OÖ. Heimatblätter 1979, 33. Jahrgang, Heft 1/2

Oberösterreichische blätter Jahrgang 33 1979 Heft 1/2

Oberösterreichische Heimatblätter Heraasgegeben vom Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oberösteneidi; Leiter: W. Hofrat Dr. Aldemar SchiSkom. 33. Jahrgang (1979) Heft 1/2 INHALT Reinhold Drostzol; Die „Drei Grafschaften" (Das Lard im Norden der Donau) Wolfgang Kern: Der Bärenstein — Zur Formung der Fels burgen im oberösterreichischen Kristallinmassiv . . . . Jiri Zä1oha : Das Stifterdenkmal am Plöckensteinersee . . Anton Mitmannsgruber: Religiöse Kleindenkmale in der Gemeinde Liebenau Robert Staininger : Die Pfarrgründung von Sandl . . Rupert Ruttmann: Bader und Wundärzte in Bad Zell. . Gerald Egger : Die „Rockaroas" im Unteren Mühlviertel . Otto Kampmüller : Spott in oberösterreichischen Kinder reimen und -liedern Ada Paul: Steinkreuze und Kreuzsteine in Oberösterreidi . Franz Dickinger: Gattersteine im Landgericht Hall . . Alois Topitz : Zur Deutung der „Roten Kreuze" .... Otto Mi1fait: Die Opferschalen und ihre Anerkenmmg als Kultplatz Die Pechölsteine im östlichen Mühlviertel — Ergänzungen (Rudolf Zach) Schnupftabakinvasion 1775 (Anton Sageder) Bilanz der Landesausstellung zum 85. Geburtstag von Anton Lutz (Fritz Feichtinger) „Erwachsenenbildung und Schule" — Thema der 33. Jahres tagung des Oö. Volksbildungswerkes (Ferdinand Kastner) 114 Dr. Wilhelm Kriechbaum — 90 Jahre (Alois Leeb) 116 Schrifttum 118

Anschriften der Mitarbeiter: LwRat Ing. Franz Dickinger, Konsulent, Blankenbergerstraße 7, 4540 Bad Hall. Reinhold Drostzol, Schmidsberg 6, D-8391 Obernzell. Prof. Dr. Gerald Egger, Deublerstraße 19, 4020 Linz. Prof. Fritz Feichtinger, Akad. Maler, Finkstraße 2, 4020 Linz. Otto Kampmüller, Mühlenweg 10, 4100 Ottensheim. Prof. Ferdinand Kastner, Konsulent, Wimmerstraße 47, 4020 Linz. Univ.-Ass. Dr. Wolfgang Kern, Geogr. Institut der Universität Salzburg, Akademiestraße 20, 5020 Salzburg. Alois Leeb, Pflegerstraße 9, 5082 Grödig. Otto Milfait, Alte Straße 32, 4210 Gallneukirchen. Anton Mitmannsgruber, Wiss. Konsulent, 3331 Kematen a. d. Ybbs. Ada Paul, Bibliothekarin, Burgstraße 10, 3400 Klosterneuburg. OAR. Emil Puffer, Wiss. Konsulent, Archiv der Stadt Linz, Hauptplatz 1, 4020 Linz. OSR. Rupert Ruttmann, Pfarrhofsiedlung 41, 4710 Grieskirchen. Anton Sageder, G.R. Pfarrer, 4261 Rainbach. Robert Staininger, Wiss. Konsulent, 4212 Neumarkt 8. Dr. Alois Topitz, Leystraße 19/18/27, 1200 Wien. SR. Rudolf Zach, Konsulent, Dr.-Ehrentraut-Straße 1, 4320 Perg. Dr. Jifi Zäloha, Direktor des Staatl. Gebietsarchivs, Zweigstelle Cesky Krumlov. Budihesprediungen: OStR. Prof. Dr. Rudolf Ardelt, Wiss. Konsulent, Kaplanhofstraße 29, 4020 Linz. W. Hofrat Univ.-Prof. Dr. Ernst Burgstaller, Lustenauerstraße 19, 4020 Linz. Prof. Fritz Feichtinger, siehe oben. Prof. Dr. Hans Huebmer, Wiss. Konsulent, Salzburger Straße 8, 4840 Vöcklabruck. Dr. Alois Ernst Milz, Dechantsiedlung 471, 5580 Tamsweg. Cand. phil. Hermann Scheuringer, Moos 2, 4723 Natternbach. Prof. Dr. Harry Slapnicka, Leiter d. Abt. Zeitgeschichte u. Dokumentation am Oö. Landes archiv, Anzengruberstraße 19, 4020 Linz. Senatsrat Dr. Georg Wacha, Direktor des Linzer Stadtmuseums, Bethlehemstraße 7, 4020 Linz. Mag. Dr. Gerhard Winkler, Wiss. Konsulent, Kopernikusstraße 9, 4020 Linz. Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexemplare etc.) und Bestellungen sind zu irchten an den Herausgeber : Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oö., 4020 Linz, Landstraße 31 (Landeskulturzentrum Ursulinenhof), Tel. (0 73 2) 71 5 17 u. 715 18. Redaktion ; Wiss. ORat Dr. Dietmar Assmann, Anschrift siehe Herausgeber. Verlag: Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oberösterreich. Druck: Oberösterreichischer Landesverlag, 4020 Linz, Landstraße 41 Klischees: Fa. Krammer, 4020 Linz, Klammstraße 3. Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der jeweilige Verfasser verantwortlich. Alle Rechte vorbehalten. ISBN 3-85393-015-8.

