Gläubiger selbst für die aufgenommenen Dar lehen natürlich die gesamten Zinsen zu zahlen hatten. Allein für die Stadt Schärding machte dies für die dreißig Jahre bis 1779 27.000 fl aus. Nach dem Teschner Frieden vom 13. Mai 1779 kam nun das Innviertel durch Hofkammerdekret vom 9. Juni 1779 an das Kaisertum Österreich, jetzt erst erhielt das Viertel seinen Namen; von dieser Stunde an hat auch die Verzinsung der Staatsgläubiger zur Gänze aufgehört. Freiherr von Pocksteiner hat damals berechnet, daß sich die Innviertier Schulden auf 848.143 fl belaufen. Beim Teschner Frieden hat sowohl Bayern wie Österreich bewußt nicht die Sprache auf diese alten Irmviertler Schulden gebracht; Bayern, weil es unterstellte, daß es das ganze Innviertel mit allen seinen Einkünften und Erträgnissen — und natürlich auch mit allen seinen Lasten — an Österreich abzutreten habe; Österreich seinerseits wollte die Innviertler Schulden nicht erwähnen, um nicht durch klare Vertragsbestimmungen ver pflichtet zu werden, diese Schulden zu bezahlen. Als dann in den Napoleonischen Kriegen 1809 das Innviertel wieder an Bayern kam — es kam tatsächlich am 14. Oktober 1809 an die Franzo sen und am 28. Feber 1810 an Bayern —, mach ten die Innviertler Staatsgläubiger ihre Forde rungen zwar in energischer Weise geltend; in nerhalb dieser chaotischen und kriegserfüllten Jahre konnten sich die Innviertler jedoch Mün chen gegenüber nicht durchsetzen. Bayern ver folgte — ähnlich wie später auch Österreich — eine hinhaltende Strategie, eine Verzögerungs taktik. Bei der Wiedervereinigung des Innvier tels mit Österreich am 14. April 1816 wurden ebensowenig wie beim Teschner Frieden von 1779 die Innviertler Schulden erwähnt. Laut Kyrie wurde bei den österreichisch-bayri schen Gesprächen im April 1816 in München das Problem der Innviertler Schulden österreichischerseits absichtlich übergangen. Allerdings wurden zwischen 1816 und 1839 die diplomati schen Verhandlungen mit Bayern fortgesetzt bis 1840 Bayern erklärte, diese Verhandlungen nicht mehr weiterzuführen, und jede Verpflichtung ab lehnte. Die Folge dieses Tauziehens war unterschiedlich. Die meisten Innviertler Gläubiger blieben nun die Zinsen schuldig. Das konnte allerdings nicht die Stadt Schärding, die in besonderer finanziel ler Bedrängnis war, sich Kapital nicht leihen konnte, sondern auf die vorhandenan wohltäti gen Stiftungen, wenn auch nur kurzfristig, zu rückgreifen mußte. Diese wohltätigen Stiftungen wären nun insolvent geworden, wenn ihr die Zinsen nicht regelmäßig zugeflossen wären. Die Stadt Schärding war auf der anderen Seite natur gemäß stark daran interessiert, diese wohltätigen Stiftungen zu erhalten. So zahlte Schärding an Zinsen jährlich 800 fl, insgesamt 65.000 fl, eine für jene Jahre enorm hohe Summe. Das aber wa ren keinesfalls alle Schwierigkeiten für diese Grenzstadt in den Jahren des Überganges an Österreich: der unter Bayern bestandene Bier pfennig wurde in Österreich aufgehoben, wo durch Schärding 1500 fl verlor; ebenfalls auf gehoben wurde der „Pflasterzoll", was für Schärding einen weiteren Ausnahmeentfall von 700 fl jährlich bedeutete. Ebenfalls aufgehoben wurde das „Niederlagsrecht", das Schärding in den letz ten hundert Jahren Vorteile und Steuern ein brachte. Für Schärding und Obernberg wurde die „Getreide-Aufschlagsgebühr" gestrichen; auch die „Bürgeraufnahmetaxe", die je nach dem Einkom men des Betroffenen zwischen 5 und 40 fl lag, wurde einheitlich mit 6 fl festgelegt. (Bei allen momentanen Schwierigkeiten für die Stadt Schärding muß man allerdings sagen, daß in der Erfindung von Steuern Bayern scheinbar erfin derischer war als Österreich und diese Maßnah men andererseits die Wirtschaftskraft der einzel nen Bürger stärkte). Vorher und zwischendurch hatten allerdings die Franzosen 1809 Schärding beschossen — es war damals eine „österreichi sche Stadt", stellten die Schärdinger fest, die dem „nachdringenden Feinde geopfert werden müßte". Die sechstägige Plünderung, die den französischen Soldaten bewilligt wurde, verur sachte Schäden „an Gebäuden imd sonstigen Eigenthume" von weiteren 800.000 fl. Die Bit terkeit Österreichs wie Bayern gegenüber de monstrierte Kyrie, indem er erklärte: „Nun hat allerdings Österreich gegenüber Schärding sich eben seiner Verpflichtung schnell entbunden, nachdem bekanntlich im Herbst 1809 das Inn viertel an Bayern zurückfiel. Unter Maximilian
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