Salzach—Inn. Das Untersuchungsgebiet lag im mer abseits großer wirtschaftlicher und politi scher Machtzentren. Die Achse Braunau—Mattigtal kann als Gebiet relativ früher Industria lisierung angesehen werden (vgl. G. Otruba und R. Kropf, 1969 und 1971). In neuerer Zeit er-, gaben sich wirtschaftliche Impulse vor allem aus der Errichtung des Aluminiumwerkes Ranshofen, in eingeschräidctem Maße durch die Aus weitung des Braunkohlebergbaues im Raum Trimmelkam und zweifellos auch durch die Ar beitsmöglichkeiten im Inn-Alz-Chemiedreieck. Die Landwirtschaft rdmmt innerhalb der Ti^esamtwirtschaft des Bezirks noch einen be deutenden Platz ein. 1971 existierten im Bezirk Braunau insgesamt 7094 landwirtschaftliche Be triebe, mehr als 26 Prozent der Berufstätigen waren in der Sparte Land- und Forstwirtschaft beschäftigt. Betrachtet man das gegenwärtige Bild der Siedlimgsverteilung, dann zeichnet sich als Gebiet der stärksten Bevölkerungsverdichtung die auch in wirtschaftlicher Hinsicht dominante Achse des Mattigtales mit Braunau ab. Als weitgehend unbesiedelt erweisen sich dagegen die den Inn be gleitenden Flächen der Niederterrassen. Nur im Umkreis von Braunau hat die Besiedlrmg auch die Niederterrassen, und zwar vor allem die Terrassenränder, erfaßt. Als weitere ausgedehnte siedlungsleere Gebiete sind der südliche Kobernaußer Wald und der im Bereich von WürmEndmoränen gelegene Obere Weilhartforst zu nennen. Die größeren Hochterrassenflächen wie die Schwander Platte sind meist deutlich dichter besiedelt als Altmoränen und Deckenschotter. Auch das Zungenbecken des Würmgletschers ist, abgesehen von den Moorgebieten, durch eine dichtere Besiedlung gekennzeichnet. Im Raum Braunau-Altheim erweisen sich die spät- und postglazialen Terrassen als bevorzugte Sied lungsbereiche. Die im folgenden ausführlicher besprochenen größeren Siedlungen des Untersuchungsgebietes weisen — so unterschiedlich sie in Funktion und Entwicklung auch sein mögen — hinsichtlich ihrer Lage innerhalb des Ensembles naturräumlicher Einheiten eine verblüffende Ähnlichkeit auf. Alle Siedlungen sind dadurch gekennzeichnet, daß sie nicht innerhalb eines einheitlich strukturierten. homogenen Naturraumes liegen, sondern immer im Grenzbereich mehrerer unterschiedlich struk turierter, heterogener Naturräume. Dies ist des halb erstaunlich, weil in nächster Nachbarschaft der meisten Siedlungen große Flächen einheit licher Naturräume zur Verfügung stehen. Bei einer rein zufälligen Siedlungsverteilung, die von den naturräumlichen Gegebenheiten der Stand orte völlig unabhängig wäre, ist zu erwarten, daß zumindest einige der größeren Siedlungen ausschließlich innerhalb einer der weitflächig ver breiteten Naturraumeinheiten anzutreffen wären. Die zweifellos überzufällige Bindung der Sied lungsstandorte an die Rand- und Grenzbereiche von Naturräumen läßt vermuten, daß für die Standortwahl unter anderem die unmittelbare Nähe mehrerer unterschiedlidier ökotope ent scheidend war. Das beschriebene Phänomen ist auch aus zahlreichen anderen Gebieten bekannt. In der Bimdesrepublik Deutschland liegen 64 Prozent aller Städte mit mehr als 20.000 Ein wohnern genau an den Grenzen zwischen natur räumlichen Haupteinheiten (E. Meynen und A. HammerSchmidt, 1967). B. Dumanowski (1974), der auch einige Beispiele aus Nordamerika an führt, hat mit Hilfe einer einfachen Karten analyse gezeigt, daß über 60 Prozent aller afri kanischen Städte mit mehr als 100.000 Einwoh nern (1968) Standorte besitzen, an denen sich mindestens zwei Hauptelemente des Naturrau mes verändern. Nur 7,5 Prozent der Städte lie gen lücht an Naturraumgrenzen. 5.2. Einzelanalysen 5.2.1. Altheim Der Markt Altheim (erste urkundliche Erwäh nung 903®) zählt zu den wirtschaftlich aktivsten Siedlungen des Bezirkes. Er koimte in den letz ten Jahrzehnten größere Wanderungsgewinne verzeichnen. Altheim liegt im Tal der Ach knapp fünf Kilometer oberhalb deren Einmündung in den Inn. In der Höhe des Ortes durchschneidet das in SE-NW-Richtung angelegte, etwa 1,5 km breite Sohlental die den Inn begleitende Hochterrasse. Der Haupttalboden wird von einer ebe nen Schotterfläche gebildet, die nach dem Aus- ' Die Jahreszahl der ersten urkundlichen Erwähnung wurde von K. Schiffmann, 1935, übernommen.
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