Die „Drei Grafschaften" (Das Land im Norden der Donau) VonReinholdDro stzo1 Einleitung Das frühe Mittelalter wartet im östlichen „Baiowarien" mit dem landschaftlichen Begriff der ,,Drei Grafschaften" auf. Geheimnisvoll und doch recht bestimmt wird hier ein Schlaglicht auf die Folgezeit nach dem Abzug der Römer aus den Donaugegenden geworfen. Diese Tatsache ist so ungewöhnlich, daß sich die Forschung auch noch in diesem Jahrhundert nicht dazu bereitfinden konnte, die Existenz der „Drei Grafschaften" ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Der Bestand einer solchen Gebietseinheit wurde durch den Bericht über eine Versammlung auf höchster Lan desebene zu Beginn des 10. Jahrhunderts be kannt. Damals fanden sich an der Grenze der „Drei Grafschaften", in „Raffoltestetun" wahr scheinlich alle Repräsentanten dieses Landes der „Drei Grafschaften" ein, um vor den Vertretern des Königs über althergekommene Rechte zu be richten. Danach wurde über neue Rechte, Steuern und Abgaben beschlossen. Dieser Beschluß ist in der sogenannten „Raffelstettener Zollordnung" erhalten geblieben. F. Pfeffer hat erstmals die Bedeutung der Aussagen über die „Drei Graf schaften" gebührend und in aller Ausführlich keit gewürdigt^. Die „Drei Grafschaften" schei nen, wie darzutun beabsichtigt ist, ein Gebilde dargestellt zu haben, das in den dunklen Zeit abschnitten des frühen Mittelalters entstanden ist und Kunde davon gibt, wie bald ein geord neter Landesaufbau einsetzte. F. Pfeffer sagt, kein Land Österreichs ist in der Lage, ein so wertvolles Dokument seiner geschichtlichen Ent wicklung zu besitzen, wie dies die Raffelstettener Zollordnung von ca. 905 darstellt®. Die „Drei Grafschaften" erscheinen insgesamt als Kern landschaft der baiowarischen Entwidclung, im Anschluß an das Verlassen der Römer Noricums. Die Drei Grafschaften und die anderen Gaue „Isti et ceteri omnes qui in hiis tribus comitatibus nobiles fuerunt®." Mit diesen Worten wer den die Drei Grafschaften durch eine Urkunde der Jahre 905 oder 906 in die Geschichte ein geführt. Sie sind längst zu einem interessanten historischen Begriff geworden und hängen eng mit der frühmittelalterlichen Entwicklung zusam men. Das Gebiet der Drei Grafschaften wird we der in der sogenannten Raffelstettener Zollord nung noch sonstwo genau umrissen. Die Ur kunde läßt vom Aufbau oder Inhalt her auch keine Deutung zu, wonach die Drei Grafschaf ten z. B. weit in das Gebiet südlich der Donau hineingereicht hätten. Vertritt man den Stand punkt, im Norden der Donau war der Landes ausbau zum damaligen Zeitpunkt noch sehr schwach, kann man dieses Gebiet wiederum überhaupt aus den Überlegungen ausschließen. Diese Anschauung herrschte auch lange Zeit vor und ist heute noch nicht ganz gewichen. Trotz dem können die Drei Grafschaften nur im Donaugebiet gesucht werden, wie ebenfalls dar zulegen sein wird. Die Landeseinteilung in Bayern östlich wie west lich des Inns erfolgte im frühen Mittelalter nach Gauen. Es kann deshalb auch bei den Drei Graf schaften davon ausgegangen werden, daß sie zu einem oder auch zwei Gauen (der nächsthöheren Einteilungsgröße) gehörten. Einen eigenen Gau können sie schwerlich selbst gebildet haben, sonst wären sie als solcher bezeichnet worden. Der Rottach- und der Traungau waren die Gaue südlich der Donau, die in Urkunden dieser Zeit immer wieder genannt worden sind, im Gegen satz zu den Drei Grafschaften, die allerdings in diesem Bereich gesucht werden müssen. Wie sich die Gaue und auch die „Drei Grafschaften" gebil det haben, ist unbekannt. Deshalb kann auch nicht ermittelt werden, welche Überlegungen bei der Gaueinteilung maßgebend waren. Die Existenz dieser Gaueinteilung ist hauptsäch lich durch Schenkungsurkunden an die Kirche bekannt geworden. Diese Einteilung in Gaue war somit auch hauptsächlich bei Kirchen- oder Lan desbeamten bekannt, die im Beurkundungswesen tätig waren. Feste Bezirksgrenzen waren offen bar nicht gezogen und wohl auch nicht erforder lich. Es fand auch keine Entwicklung statt, die dies erfordert oder geboten hätte. Das Mittel alter an der Donau folgte dem Altertum ohne ' Franz Pfeffer, Das Land ob der Lnns, Veröffentlichun gen zum Atlas von Oberösterreich, Linz 1958. ^ F. Pfeffer, Das Land ..., S. 198. ' „Alle waren Edelleute (nobiles) in ihren drei Grafsdiaften", Auszug aus der Raffelstettener Zollordnung, veröffentlicht in der Urkundensammlung Monumenta Boica, künftig M. B., S. 203.

Machthaber und Reich. Es hatte noch die Züge freier, germanischer Obrigkeitsgestaltung. Die vorhandenen Adeligen und freien Landbesitzer besaßen und benutzten ihre Macht nur zur Rege lung örtlicher Rechtsgeschäfte. Unter diesen Um ständen kann es nicht ausbleiben, wicbtige We sensmerkmale dieser früheren Gaue nidit erken nen zu können. Es führt auch zu irrigen Ein schätzungen, ihnen welche anzudeuten oder zu vermuten, hier sei einiges an Überlieferungen verlorengegangen, was zu anderen Erkeimtnissen hätte führen können. Das Gebiet der Drei Grafschaften wurde von keinem Herrscher ge gründet, kein Staatsdiplom verkündete einen sol chen Entstehungsakt. Sie erwuchsen aus der Lan desentwicklung und wurden zu ihrer Zeit mit dem Namen genannt, der sich gebildet hatte. Bei der Betrachtung der ältesten Urkunden sammlungen des Bistums Passau wie des Klo sters Mondsee wird deutlich, daß die Ein- und Zuteilung der einzelnen Urkundsorte in die Gau bereiche nicht geringe Schwierigkeiten bereitet haben muß. Die Wichtigkeit der Gaueinteilung wird wiederum dadurch unterstrichen, daß die Bischofskirche St. Stephan von Passau in der Überschrift der Urkundensammlung als im Rottachgau^ das Kloster Mondsee als im „Mattiggau"® gelegen angegeben wird. Der Versuch einer überregionalen Gebietseinteilung wird hier deutlich sichtbar. Aber bereits die ersten Urkun den beider Codices weisen die Schwierigkeiten auf, die sich durch die ganze Sammlung hinzie hen. War es nun die Unkenntnis über die be stehenden bzw. bestandenen Grenzen der Gaue oder die tatsächliche Lage des Ortes, deren Kenntnis nach vielen Jahren bis zur Zusammen stellung verlorengegangen war, oder war es die Tatsache der Zugehörigkeit zu den „Drei Graf schaften", die Unklarheit bereitete, eine Erklä rung ist nicht zu finden. So wurden in beiden Sammlungen für die ersten Urkunden keine Gau abteilungen gebildet. Im Mondsee-Codex erschei nen unter den ersten Urkunden Ortsnamen mit dem Hinweis der Zugehörigkeit z. B. zum „Quinzinggau", obwohl dieser Gau ab der 39. Urkunde ein eigenes Kapitel besitzt. Im Codex des Pas sauer Bistums erscheinen unter den ersten Ur kunden Ortsnamen mit dem Zusatz der Zugehö rigkeit zum „Rottachgau", obwohl diesem Gau ab der 26. Urkunde ein eigenes Kapitel gewid met ist. Trotzdem kann wohl nicht überhaupt von einer Systemlosigkeit ausgegangen werden. Die Ab sicht, ordnend zu wirken, kann nicht übersehen werden. Offenbar waren jedoch die Schwierig keiten ziemlich groß, die sich dem Vorhaben ent gegenstellten. M. Heuwieser setzt sich mit den Gaueinteilungen, und hier mit dem Rottachgau sowie der „Urkundslandschaft nördlich der Donau", auseinander®. Dabei vertritt er die Mei nung, daß die Passauer Traditionen Lücken auf weisen müssen, und diese Lücken sich auf das Land im Norden der Donau beziehen. Diese An sicht korrespondiert einerseits mit dem Stand punkt weitgehender Unbesiedeltheit des Gebie tes im frühen Mittelalter, dürfte jedoch gerade deshalb wiederum keine Lücken, durch Verluste entstanden, voraussetzen. Jedenfalls bleibt weit^ hin die Meinung bestehen, für dieses Gebiet be steht eine Urkundsleere, zumal es auch gaumäßig nicht faßbar ist. Der Rottachgau wird dabei in das Gebiet des Flüßchens Rott verlegt und ent fernt sich dadurch allerdings in sicherlich unzu lässiger Weise zu weit vom gaumäßigen Mittel punkts- und Bistumsort Passau und den angren zenden Donauregionen. Eine sehr wichtige Rolle bei den alten Urkunds namen früher Ortschaften spielt der Ort „rota". Sowohl in der Sammlung des Bistums Passau wie auch der des Klosters Mondsee wird er einige Male genannt, zum Teil mit dem Charak ter eines Mittelpunktortes. Weder von Heuwieser noch von anderen Forschern konnte „rota" bis her ausreichend eindeutig lokalisiert werden. All gemein kann nur mit Recht davon ausgegangen werden, daß dieser Ort am Flüßchen Rott gesucht werden muß. K. Holter vertritt nun die Meinung, Orte mit auf Gewässer bezogenen Namen kön nen häufig in der Nähe der Mündung der Gewäs- * „Cartae de traditionibus ad S'tum Stephanum de Rotahkanne", M. B., Bd. 28 b, S. 3. " „Codex Traditionum Monasterii Lunaelacensis ... quod dicitur Matahgauue", Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 1, S. 1. • Max Heuwieser, Die Traditionen des Hochstifts Passau, München 1930.

