm hatte Engilrada zur Frau. Dessen Söhne Wilhelm und Engischalh fallen im Kampfe mit den Mähren im Jahre 871. Aus der um fangreichen Literatur seien insbesondere erwähnt: O. Mitis, Zur Herkunft der Ostmarkgrafen Wilhelm, MIÖG, Bd. LVIII 1950, S. 546 - 585. E. Klebel, Bayern und der fränkische Adel im 8. und 9. Jahrh., Vorträge und Forschungen 1,1955. M. Mitterauer, Karolingische Markgrafen im Südosten, Wien 1963. Charles R. Bowlus, Die Wilhelminer und die Mährer, Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte (ZBLG), Jg. 1973. ,,. . . Es erweist sich aber auch, daß die Mühlviertler Donauebenen von einem besiedelten Hinterland ge schützt und gestützt wurden. Die Kelten, die hier und im gesamten böhmischen Raum Fuß gefaßt hatten und die Donaugrenze hielten, gehörten wohl zum großen Stamm der Bojer.": Karl A. Wagner, Ein Ver such zur Aufhellung der Funktion des „Heidensteins" in Eibenstein, Oö. Heimatblätter, 23. Jg. (1969), H. 1/2, S. 103. R. Schopf, Ober die Fluren der ältesten dorfmäßigen Niederlassungen im niederbayerischen Lößgebiet, Ostbairische Grenzmarken, Jg. 1928, S. 214.

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