OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

vielen Orten des Innviertels und des Mühlvier tels eingeschickt. Die Melodie hat uns in dieser Form eine gebürtige Altenfeldnerin, Frau Lud milla Kadane, vorgesungen, die das Lied aus ihrer Jugendzeit noch kannte; eine ähnliche Me lodie wurde von Walter Kolneder''^ aus Kärnten aufgenommen. NAMENSSPOTT Mit der Benennung von Lebewesen und Dingen wollte man sein Denken ordnen, sich ermög lichen, mit anderen darüber zu sprechen, imd oft auch Wünsche für den Benannten zum Ausdruck bringen, letzteres besonders mit den Vornamen^®. Viele Namen änderten sich im Laufe der Zeit, paßten sich an neue Beobachtimgen, Umstände und Erkenntnisse an. Tiere, Orte, Personen u. a. erhielten oft erst, wenn man sie näher kaimte, eigene zusätzliche Namen. Sehr häufig war diese Namensgebung mit Humor und Spott verbun den. Spitznamen wurden nach Eigentümlich keiten, auffälligen Gepflogenheiten oder infolge von anekdotischen Geschehnissen vergeben. Sie wurden nicht immer mit Wohlwollen angenom men, wie ja auch das Bestimmungswort „spitz" in Spitzname in der Bedeutung von „verletzend" zu verstehen war. Manchmal hat man den Spott namen einfach so gebildet, indem man den ur sprünglichen Namen umgedreht oder lautlich abgewandelt hat. Auch der Kinderspott bei den Namen ist nicht logisch, sondern hat es oft nur auf den Reim abgesehen. Die Aussage einer tat sächlichen Beobachiung wird auf Kosten des Rei mes unterdrückt oder hintangestellt. So wurden uns auf die „Meier" mehrere hundert „Meier-EierGeier"-Reime geschickt. Die „Annamirl" hat nur deswegen etwas mit dem „Katzengschirrl" zu tun, weil sie sich so schön darauf reimt. Und doch sind diese oft scheinbar zufälligen Reimereien sehr häufig ein fester Bestandteil des volkstüm lichen Sprachguts, und seit vielen Jahrzehnten im Lande bekannt. Wir haben schon erwähnt, daß in Oberösterreich so ziemlich über alles Spott getrieben wurde. Hier erhielt jedes Tier, jedes Ding, jede Person Spott namen. Wir haben uns in diesem Abschnitt auf Familien- bzw. Hausnamen imd auf Vornamen beschränkt. Familiennamen, Hausnamen In einigen abgelegenen Gegenden Oberösterreichs werden die Personen auch heute noch nach den Hausnamen benannt^®. Aber manchmal wurde auch der reputierliche Familienname zugunsten eines Spott-Hausnamens zurückgedrängt. In un serer Nachbarschaft wohnte ein Mann, der auf fallend groß war, und der deswegen nur unter dem Namen „Langer Lois" bekannt war. Sein Familienname wurde vergessen. Er hauste mit seiner Mutter in einer kleinen Hütte im Wald. Und auch diese Hütte, und selbst die Gegend, in der sie stand, wurden nicht anders als „beim Langen Lois" genannt und heißen auch heute noch so, nachdem der Mann imd seine Mutter längst tot sind und auch die Hütte schon verfallen ist. In den folgenden Reimen weiß man oft nicht, ob es sich um Familien- oder Hausnamen han delt. Wir fassen daher alle unter einer Über schrift zusammen. Natürlich könnte man die Sammlung noch ausdehnen, aber wir bringen hier exemplarisch nur das, was sich auf unsere erste Rundfrage 1964 unter den nahezu 25.000 Beiträgen an Familiennamen- und Hausnamen spott gefunden hat. 187 Beim Schober in Schacher Toans Haderläus®® bacha. Beim Schinter®^ in Steg Wirft er's wieder weg. Eggendorf 188 Herr Meier kam geflogen Auf einem Faß Benzin. Da meinten die Soldaten, Es wär der Zeppelin. Sie luden die Kanonen Und schössen gleich hinauf " Walter Kolneder, Alpenländisdies Chorbudi für drei gleiche Stimmen. 3. Heft, Wien o. J., S. 10. " Vgl. dazu: R. Thumwald, Namen, Namengebung. In: Reallexikon der Vorgeschichte, hrsg. v. M. Eberl, 8 (1927). — M. Cottschald, Deutsche Namenkunde. Frankfurt a. M. 1971, 4. Aufl. '• Vgl. dazu auch: E. Grohne: Die Hausnamen und Haus zeichen. 1912. Filzläuse. " Abdecker.

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