ser gesucht werden^. Dies würde im Falle „rota" bedeuten, daß Schärding oder ein abgekommener Ort in unmittelbarer Nähe Schärdings mit „rota" zu identifizieren wäre. Hier könnten auch am ehesten noch Spuren dieses Ortes gefunden wer den, die wegen der häufigen Nennung und der Existenz über einen längeren Zeitraum durchaus zu vermuten sind. Nach allem scheint jedenfalls Schärding für eine Identifizierung mit „rota" am ehesten in Frage zu kommen, auch wenn die ge genwärtige Lage nicht (mehr) ganz paßt. Die „Drei Grafschaften" haben nun sicherlich mit dem Rottachgau wie auch dem Traungau direkt nichts zu tun. Den Mittelpunkt des Rottachgaues jedoch im Mündungsgebiet der Rott in den Inn zu vermuten, würde einiges ändern und dem Ge biet des Rottachgaues eine andere Gestalt ver leihen. Dann dürften auch mit einer größeren Ausdehnung des Rottachgaues vom Inn nach Osten wie auch von Schärding nach Norden an dere Gebiete erfaßt worden sein, wie bisher an genommen wird. Dieser Gau wird sich dann nach Osten zu nicht nur in einem schmalen Streifen am Inn entlang dargestellt, sondern auch das Gebiet nördlich der Donau mit erfaßt haben®. Auf diese Weise klärt sich auch das vermutete Fehlen von Urkxmden aus dem Gebiet nördlich der Donau auf, sie müssen nämlich unter den Urkunden des Rottach- wie auch des Traungaues gesucht werden. Am Anfang der ältesten Urkundensammlungen des Bistums Passau, des „Codex antiquissimus", wie auch des Klosters Mondsee, des „Codex Traditionum Monasterii Lunaelacensis", befin den sich, wie bereits erwähnt, Urkunden, die of fenbar aus anderen als gaumäßigen Gründen an die Spitze gestellt wurden®. Danach folgen Ab schnitte mit Gaunamen als Überschrift und ver streut auch solche verschiedener Gebiete. Es herrscht jedenfalls der Eindruck vor, daß eine gewisse Unsicherheit vorhanden war, bestimmte Orte den „Großgauen" Traun- und Rottachgau anzugliedern. Dies kann mehrere Gründe gehabt haben: 1. Die an den Anfang der beiden Urkunden sammlungen gesetzten Urkunden können als den „Drei Grafschaften" angehörig empfunden wor den sein. 2. Die Schreiber (Nachschreiber) der Urkunden wußten Jahrhunderte später lücht mehr, wo die Orte lagen und welchen Gauen sie zugehörten. 3. Die Urkunden aus dem Gebiet der „Drei Graf schaften" wurden späterhin auf die beiden Gaue, den Rottach- und den Traungau aufgeteilt. Das Fehlen einer eigenen Gaubezeichnung für das Gebiet nördlich der Donau in den beiden alten Urkundensammlungen führte jedenfalls zu der Annahme, hier seien auch keine Schenkun gen erfolgt. M. Heuwieser glaubte feststellen zu können, daß Urkunden zwar abhanden gekom men sind, diese aber wiederum nicht aus dem Gebiet nördlich der Donau stammen könnten^®. Dabei gibt es jedoch keinerlei Begründung dafür, daß es in diesem fraglichen Donaugebiet keine weiteren möglichen Gebietsteile gibt, die urkund lich existent wären. Es wurde lediglich der Standpunkt eingenommen, an der Donau endet im allgemeinen das Siedlungsland im frühen Mit telalter. Was eventuell dahinter lag, war für eine Beurteilung der „Urkundslandschaft" unergiebig. Das Land der „Drei Grafschaften" war jedoch, ' Kurt Holter, Die Gründung von Kremsmünster und die Besiedlungsgeschichte des mittleren Oberösterreich, Mitt. d. Oö. Landesarchivs, Bd. 8 (1964), S. 54. ® „Der Rottachgau war zu früher Zeit zugleich Amts gebiet einer Gaugrafschaft, die sich, wie man annimmt, zwischen der Vilsmündung in die Donau und dem Inn . . . erstreckte, . . . und einen Streifen am rechten Innufer einschloß", S. v. Riezler, Geschichte von Bayern, I, S. 848. ® Der Codex des Klosters Mondsee weist als erste Schenkung die des Gaugrafen Machelm aus dem Jahre 771 auf. Graf Machelm gilt als enger Vertrauter Her zog Tassilos III. Dieser Umstand wie wahrschein lich auch der Umfang des Schenkungsobjekts, waren sicherlich wichtig genug, dieser Urkunde den Vorrang einzuräumen. Ähnliche Gründe können die weitere Reihung bestimmt haben. Im Codex des Bistums Passau steht wiederum eine Schenkungsurkunde der Tochter des Edlen Wilhelm an der Spitze. Neben sonstigem Besitz werden eine Eigenkirche und ein Eigenkloster übergeben. Entsprechend ihrer Bedeutung waren die Wilhelminer die Hauptgrundherren im Lande nördlich der Donau. Auch hier ist die bevor zugte Reihung an der Spitze der Sammlung verständ lich. „Und ist es nicht noch auffallender, daß Schenkungen aus dem Passau gegenüber liegenden Gebiet links der Donau aus dem Schweinach- und Ilzgau vollstän dig fehlen"; M. Heuwieser, Die Traditionen..., S. XXV.

wie es das Mühlviertel heute noch zeigt, ein bevorzugtes Gebiet für Einzelsiedlungen (Einzei gehöfte). In seiner Siedlungskontinuität wird vielleicht gerade deshalb am Anfang ein von kel tischer Bevölkerung bestimmter Siedlungs abschnitt vermutet werden können^'. Daraus ist, wenn auch nicht auf eine dörfliche, so auch wie derum nicht auf eine unbewohnte Landschaft zu schließen. Die „Drei Grafschaften" waren sicher lich mit Herrengütern durchsetzt, die von Zeit zu Zeit Teile ihres großen Besitzes zur Rodung frei gaben. Das Land war auch durch Straßen er schlossen, was F. Pfeffer nicht erst für die Zeit der bajuwarischen Landnahme imd schon gar nicht erst für die Zeiten der „vollen Erschließung des Nordwaldes im 12./13. Jahrhundert" als ge geben ansieht^^. Königsstraßen, „viae regiae", durchzogen vielmehr im frühen Mittelalter das Landi». Die Raffelstettener Zoilordnung und der Bericht Ottos von Freising Die „Drei Grafschaften" bestanden und entstan den im frühen Mittelalter, wie zuerst durch die sogenannte Raffelstettener Zollordnung offenbar wird. Die Nachricht über das Bestehen einer sol chen Gebietseinheit ist mit Einzelsdiilderungen wirtschaftlichen Geschehens im Land der „Drei Grafschaften" verbunden. Der Ort der Zusammenkunft „Raffoltestetun", damals in unmittelbarer Nähe der Donau am rechten Ufer gelegen, läßt weder für die heutigen noch für die damaligen Verhältnisse Besonder heiten erkennen. Die Entwicklung zu Beginn des 10. Jahrhunderts war noch nicht so weit gedie hen, daß einzelne Orte aus rein wirtschaftlichen Gründen eine dominierende Stellung hätten er langen können. Die Bedeutung „Raffoltestetuns" war insofern auch nicht größer als die der ande ren, in der Urkunde genannten Zollorte. Aller dings war „Raffoltestetun" wie auch die anderen namentlich genannten Orte an der Donau gele gen xmd weisen deshalb auf die besondere Bedeu tung der Donau insbesondere als Handelsweg (seit der Antike) hin. Sie war es auch noch zur damaligen Zeit. Die „Drei Grafschaften" konnten jedoch olfenbar auch noch andere Besonderheiten und Privilegien für sich in Anspruch nehmen. Sonst wäre es wohl nicht nötig gewesen, daß vom König selbst ein Schiedsgericht einberufen wurde. Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, hier Privilegien zu vermuten, die bereits vor der „Machtüber nahme" durch die Karolinger Bestand hatten. Ge nauso gut möglich ist es, auch Zugeständnisse zu vermuten, die von den Karolingern zu einem früheren Zeitpunkt gemacht wurden. Dabei könnte es sich um solche gehandelt haben, die im Zusammenhang mit Verdiensten bei den Awarenfeldzügen gewährt wurden. Auch die anschlie ßende Annektierung der Ostmark wurde eben falls mit Hilfe hier ansässiger Grafengeschlechter und militärischer Einheiten dieses Landes voll zogen^^. Von König Ludwig und seinen Nachfolgern ge währte und bestätigte Zugeständnisse hatten so mit für das Land der „Drei Grafschaften" recht handfeste Bedeutung und Vorteile, die preiszu geben keinesfalls beabsichtigt war. Hier konnte nur eine „Landesversammlung" hilfreich sein, auf der die Entwicklung, die zu den Rechten führte, vorgebracht werden konnte. Während die Namen der Zollorte und des Ta gungsortes in der Urkunde die Bedeutung der Verkehrs- und Handelsbeziehungen erkennen lassen, können andere Zollorte als staatliche Ein richtungen durchaus auch an der Peripherie des " „Die vorcieutsche Bevölkerung des Mühlviertels scheint von den um die Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert durdr Ufernoricum gegen Vindelicien vordrängenden germanisch-bojischen Stammesgruppen, die dann zu den Baiwari-Baiern verschmolzen sind, in ein Hörig keitsverhältnis gebracht worden zu sein, wie an be stimmten Ortsnamen zu erkennen ist": A. E. Milz, Das Mühlviertel im „Boiohaemum celticum", Oö. Hei matblätter, 26. Jg. (1972), Heft 3/4, S. 101. F. Pfeffer, Das Land ..., S. 155. " Die Namen Königsbauer, Königseder, wie der Begriff der Königssteuer sind sicherlich Relikte aus dieser Zeit und dieser königlichen Landstraßen. „In eigener Person führte er (Karl der Große) jedoch nur einen einzigen Feldzug nach Pannonien (gegen die Awaren) an — die Ausführung der übrigen über trug er seinem Sohn Pippin, den Landeshauptleuten, den Grafen und Sendboten. Da diese den Krieg mit der größten Tapferkeit führten, so wurde er im 8. Jahr endlich beendet": Einhard, Kaiser Karls Leben, Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit; G. H. Pertz, 9. Jahrhundert, Bd. I, S. 38.

Landes angelegt sein. Andere Details der Ur kunde verleihen den „Drei Grafschaften" wie derum ziemlich deutliche Konturen, wobei Ein zelheiten mitgeteilt werden, die nur auf das Ge biet nördlich der Donau zutreffen. So müssen „Sclaui, Rugis, Baemanis", die in der Urkunde erwähnt werden, als Stammesbegriffe gewertet werden, die eng mit dem Gebiet Böhmens und Mährens verknüpft sind. E. Zöllner beschäftigt sich mit dem Begriff der „Rugi" und vertritt die Meinung, daß es nicht auszuschließen sei, hier den Überrest des germanischen Volksstammes der Rugier zu erblicken^®. Die Rugier werden in der „Vita Severini" wiederholt als Siedler im Gebiet nördlich der Donau angeführt. Die „Drei Grafschaften" waren somit die Nachbarbezirke der nördlich siedelnden Böhmen, Slawen und der damals noch bekannten Rugier, die damit zu gleich den Bezug zum Altertum herstellen. Die Bezeichnungen „Rotalariis, Reodariis" in der Zollordnung werden darüber hinaus mit Landes teilen des Gebietes nördlich der Donau gleich gestellt. Diese ergeben sich aus dem Gewässer namen Rodl und dem Gebietsnamen Riedmark^®. Ein dritter Name fehlt hier, um die Drei teilung des Landes komplett zu machen. Er kann der älteste Teil gewesen sein, westlich der „Rotala" und der „Mühel" gelegen, gleicher Ent stehungsart zuzuschreiben, ebenfalls wurzelnd im vergehenden Altertum und ebenfalls bereits durch germanische Gebietshoheit noch zur Zeit der Anwesenheit der Römer an der Donau ge prägt. Dies wäre in westlicher Ausdehnung das Gebiet des ehemaligen Landkreises Wegscheid in Bayern, dem die gleichen Landschaftszüge anhaf teten wie dem oberen tmd dem unteren Mühl viertel. Eingeschlossen in dieses Gebiet ist der landschaftliche Mittelpunkt Zell (jetzt Obern zell), an der Donau gelegen, dessen geschicht liche Entwicklung einen Höhepunkt im frühen Mittelalter mit Sicherheit vermuten läßt. Um fangreiche Bodenfimde, der kirchliche Bezug zur vorkarolingischen Zelle und die vielfachen Hin weise auf einen bedeutenden Adelssitz in eben dieser Zeit sind deutliche, bisher ebenfalls nicht gewürdigte Indizien in dieser Richtung. In die La-Tene-Zeit reicht die Verarbeitung von Gra phit bei der Herstellung von Tongefäßen in Obernzell (Griesbach in der Zell) zurück. Kera mikreste aus Graphitton verschiedener Perioden sowie eine auf Massenproduktion hinweisende Anzahl von Erdbrennöfen, in den letzten Jahren erst freigelegt, liegen als weitere Beweise vor. Aus einer weit zurückreichenden Entwicklung in frühen Zeitaltern waren Überlieferungen und Rechte im Lande der „Drei Grafschaften" offen bar so tiefwurzelnd vorhanden, daß selbst karolingische Könige nicht imstande waren, diese zu schmälern oder sorglos abzuschaffen. Die Raffelstettener Zollordnung gibt dies auch indirekt zu erkennen. Der zweite Hinweis auf das Land der „Drei Grafschaften" befindet sich in einem Bericht Ot tos von Freising aus dem Jahre 1158 über die Bil dung des Herzogtums Österreich durch Kaiser Friedrich 1.^^. Hier erfährt rund 250 Jahre nach der Zusammenkunft in Raffelstetten das besagte Land wiederum aus Anlaß eines besonderen Ge schehnisses Erwähnung. Erst diese Duplizität, verbunden mit dem Zeitunterschied, läßt die Be deutung des Gebietes der „Drei Grafschaften" so recht erkennen. Dabei kann kein Zweifel darüber bestehen, daß es sich um das gleiche Land han delt. Diesmal wird es einer anderen Oberhoheit unterstellt und wiederum unterlassen, dessen Grenzen zu nennen. Otto v. Freising berichtet in seiner Beschreibung des Staatsaktes zu Regens burg des Jahres 1156 so selbstverständlich von den „Drei Grafschaften", daß angenommen wer den kann, ihm selbst waren sie gut bekannt. Und dies war auch durchaus möglich, weil der bis herige Markgraf und spätere Herzog Heinrich sein Bruder war. Dessen Bemühungen waren ständig darauf gerichtet, im Lande der „Drei Grafschaften" Hoheitsbefugnisse zu erlangen bzw. zu erweitem. Die bewußte Trenmmg der „Drei Grafschaften" von dem anderen Gebiet der Ostmark läßt noch zu einem Zeitpunkt, der Erich Zöllner, Rugier oder Russen in der Raffelstettener Zollurkunde, MIÖG, Bd. 60,1952, S. 108-119. F. Pfeffer, Das Land .. ., S. 32. " „Exinde de ea marchia cum predictis comitatibus, quos tres dicunt, iudicio principum ducatum fecit,..", „Danach verwandelte der Kaiser die Mark und die Grafschaften, welche die ,Drei' genannt wurden, in ein Herzogtum...": Gesta Friderici I imperatoris, Schulausgabe von G. Waitz, 3. Aufl., 1912, S. 160.

250 Jahre nach dem „Landtag" von Raffelstet ten liegt, deutlich das politische Gewicht dieses Gebietes erkennen. Otto v. Freising bekräftigt dies noch durch den Hinweis auf den Bestand der „Drei Grafschaften" von „alters her"^®. Es be durfte unter diesen Umständen offenbar nicht erst der genauen Beschreibung der Grenzen. Die sogar doppelte Erwähnung des Eigennamens „Drei Grafschaften" durch Otto v. Freising wird auch zu bedeuten haben, daß es sich um ein Ge bilde gehandelt hat, das entwicklungsmäßig zu sammengewachsen war und nicht etwa nur durch eine Addition entstand. Von Natur aus oder aus Anfängen heraus, die sich nicht anders vollzie hen konnten, gab es eine Entwicklung zu den „Drei Grafschaften", weil das Gebiet natürliche Grenzen besaß. Eine solche Entwicklung ist durchaus denkbar, wenn man das Gebiet im Nor den der Donau als Ganzes betrachtet, etwa von der Erlau bis zum Haselgraben. In der Zeit des Entstehens der Geschichtswerke Ottos V. Freising war nicht nur die frühmittel alterliche Gaueinteilung längst überholt, es hatte sich bis dahin auch bereits eine gewisse Vielfalt an Gauen herausgebildet. Bei dem Staatsakt Kai ser Friedrichs I. in Regensburg wurde der Ostteil Bayerns als solcher insgesamt benannt und zu gleich das Gebiet der „Drei Grafschaften" hier von separiert. Bei diesem Sachverhalt erscheint es sinnvoll, andere Gebietsteile, wie z. B. die des Traungaues südlich der Donau, vom Gebiet der „Drei Grafschaften" abzurücken, denn sonst wäre die exakte Aussage in getrennter Form und wohl nicht in dieser Art erfolgt^®. Die „Drei Grafschaften" müssen ein geschlossenes Ganzes gewesen sein, von dem auch aus staatspolitischen Gründen bei der Bildung des neuen Herzogtums Österreich ausdrücklich ausgegangen wurde. Sie waren offensichtlich in das Gebiet zwischen Donau tmd Nord(Böhmer)wald eingebettet. Die frühen Schenkungsurkunden des Bistums Passau und die „Drei Grafschaften" Den Siedlungsstand der Landschaft an der Donau zwischen Passau tmd Linz im frühen Mittelalter geben vorzüglich die Traditions- bzw. Schen kungsurkunden des Bistums Passau, wie auch des 748 gegründeten Klosters Mondsee und anderer Bistümer und Klöster zu erkennen. In den Bezir ken des Rottach- und Traungaues, in denen ins besondere Schenkungen an das Bistum Passau und auch das Kloster Mondsee vorgenommen wurden, werden die Orte des Grundbesitzes, die Namen der Schenkenden und bei Schenkungen an das Bistum Passau auch noch die Zeugen des Schenkungsaktes genannt. Solche Urkimden lie gen aus der Zeit des 7. bis 10. Jahrhunderts, und natürlich auch über das 10. Jahrhimdert hinaus, vor. In den Namen der Schenkenden und Zeugen haben wir vielfach die Bewohner des Landes vor uns, in den Ortsnamen die Dörfer und Weiler des Landes. Im Rahmen der Fortentwicklung tre ten auch zugezogene Personen als Schenkende auf, wird Besitz auch aus entfernteren Gebieten übertragen und getauscht. In dem Dokument der Raffelstettener Zollord nung gibt es nun zwar keine Schenkenden und keine Zeugen, es werden jedoch ebenso eine ganze Anzahl von Namen genannt, die von min destens ebenso großer Bedeutung sind. Ein gan zes Namensregister von Teilnehmern aus den „Drei Grafschaften" ist aufgeführt, die alle hoch freier bzw. adeliger Herkunft waren. Hierdurch wird einerseits dokumentiert, wie durchsetzt die „Drei Grafschaften" mit Standespersonen waren, und so ein Licht auf den Landesausbau geworfen, und andererseits ein Hilfsmittel an die Hand ge geben, die führenden Sippen der „Drei Graf schaften" festzustellen. Einer der wichtigsten Namen der Teilnehmer an der Landesversammlung in Raffelstetten ist der des „vicarius" Durinc. Mit dieser Bezeichnung wird er wohl als Vertreter seines Grafen zu ver stehen sein und als solcher an der Versammlung teilgenommen haben. Die Bedeutung dieser Per sönlichkeit wird durch die Nennung in einem weiteren Dokument deutlich gemacht. So tritt in einer der ältesten Urkunden der Passauer Tradi- „. . . cum comitatibus adeam ex antiquo pertinentibus . . . . mit den angeschlossenen Grafschaften, die seit altersher bestehen . . ,ebenda. P. Willibrord weist auch darauf hin, daß der Traungau 1156 nicht mit zum Herzogtum Österreich dazugeschlagen wurde. F. Willibrord Neumüller, 1200 Jahre Kremsmünster, Linz 1977, S. 15.

tionsurkunden, im „Codex antiquissimus", eben falls ein Zeuge Durinc zusammen mit dem Zeu gen Wilhelm bei einem bedeutenden Schenkimgsakt auf®®. Es ist sehr naheliegend, in der Raffelstettener Zollordnung wiederum zwei Ver tretern dieser bedeutenden Sippen zu begegnen, da insbesondere Engilschalh zweifellos als Teil nehmer und Vertreter der Sippe der Wilhelminer gelten kann®^. Dadurch wird auf die Kontinuität über Jahrhunderte hinweg ein bezeichnendes Schlaglicht geworfen. Auch viele andere nament lich genannte Persönlichkeiten weisen Sippenvor gänger in Schenkungsurkunden an das Bistum Passau und das Kloster Mondsee auf. Andere werden durch Heirat ins Land gekommen sein und sind deshalb sippenmäßig in Vorzeiten nicht nachzuweisen. Mit Sicherheit kamen sie jedoch nicht mit Rodungsabsichten ins Land. Rodungen gingen von ansässigen Großgrundbesitzern aus. Ihren Besitz hatten diese Großgrundbesitzer we der durch Schenkungen noch durch Lehen, son dern hatten ihn als Freie eines germanischen Stammes am Ende der Völkerwanderungszeit er worben. Ein weiterer Beteiligter an der Landesversamm lung in Raffelstetten war der Bischof von Passau. Er trat als Beauftragter des Königs auf. Die Be auftragung durch den König erfolgte sicherlich in Anbetracht der besonderen Sachkenntnis auf dem Gebiet der angestandenen Fragen der Lan deszölle und -abgaben. Seine Kenntnisse beruh ten auf der ständigen Beteiligung an der Ent wicklung des Landes. Seine Beteiligung an der Landesversammlung erfolgte aber sicherlich auch aus berechtigten Eigeninteressen. Die weitere politische Entwicklung des Landes führte zur Bil dung des Fürstbistums im 13. Jahrhundert. Be strebungen in dieser Richtung können berechtigt auch bereits für diesen Stand der Entwicklung angenommen werden. Ausklang Das Land zwischen Donau und Nordwald ist ur sprüngliches Bauernland geblieben. Es liegt eine tiefe Melancholie über dem welligen Hochland mit seinen tiefen Bachschluchten. Die besondere Eignung für Einzelbesiedlung tritt überall her vor; gewundene Landwege trugen schon früh zur Landschaftsvielfalt bei, Verbindungen herstel lend zwischen den Einzelgehöften und Herren sitzen, die an Berghängen und Bergrücken ge schützt und abgesichert angelegt waren. Das Suf fix „edt-öd", in Orts- und Personennamen weit verbreitet, bildet die Bestätigung für den Be stand und den Vorzug der Einzelsiedlung. Nach allem kann bereits während der gemischt keltischen Besiedlungsperiode der Spätantike diese Siedlungsform vermutet werden®®. Diese Art der Besiedlung wurde auch im frühen Mit telalter fortgesetzt und war durch die Land schaftsbeschaffenheit bedingt, sofern nicht die allgemein spärliche Besiedlung des beginnenden Mittelalters der Grund gewesen ist. R. Schopf weist darauf hin, daß Einzelhöfe von Germanen in der Frühzeit dort bewohnt wurden, wo sie mit den Kelten in Berührung gekommen sind®®. Insbesondere scheint die Siedlung in Ein ödform im deutschen Siedlungsraum in vorkarolingischer Zeit verbreitet gewesen zu sein. Schopf führt weiter aus, daß erst in der Karolingerzeit die Tendenz zur dorfmäßigen Besiedlung infolge ausgedehnter Rodungen einsetzte. G. Grüll hat festgestellt, das vom Donautal abgesetzte und von den nach Norden führenden Tälern der 2« M. B., Bd. 28 h, Nr. XLIV, S. 39. 2» Der Ostmarkgraf Wilhelm hatte Engilrada zur Frau. Dessen Söhne Wilhelm und Engischalh fallen im Kampfe mit den Mähren im Jahre 871. Aus der um fangreichen Literatur seien insbesondere erwähnt: O. Mitis, Zur Herkunft der Ostmarkgrafen Wilhelm, MIÖG, Bd. LVIII 1950, S. 546 - 585. E. Klebel, Bayern und der fränkische Adel im 8. und 9. Jahrh., Vorträge und Forschungen 1,1955. M. Mitterauer, Karolingische Markgrafen im Südosten, Wien 1963. Charles R. Bowlus, Die Wilhelminer und die Mährer, Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte (ZBLG), Jg. 1973. ,,. . . Es erweist sich aber auch, daß die Mühlviertler Donauebenen von einem besiedelten Hinterland ge schützt und gestützt wurden. Die Kelten, die hier und im gesamten böhmischen Raum Fuß gefaßt hatten und die Donaugrenze hielten, gehörten wohl zum großen Stamm der Bojer.": Karl A. Wagner, Ein Ver such zur Aufhellung der Funktion des „Heidensteins" in Eibenstein, Oö. Heimatblätter, 23. Jg. (1969), H. 1/2, S. 103. R. Schopf, Ober die Fluren der ältesten dorfmäßigen Niederlassungen im niederbayerischen Lößgebiet, Ostbairische Grenzmarken, Jg. 1928, S. 214.

Ranna, Mühl, RodI, Alst und Naarn gegliederte Mühlviertel ist ein richtiges Burgenland^^. Etwa 170 aufrechte Burgen, Ruinen oder in Bauern höfe verwandelte Sitze sind erhalten, wozu wohl noch einhundert Stätten hinzuzurechnen sind, welche ihre Namen nach einstigen Wehrbauten (Burger, Burgstall) tragen. Die weitere Landesentwicklung ging, wie G. Diepolder feststellt, von den „bach-Orten" aus®®. Sie zählt diese Orte im bajuwarischen Siedlungs raum mit zu den frühesten Ortsgründungen überhaupt. Die im westlichen Teil des Landes der „Drei Grafschaften" anzutreffenden „bach"- Orte wie z. B. Rohrbach, Sarleinsbach, Julbach, Lembach und auch Griesbach können mithin als erste Kristallisationspunkte im Siedlungsgesche hen angenommen werden. Die Erwähnung Rohr bachs, Sarleinsbachs und Lembachs als alte Mal stätten in der Urkunde über den Ilzsädter Land tag des Jahres 1256 bestätigen dies®®. Mit eini ger Sicherheit kann dann auch angenommen wer den, daß von den 10 bis 15 auf jede Grafschaft fallenden ca. 40 „nobiles", wie sie die Raffelstettener Zollordnung nennt, diesen Orten durch ihr Wirken zur Bedeutung verhelfen haben. Dabei können die Griesbacher analog ihres Einflusses im gesamten Gebiet als mögliche Nachfolger des berühmten Geschlechts der Wilhelminer angese hen werden. Das Land der „Drei Grafschaften" hat bis heute seine Anonymität bewahrt. Mit Verwunderung wird seine Existenz auch weiterhin nur verhalten beurteilt werden können. Dies umso mehr, als Staatsakte wie die „Gründung" des Abteilandes, die Bildung des Herzogtums Österreich und die Bildung des Fürstbistums Passau Gebietshohei ten schufen, die sich gegenseitig überschnitten. Und trotzdem war es sicherlich ein Land großer historischer Bedeutung. Es gehörte dem Ge schichtemorgen bajuwarischer Entfaltung an. G. Crüll, Burgen im Mühlviertel, Das Mühlviertel, Linz 1972. ^ G. Diepolder, Orts- und „IN-PAGO"-Nennungen im bayerischen Stammesherzogtum z. Z. der Agilolfinger, ZBLG, Bd. 20, Jg. 1957, S. 367. M. B. 28 a, S. 511.

Der Bärenstein Zur Formung der Felsburgen im oberösterreichischen Kristallinmassiv Von Wolfgang Kern Mit 3 Abbildungen, 4 Profilen und 2 Kartenskizzen DER BÖHMERWALDHAUPTKAMM Der hier beschriebene Raum nimmt einen Teil des im Mühlviertel gelegenen Kristallinmassivs der Böhmischen Masse ein. Er gehört somit zum variszischen Grundgebirge, innerhalb dieses zum Moldanuvikum. Der Untersuchungsratim umfaßt den Bereich des Böhmerwaldhauptkammes, der MORPHOGRAPHISCHE GLIEDERUNG Plöckensteln ■ i-VV-. l VI im Westen vom Plödcenstein (1376 m), im Osten von der Haagerpaßstraße (836 m), im Norden von der Staatsgrenze zur CSSR tmd im Süden von der Senke der Großen Mühl begrenzt wird. Die geologische Karte^ dieses Gebietes zeigt eine ^ Übersiditskarte des Kristallins, 1965. Stadsgrenze Gemetndegrenze —V — V — Konka vität Terrassenkonte O cVTt \ Bärenstein Vorobnungcn auf I 590-670 m "■ J Alto Senkenobarflächo ||ll[||l||l| 776 -790 m lllllllllll Randkupponnivoau B40-902 m Sporn-Kupponniveau 950-im m Hochftächensysiem Bl|im|l|t|| noo- 7144 m IIIIIIIHI'"! rlächenpaßniveau 1J70-72Q3 rn Rücken-Kuppensystem 1339-1376 m Zentrales Bergland A Algen U Ulrichsberg K Klaffer S Schwarzenberg \\? Grundlage; ÖK 1 : SOOOO. Bi. 14 (Rohrbach) Entwurf; W.Kem, 1917

Dominanz von Arealen aufgebaut aus Eisgarner Granit, Schiefergneisen und Weinsberger Granit sowie entsprechender Übergangszonen nordöst lich der Pfahlstörung. Südwestlich dieses schma len Bandes von Myloniten überwiegt vor allem Grobkorngneis. Eine Deckung der Gebiete der Erstarrungsgesteine mit markanten Oberflächen formen konnte nicht gefunden werden. Die Pfahlstörung verläuft zwar annähernd parallel zur heutigen Mühlsenke, doch zieht sie zwei bis drei Kilometer nördlich davon im Bereich der markanten Schleppenhänge des Hauptkammes in herzynischer Streichrichtung. Der später nodi detaillierter zu besprechende Bärenstein liegt im Bereich des Eisgarner Gra nites. Dieser Ausschnitt des Böhmerwaldhauptkammes zeigt eine vielfältige Gliederung (siehe Karten skizze 1). So können zwischen den höchsten Punkten, dem Plöckenstein (1376 m) und dem Hochficht (1339 m) und dem tiefsten Bereich, der Mühlsenke bei Schlägl (544 m) sieben flächenhaft auftretende Niveaus ausgeschieden werden. Diese einzelnen Verebnungen umgeben meist halbkreisförmig das jeweils höhere Niveau. Sie finden ihre Fortsetzung auch im angrenzenden tschechisdren Gebiet. Die morphographische Kar tierung zeigt auch eine deutliche Zimahme der flädienhaften Ausdehnung der Verebnungen je tiefer sie liegen, ausgenommen das Randkuppen niveau, welches vor allem die konkaven Hänge zwischen dem eigentlichen Rückenbereich und der Mühlsenke gliedert. Die Verbindung zwi schen den einzelnen Niveaus wird durch sanft abfallende Rücken oder schleppenförmige Hänge hergestellt. Die Trennung der Verebnungsflächen erfolgt durch steilere Hänge. Ziehen Tälchen zwi schen den Niveaus zu Tale, zeigen ihre Profile oftmaligen Wechsel zwischen Muldenform und Kerbtalform, je nach der Vorform. Folgende Niveaus wurden ausgeschieden: Das höchste System, das zentrale Bergland^, wird heute nur mehr durch zwei Kuppen, den Plöcken stein und den Hochficht, gebildet. Diese werden jeweils halbkreisförmig vom tieferliegenden Rücken-Kuppensystem (1170—1283 m) um geben. Auch dieses Niveau zeigt schon eine starke Aufgliederung. Wesentlich weniger auf gelöst tritt das nachfolgende, das Flädienpaßniveau (1100—1144 m) entgegen. Als das die größten Ebenheiten bietende Niveau muß das nächsttiefer liegende, das Hochflächensystem zwischen 950—1077 m angesehen werden. Dieses schließt sich dem höheren Niveau vor allem im Südosten an und trägt auch die Felsburgengruppe Bärenstein. Ein nächstfolgendes System im Be reich zwischen 840 und 902 m (Sporn-Kuppenniveau) folgt nochmals gegen Südosten, tritt aber flächenhafter im angrenzenden böhmischen Raum auf. Diese bisher erwähnten Verebnungen gehören zum eigentlichen Böhmerwald-Gewölbe und bilden zusammen die europäische Wasser scheide, trennen also die Einzugsbereiche der Moldau und der Donau. Zwischen diesem kon vexen Rückenbereich und der heutigen Mühl mulde lassen sich jedoch noch deutlich zwei wei tere Niveaus feststellen. So kann ein zwar wie derum stark aufgelöstes Randkuppenniveau zwi schen 716 und 790 m ausgegliedert werden und ein wesentlich glatteres Verebnungssystem, die alte Senkoberfläche zwischen 590 und 670 m. Dieses Niveau fungiert gleichzeitig als Haupt siedlungsträger, vor allem auch deswegen, da die heutige Talaue ein nur geringes Raumangebot bietet und häufig Vernässungszonen aufweist*. Die Gliederung der Hänge zwischen den Niveau systemen, bzw. die Gliederung der einzelnen Verebnungen erfolgt durch Mulden verschieden ster Größenordnung und verschiedenster Form. Auffallend dabei ist, daß in die höheren Niveau systeme ein sich verästelndes Bachsystem ein greift (der Klafferbach mit seinen Zubringern), während die tieferen Verebnungen von Gerin nen ohne wesentliche Nebenbäche entwässert werden (z. B. Hintenbergerbach, Hammerbach, südlich der Wasserscheide oder Kesselbach und Bügelbach nördlich der Wasserscheide). Der Tal beginn sämtlicher Hohlformen zeigt eine aus geprägte, weit gespannte Mulde. Erst im weite ren Verlauf — besonders im Bereich der Konvexi tätslinie, am Übergang des Rückenbereiches zum Hangbereich — ändert sich das Profil zur Kerbtal form. Im Unterlauf dieser Seitenbäche der Gro ßen Mühl, also im Bereich der alten Senkenober- ^ Vgl. Fisdier, 1965. ' Vgl. Pippan, 1955.

fläche und der heutigen Talaue, zeigt die Profil linie wieder Muldenform. Dieser Wechsel zwi schen Kerb- und Muldenform kann aber — manchmal in nicht sehr ausgeprägter Form — öfters während eines Bachverlaufes auftreten, besonders dann, wetm zwischen den einzelnen Niveaus steilere Hangpartien anzutreffen sind. Dann findet sich an der Kante der Verebnung zum Abhang hin oft nur über wenige Meter — jedoch deutlich ausgeprägt — ein kleiner Kerb talschnitt. Der Versuch einer Korrelation zwischen den ein zelnen Niveaus und einer Nutzungsdifferenzie rung ergibt folgendes Bild: Die Hänge zum zen tralen Bergland (vor allem die zur Quellmulde des Stieglbaches leitenden) dienen in Form von Skiabfahrten dem Fremdenverkehr. Ebenso wer den einzelne, die verschiedenen Niveaus überra genden Kuppen oder Felsburgen als Aussichtspimkte für den Fremdenverkehr genutzt. Ein Netz von Wanderwegen durchzieht dieses Ge biet, welche meist jedoch nach der Überwindung des Hangbereiches isohypsen-parallel verlaufen (z.B.: Nordwaldkammweg). Mit wenigen Aus nahmen (z. B. die Rodungsinseln: Holzschlag, Schöneben und Grünwald) ist jedoch der Bereich der höheren Niveaus rein forstwirtschaftlich ge nutzt. Erst die alte Senkenoberfläche und die Hangfußflächen dienen der landwirtschaftlichen Nutzung. Die Hauptsiedlungen (z. B. Aigen, Ul richsberg, Klaffer) liegen alle auf dem Niveau zwischen 590 und 670 m (alte Senkenoberfläche). Die heutige Talaue dient wiederum rein land wirtschaftlichen Zwecken und ist frei von Besied lung. Einzig im Bereich von Hinteranger ist das Niveau der alten Senkenoberfläche von einem Hochmoor bestanden und dieses konnte erst in jüngster Zeit durch entsprechende Entwässerung und Meliorisierung der landwirtschaftlichen Nut zimg zugänglich gemacht werden. DAS GEBIET UM DEN BÄRENSTEIN Viele dieser Verebnungsflächen tragen felsburgenartige Erhebungen. So wird auch das im nord westlichen Bereich des Mühlviertels weitverbrei tete Niveau des Hochflächensystems — die, wie in den vorhergehenden Abschnitten aufgezeigt, dritte Verebnung innerhalb des sechsstufigen Auf baues — von mehreren Kuppen gekrönt. Diese bestehen häufig aus Felsblockansammlungen mit unterschiedlichen Formen, von einfachen, woll sackartigen Aufragungen wie am Sulzberg (1041 m), bis zu schönen Felsburgen wie am Bärenstein (1077 m). Weitere markante Fels gruppen wären noch u. a. der Moldaublick (1020 m) sowie der kleine Bärenstein (965 m.). Die große Ansammlung von mehreren Fels türmen, umgeben von mächtigen Blockhalden — der Bärenstein — ist heute ein vielbesuchter Aussichtspunkt, da die sich nördlich, östlich imd bis südwestlich anschließenden Flächen einem tie feren Niveau zugehören und somit eine weite, natürliche Sichtmöglichkeit gegeben ist. Nur die Richtung Nordwesten bietet durch die hier treppenförmig ansteigenden, einzelnen Verebnungen keinen freien Horizont. Die Oberflächengestaltung der näheren Umge bung des Bärensteins soll durch die Profile 1 und 2 aufgezeigt werden. Das Profil 1 verläuft in WSW-ENE-Richtung, das Profil 2 in NNWSSE-Richtung. Beide verlaufen durch den Bären stein. Sie zeigen einen stark überhöhten Schnitt, einmal quer zum Rücken des Hochflächen systems (1), ein andermal in Längsrichtung (2). Die Profillinien sind in der Karte 1 eingezeichnet. Das Querprofil (1) zeigt eine deutliche Asymmetrie. Die Hangneigung ist Richtung NE eine wesentlich steilere als die gegen SW, also gegen die Mühlsenke hin. Tiefer eingeschnittene Gräben reichen von der Moldausenke her auch wesentlich näher an das Hochflächensystem heran als von der Mühlsenke. Tiefer liegende Niveaus werden im Bereich der NE-Richtung auch auf kürzerem Wege erreicht. In diesem Ab schnitt ist das Sporn-Kuppenniveau kaum aus geprägt, so daß teilweise sogar ohne stärkere Hangneigungsdilferenzierung das tiefere Rand kuppenniveau — welches auch die Bayerische Au trägt — erreicht wird. In SW-Richtung erstreckt sich das Hochflächensystem noch wesentlich wei ter, um erst in über 1 km die Hangbereiche des Böhmerwaldhauptkammes zu erreichen. Die hier nur sporadisch anzutreffenden kleinen Gerinne ziehen in flachen, kaum eingetieften Mulden Richtung SW. Erst im Bereich der Konvexitäts linie tiefen sie sich stärker ein.

So kann festgestellt werden, daß der Bärenstein somit des markanten Überganges einer Verebwohl das hier den Rücken bildende Hochflächen- nung zur anderen in dieser Streichrichtimg. System krönt, jedoch nicht in der Mittellinie liegt. Die beiden Spitzen im Profil, der Sulzberg (S) sondern nach NE hin etwas verschoben ist. und der Bärenstein (B) zeigen deutlich, wie einBÖIENSTEIN WSW - EHE PROFIT. 2 BJUiEHSTBIN NNW - SSE QUEIiE: ÖK 1:50 000, Blatt 14 ENTWURF: W.KERN, 1977 ObERhShUNG 1:6,25 Das Längsprofil (2) führt von der weitgespannten Mulde des Rotbaches — der gleichzeitig die Grenze zwischen Österreich und der CSSR bil det — über den Sulzberg (1044 m) zum Bären stein und über den Abfall des Hochflächen systems noch hinaus. So zeigt er in einem Schnitt diese weitläufige Verebnung, deren relativ fla chen Anstieg im NW und etwas steileren Über gang zur nächsttiefer liegenden im SE. Diese Asymmetrie ist hier vor allem durch die Tal mulde des Grenzbaches bedingt, der in einem leicht ansteigenden Muldental vom heutigen Moldaustausee her in dieses Niveau eingreift. Der stärkere Böschungswinkel am anderen Ende die ses Profils entspricht der allgemeinen Grimdtendenz des stufenweisen Niedrigerwerdens des Böhmerwaldhauptkammes in SE-Richtung und zelne — unterschiedlich stark vom umgebenden Verwitterungsmaterial freigelegte — Kuppen den Verebnungen aufsitzen. Wie dies im einzelnen bei einer Felsburg aussieht, darauf soll später näher eingegangen werden. Hier aber sei noch auf die Form dieser Niveau flächen hingewiesen. Wiederum zeigt dieses Pro fil die Oberflächengestaltung so einer Verebnung. Kleine Kuppen, sanfte kleine Rücken wechseln mit Dellen und Mulden ab, abhängig davon, wie weit sich ein Gerinne (hier z. B. der Rameneibach oder der Kesselbach) in ein Niveau vorgearbeitet Die Beschaffenheit der Oberfläche wechselt im Hinblick auf die Dichtlagerung und Größe von Felsblöcken oftmalig, meist abhängig von Hang neigung bzw. ob Voll- oder Hohlform vorliegt.

So finden sidi auf Kuppen übereinander lagernde „Wollsädce", in Dellen- oder Muldenböden fast blocklose Oberflächen, wogegen auf geneigten Flächen Blockstreu in verschiedener Intensität auftritt. Stärkere Mächtigkeit von feinem Ver witterungsmaterial, mehr oder minder mit Grus durchsetzt, über größere Flächen hinweg, findet sich also nur in Hohlformen. Die Aufschlüsse entlang der Straße von Schön eben zum Moldaublick und in einer Sandgrube bei Grünwald zeigen folgendes Bild: Abgesehen von einer oberflächigen Bedeckung mit vereinzel ten Blöcken bis Blockstreu zeigt der Boden Podsoldynamik, eine dünne Rohhumus- bis Wurzelfilzobersdiidite, geringmächtige (bis 15 cm) grushältige A + B-Horizonte (je steiler der Hang, desto grushältiger sind die Horizonte) und ein bis mehrere Meter mächtiger C-Horizont, der aus feinem Grusmaterial besteht, bis anstehender Fels zutage kommt. Dieser Grushorizont zeigt meist deutlidhe relikte Fließstrukturen, einzelne Blöcke (faustgroße bis zu 1 m mächtige) schwim men in den oberen Bereichen. Noch Blockstruktur vortäuschend, finden sich auch in unteren Par tien Grusschichten, die mit dem Messer leicht schneidbar sind. Der Übergang zu festem Fels ist unregelmäßig, Grustaschen und Grusklüfte dringen oft noch tief hinein. DIE FELSBURG Über das Niveau des Hochflächensystems von 1000 m mittlerer Höhe erhebt sich der engere Bereich der Felsburg Bärenstein (Abb. 1.) Der oberste Punkt des höchsten, zentralen Felsturmes überragt dieses um fast 80 m. Die Profile 3 und 4 zeigen den Oberflächenaufbau. Das SSW-NNE-Profil verdeutlicht die abrupte Herausragung des in der Profillinie liegenden Felsturmes, die fast 16 m breiten, anschließenden „Terrassen" — fast waagrechte, ebene Flächen und die je nach Exposition verschieden tiefen, steilen Abfälle. An diese schließen sich mehrere Zehner von Metern breite, geneigte Flächen an, wobei die nach NE gerichteten Flächen wiederum einen größeren, durchschnittlichen Böschungswin kel aufweisen (siehe Profil 1). Am Ende der nach SW geneigten Fläche läßt sich eine nochmalige 5—6 m tiefe Geländestufe erkennen, die den Übergang zu einer wesentlich flacher geneigten Fläche anzeigt. Der Längsschnitt durch den Felsburgenbereich (Profil 4) zeigt die sich zwischen den einzelnen BÄRENSTEIN PROFIL 3 100 80 60 40 20 PROFIL 4 20 40 60 SO lOO m 1O80 lOO 80 60 40 20 20 40 60 80 100 m GRUNDLAGE: VERMESSUNG DES VERFASSERS 1977 ENTWURF: W.KERN

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